Auf Entdeckungstour im Unteren Tösstal
Laubmischwälder, Rebberge und Orte mit Geschichte: Die Wanderung von Embrach-Rorbas über Freienstein nach Unterteufen bietet viel Abwechslung.

Vom Bahnhof Embrach-Rorbas sind es nur wenige Minuten zum Naturparadies Haumüli. Inmitten von Wald und Hecken steht eine Gebäudegruppe aus Wohnhaus, Sägerei und grosser Scheune. Die stattliche historische Anlage ist 1987 der Pro Natura Zürich – Zürcher Naturschutzbund vermacht und durch den Zürcher Heimatschutz renoviert worden.
Ein Verein setzt sich engagiert für den Betrieb und den Unterhalt ein. In der Mühle wird zu Demonstrationszwecken Korn gemahlen, in der Sägerei werden Stämme zersägt, und für Naturinteressierte steht ein gut ausgerüsteter Schulungsraum bereit. In der Nähe des Stauweihers lädt ein Rastplatz mit Tischen und Bänken zum Verweilen ein.
Durch einen Laubmischwald wandern wir dem Wildbach folgend abwärts. Wir kommen zur Staatsstrasse, die seit 1840 oberhalb des Dorfkerns dem Berghang entlangführt. Von Natur ist jetzt nichts mehr zu spüren, denn pausenlos braust der Verkehr. Wie ein Winkelried fühlt man sich, wenn sich eine Lücke auftut und man das gegenüberliegende Trottoir erreicht hat.
Rebberge und Fachwerkhäuser
Weiter geht es noch ein gutes Stück auf Teer bis zum Abstieg nach Rorbas. Immerhin öffnet sich jetzt der Blick und schweift zu den sonnigen mit Rebbergen bepflanzten Hängen des Irchels sowie hinunter auf Rorbas mit seinen zahlreichen Fachwerkbauten.
Der etwas ungewöhnliche Ortsname kommt aus dem Mittelhochdeutschen «Rorboz, Rorboss, Rorbis» und bedeutet Rohrschlag. Die Gegend war damals stark sumpfig und mit Schilf bestanden. Einkommen brachten die Mühlen, später dann die Textilindustrie. Beide Zweige haben ihre Betriebe aufgegeben.
Eine bauliche Einheit
Baulich bildet Rorbas eine Einheit mit der jenseits der Töss gelegenen Gemeinde Freienstein-Teufen. Als bemerkenswertes Bauwerk verbindet die «Römerbücke» die beiden Orte. Obwohl die Gegend nachweislich in der Römerzeit besiedelt war, stammt der Bau nicht aus der Antike.
Nach den Kriegsschäden der Franzosenzeit wurde sie als Ersatz für einen hölzernen Steg erstellt. Drei steinerne Bogen wölben sich über die Töss. Der mittlere ist etwas grösser und hebt die Fahrbahn leicht an. Das Geländer besteht aus lokalem Tuffstein. Dem Durchgangsverkehr dient eine moderne Hochbrücke.
Die Tragödie von Freienstein
Unübersehbar ist der lang gestreckte Riegelbau des Gasthofs Adler. Er wurde bereits vor 500 Jahren erwähnt und 1810 umgebaut. Die Kirche steht erhöht über dem Dorf. Nach der Reformation entstand das Langhaus mit einem in jener Zeit in der Zürcher Landschaft charakteristischen Chorturm. Auffallend ist das reiche Masswerk an den Fenstern.
Hoch auf der rechten Talseite steht die 15 Meter hohe Ruine der einstigen Burg «auf dem freyen Stein». Zurzeit wird sie renoviert und ist bunt «eingepackt». In ihrem Verlies schmachtete 1443 ein Gefangener, den der Graf von Kyburg mit seinen Leuten befreien wollte. Sie setzten das Schindeldach in Brand, worauf die Besatzung sich ergab. In ihrem Siegestaumel vergassen die Angreifer den armen Gefangenen. Sie fanden ihn dann tot, inzwischen im Rauch erstickt.
Landinseln in der Tössegg
Der Wanderweg führt gut markiert über die Töss, deren Lauf wir nun begleiten, zuerst zwischen Kleingärten und dem Fluss, dann der Kläranlage entlang. Und dann hat uns auf einmal die Natur. Wiesen, Waldpassagen und Rebberge wechseln in bunter Folge bis hinab zur Tössegg.
Die Töss mündet hier nach ihrem 54 Kilometer langen Lauf in den Rhein. Ihre Wasser sind von den Quellen am Tössstock über 800 Höhenmeter gefallen. Der Fluss schwemmt viel Geschiebe an, und so sind kleine Landinseln entstanden. Der einzigartige Ort bietet Badegelegenheiten, Grillstellen, ein Restaurant und rheinauf- und -abwärts Schiffsverbindungen. Eine Fähre führt hinüber ans schaffhausische Ufer. Steil aufwärts führt uns der Wanderweg zur Postautohaltestelle Unterteufen.
Schloss Teufen
Lohnenswert ist ein Besuch der nahen Schlossanlagen. Der Basler Eduard Merian liess um 1850 das «Neue Schloss» erstellen, eine schlossähnliche Prunkvilla in englisch-neugotischem Stil. Sechs Jahre lang wurde daran gearbeitet, doch mussten die Arbeiten plötzlich eingestellt werden, weil Merian auf Betreiben besorgter Erben entmündigt worden war.
Im 19. Jahrhundert ging die gesamte Anlage an den Kanton Zürich über. Nach 20 Jahren trat er sie mit grossem Verlust dem Pächter ab. Lediglich der Wald blieb in Staatsbesitz. Der markante Bau ruhte lange unvollendet und diente während Jahrzehnten als Geräte- und Wagenschopf. Ein neuer Besitzer vollendete das eindrückliche Bauwerk von 1975 bis 1984. Wiederum gab es finanzielle Engpässe. Das Schloss kam in den Besitz einer Bank und wirkt zurzeit leer und verwaist.
Die Schloss-Gärtnerei produziert und gestaltet naturnahe Gärten. Die Anlage der Schloss-Gärtnerei mit Schaugarten, Pflanzenausstellung und Orangerie steht Besuchern zur Besichtigung offen. Das Weingut im «Alten Schloss» beherbergt eine Weinhandlung in historischem Ambiente.

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