Probefahrt GSe-ModelleAltes Kürzel, neuer Anlauf
Opel bemüht sich seit Jahren darum, sein verstaubtes Image loszuwerden. Das soll mit einem traditionellen Kürzel in Verbindung mit sportlichen Plug-in-Hybrid-Modellen funktionieren.
Es ist noch gar nicht so lange her, da war Opel in der Schweiz eine grosse Nummer. 2010 verkaufte die Marke aus Rüsselsheim in der Schweiz 16’305 Autos und lag in den Verkaufscharts auf Rang 4, musste sich mit 5,5 Prozent Marktanteil nur VW, Audi und Renault geschlagen geben. Im vergangenen Jahr konnte Opel hierzulande noch 4454 Neuwagen absetzen. Dies zwar in einem generell geschrumpften Gesamtmarkt, der vor zwölf Jahren fast ein Drittel grösser war – doch Opels Marktanteil sackte in dieser Zeit auf 2 Prozent zusammen. Damit liegt Opel aktuell noch auf Platz 16 in den Schweizer Verkaufscharts. Noch vor der Jahrtausendwende war die Marke mit dem Blitz im Logo mit fast 40’000 verkauften Neuwagen pro Jahr sogar Marktleader in der Schweiz.
Gründe für die Baisse gibt es einige, doch so richtig klar ist es dennoch nicht, wieso Opel in der Gunst der Käufer so gesunken ist. Zum einen wurde das Konkurrenzumfeld stärker. Die Rüsselsheimer wurden von Marken überholt, die sich seit 2010 glänzend entwickelt haben: Hersteller wie Dacia, Hyundai oder Kia spielten 2010 noch eine unbedeutende Rolle und sind heute dank starker Produkte und guten Marketings gewichtige Player im Schweizer Markt. Tesla war damals nur mit dem Elektro-Roadster am Markt, bis heute hat sich der amerikanische Elektroautohersteller einen stolzen Marktanteil von 3,9 Prozent erkämpft. Zum andern steckt Opel seit vielen Jahren in einer ungemütlichen Position: Früher als unbedeutender Teil des Giganten General Motors und heute als unbedeutender Teil des riesigen Stellantis-Konzerns, konnte die Marke nie sich selbst verwirklichen, sondern musste damit auskommen, was in den Konzernzentralen in Detroit oder Amsterdam entschieden wurde.
«Grand Sport electric»
Vor allem aber scheint Opel noch immer unter dem angestaubten Image als Hersteller langweiliger Hutträgerautos zu leiden – und das völlig zu Unrecht. Die farblose Kadett-Ära ist längst passé, die Zeit der mit Tasten überfrachteten Plastik-Cockpits zum Glück auch. Opel baut seit Jahren spannende, attraktiv gestaltete und technisch konkurrenzfähige Produkte zu vernünftigen Preisen. Gekauft werden sie dennoch sehr zurückhaltend. Ein gutes Beispiel ist der Kompaktwagen Astra: Während vom Dauerrivalen VW Golf im vergangenen Jahr über 3200 Stück gekauft wurden, entschieden sich nur knapp 260 Käufer für das Modell aus Rüsselsheim. Anhand von kaufentscheidenden Kriterien wie Design, Technik oder Preisgestaltung lässt sich das nicht erklären.
Nun nimmt Opel einen nächsten Anlauf, um der Marke mehr Schwung zu verleihen – und zwar mit der Reaktivierung des Kürzels GS/E. Die drei Buchstaben standen vor mehr als einem halben Jahrhundert für «Grand Sport Einspritzung» und sollte Motorsport-Flair verströmen (vgl. Box). Opel hat die Modellbezeichnung auf das neue Zeitalter adaptiert und daraus GSe gemacht, was nun für «Grand Sport electric» steht und ab sofort die neue Submarke für sportliche, elektrifizierte Modelle darstellen soll. Den Auftakt machen der Astra GSe (auch als Kombivariante Sports Tourer) sowie der Grandland GSe, die mit leistungsstarken Plug-in-Hybridantrieben, sportlicher Abstimmung und athletischer Optik auf Kundenfang gehen. «Der neue Astra GSe ist perfekt, um unsere neue sportliche Modellversion einzuführen und mit Leben zu füllen», sagt Opel-Chef Florian Huettl. «Der Grandland GSe wird Kunden anziehen, die nicht nur einen elektrifizierten SUV fahren wollen, sondern einen mit noch sportlicherem Antrieb.»
Kraftvoll dank Elektro-Power
Der bereits von anderen Stellantis-Modellen bekannte Plug-in-Hybridantrieb kombiniert im Astra GSe einen 1,6-Liter-Turbobenziner mit einem Elektromotor, die zusammen eine Systemleistung von 165 kW/225 PS auf die Vorderräder bringen. Damit spurtet der Kompaktwagen in 7,5 Sekunden auf 100 km/h. Eine Batterie mit 12,4 kWh Kapazität sorgt für eine rein elektrische Reichweite nach WLTP-Norm von 64 Kilometern. Im Grandland wird der Turbobenziner mit zwei Elektromotoren kombiniert, der Kompakt-SUV verfügt also über Allradantrieb mit einer Systemleistung von 221 kW/300 PS. Die Batterie ist minim grösser (14,2 kWh), die WLTP-Elektroreichweite beträgt bei diesem Modell 63 Kilometer. In der Theorie glänzen die beiden Modelle mit einem Verbrauch von 1,1 respektive 1,2 Liter auf 100 Kilometer (WLTP-Schnitt) – wie bei allen Plug-in-Modellen wird es in der Praxis deutlich mehr sein, ausser das Auto hängt oft am Ladekabel.
Beide GSe-Varianten wurden sportlicher abgestimmt, was sich durch eine spürbar straffere Federung, eine tiefere Strassenlage und eine direktere Lenkung bemerkbar macht. In Verbindung mit der hohen Leistung der Antriebe sorgt das durchaus für Fahrspass. Dazu wurden beide Modelle aussen und innen mit einigen sportlichen Details aufgemotzt, etwa durch spezielle Felgen, bulligere Front- und Heckschürzen oder spezifische Sportsitze, was beiden Modellen gut steht. Astra und Astra Sports Tourer GSe sind ab Frühling zu Preisen ab 49’000 Franken bestellbar, der Grandland GSe kann bereits jetzt geordert werden und kostet ab 59’900 Franken.
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