Ein rätselhaftes Leben und die fieberhafte Suche nach dem Motiv
Der Vater des Todesschützen von Las Vegas war Serien-Bankräuber – aber sonst? Was bisher über den pensionierten Buchhalter Stephen P. bekannt ist.
Nach dem historisch beispiellosen Massenmord von Las Vegas sucht die Polizei fieberhaft nach dem Motiv des Täters. Der 64-jährige Stephen P. hat nach Polizeiangaben mindestens 59 Menschen durch Schüsse aus einem Zimmer im 32. Stock des Mandalay Bay Hotel am berühmten Strip von Las Vegas getötet. Hunderte weitere wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt.
Bezüge zu Terrororganisationen gibt es ersten Ermittlungen zufolge nicht, wie die US-Bundespolizei FBI mitteilte – auch wenn die Terrormiliz Islamischer Staat den Angriff für sich reklamierte.
Geld mit Immobilien gemacht
Der Bruder von P., Eric, sagte in verschiedenen Interviews, sein Bruder sei kein Fanatiker gewesen – weder politisch noch religiös. Er beschreibt ihn als Normalbürger, der gern Burritos gegessen habe. Er habe auch Country-Konzerte gemocht, wie das, das er angriff. Er sei lediglich hin und wieder nach Las Vegas gefahren, um dem Glücksspiel nachzugehen. «Er hat höher gespielt als der Durchschnitt», sagte Eric P.
Er habe aber auch viel mehr Geld gehabt als der Durchschnitt. «Er war ein wohlhabender Kerl, er ging auf Kreuzfahrten», sagte sein Bruder. «Er konnte sich leisten, was er wollte.» P. hat nach Angaben seines Bruders Millionen mit Immobilien verdient. Er sei Manager und Investor von Miethäusern in Texas, Kalifornien und Mesquite gewesen. In der Kleinstadt 120 Kilometer nordöstlich von Las Vegas hat er selber zuletzt in einem Einfamilienhaus gewohnt, das er 2015 für knapp 370'000-Dollar gekauft hatte.

In dem friedlichen Städtchen Mesquite wohnen hauptsächlich Rentner, es gibt dort mehrere Golfanlagen und Casinos.
42 Waffen, darunter Sturmgewehre
Auch zwei Flugzeuge sollen ihm gehört haben. P. besass laut Medienberichten einen Pilotenschein und auch eine Jagdlizenz für den Bundesstaat Alaska, wo die Jagd auf Grosswild wie Bären und Elche beliebt ist.
Ausserdem hatte er 42 Feuerwaffen gehortet, darunter mindestens eine automatische, wie das «Wall Street Journal» unter Berufung auf eine Justizquelle berichtet. Unter den Waffen sollen auch Sturmgewehre der Typen AK-47 (Kalaschnikow) und AR-15 gewesen sein. 23 der Waffen nahm er in zehn Koffern mit in die Ecksuite des Mandaly Resorts, in die er am Wochende zuvor eingezogen war und von wo aus er sein Massaker verübte.
Eric P. sieht bei seinem Bruder keinen militärischen Hintergrund oder eine ausgeprägte Passion für Waffen. «Wo zum Teufel hatte er die automatischen Waffen her?», fragte er sich.
Vater war «Serien-Bankräuber»
Neben seiner Spielangewohnheit waren vielleicht seine häufigen Umzüge bemerkenswert. So soll er laut Medienberichten an 27 Orten in den Bundesstaaten Nevada, Florida und Texas gelebt haben.
Ob der 64-Jährige möglicherweise von politischen Motiven, von Wahnvorstellungen oder einer Mischung aus beidem angetrieben war, lag zunächst völlig im Dunkeln.
Sein Vater, Benjamin Hoskins P., war ein «Serien-Bankräuber». Als er 1969 aus einem Gefängnis in Texas ausgebrochen war, setzte ihn das FBI auf die «Most Wanted»-Fahndungsliste. Acht Jahre lang war er auf der Liste. Ein Jahr nachdem ihn das FBI von dort wieder entfernt hatte, wurde er 1978 in Oregon gefunden, wie die «Daily Mail» schreibt. Der Bankräuber P. wurde laut dem Bericht als psychopatisch diagnostiziert. Ausserdem habe man ihn als selbstmordgefährdet eingeschätzt.
Ratlose Verwandte
Angehörige von Stephen P. zeigten sich nach dem Massaker in Las Vegas geschockt und ratlos. «Es ist, als ob ein Asteroid gerade auf unsere Familie niedergestürzt wäre. Wir haben keine Ahnung, wie das passieren konnte», sagte sein Bruder Eric P. in Interviews mit US-Medien.
Auch eine Nichte und ihr Mann meldeten sich auf Facebook. Die Nichte zeigt sich schockiert. Es sei besonders entmutigend, dass der Täter ein Verwandter ist. «Stephen P. ist mein Onkel, aber ich weiss nicht viel über ihn», schreibt die Frau. Sie habe ihn alle paar Jahre an Familientreffen in Las Vegas gesehen. Auch die Nichte rätselt über das Motiv für die «sinnlose Tat». Sie hat ihren Onkel nie als religös oder politisch interessiert wahrgenommen.
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