Papablog: LiebeskotzeBakterien, Wäsche und grosse Gefühle
Unser Blogger berichtet von einer schlaflosen Nacht mit krankem Kind und einer ganz wunderbaren Lebenskomplizin.

00:48 Uhr
Ich schrecke aus dem Schlaf. Jemand hat leise an meine Schlafzimmertür geklopft. Zweifellos schon eine ganze Weile, aber die ersten Klopfer hatte ich noch irgendwie meinen Träumen und nicht der Realität zugeordnet. Ächzend erhebe ich mich. Vor der Tür steht mein siebenjähriger Sohn. Er sieht müde und resigniert aus. «Maja hat gekotzt», lässt er mich wissen. «Och nöö!», entfährt es der schönen, eigentlich noch schlafenden Frau im Bett hinter mir. «Doch», sagt mein Kurzer. «Alles vollgekotzt.» Hinter ihm höre ich seine kleine Schwester wimmern. Es stimmt. Wirklich alles ist vollgekotzt. Bettwäsche, Kuscheltier, Fussboden, Kind.
Die Lebenkomplizin schlafwandelt mit ihrer Tochter ins Bad und spricht auf dem Weg beruhigend auf sie ein. Ich reisse derweil die Kinderschlafzimmerfenster auf, ziehe die Bettwäsche ab und wische damit den Fussboden auf. Dann schnappe ich mir Klara, das Einhorn, welches die nächsten Wochen sehr zu seinem Leidwesen Klara, das Kotzehorn genannt werden wird, und wanke in die Waschküche. Alles einweichen, so heiss wie möglich, Flüssigseife drauf. Nehme mir vor, morgen eine Packung Ultrabrutalpolarweisswaschmittel zu kaufen, um den Kampf aufnehmen zu können. Schnappe mir auf den Weg nach oben frische Bettwäsche, einen Spielzeugeimer und Fussspray. Beziehe das Tochterbett neu, während sie auf der Lebenskomplizin hängt und ihr Bruder selig schnarcht. Dem Einsprühen des Fussbodens folgt eine kurze Einweisung in den Gebrauch des Eimerchens.
«Nacht Maja»
«Nacht.»
Hänge mich an die scheinbar zum Bett schwebende Lebenskomplizin. Keine Ahnung, wie sie das macht. Als wir wieder liegen, spekulieren wir noch kurz über die Ursachen für diese nächtliche Ruhestörung. Einigen uns darauf, das anderntags medizinisch abklären zu lassen.
«Du weisst schon, dass ich dich liebe und so ein Scheiss mit sonst niemandem machen würde?», frage ich die Lebenskomplizin. «Kannste von ausgehen», sagt sie und küsst mich.
01.31 Uhr
Jemand steht in meinem Schlafzimmer und spricht mich an. «Nicht schon wieder», sage ich. «Doch schon wieder», entgegnet mein Sohn. «Hmpf!» macht die Lebenskomplizin. Als wir das Schlafzimmer betreten, streckt uns Maja den Eimer entgegen. Im Prinzip hat das funktioniert. So einigermassen. Trage Kind und Eimer ins Bad, während die Lebenskomplizin an ihr Nachtwerk geht. Wenig später liegt die frisch gesäuberte Tochter neben dem frischgesäuberten Eimer unter hier und da zusammengestückelter Gästebettwäsche. «Morgen Ultrabrutalpolarweisswaschmittel?» fragt die Lebenskomplizin. «Kannste von ausgehen», sage ich und falle ins Bett.
02.56 Uhr: «Papaaaaaa!»
«Na geil!» sagt die Lebenskomplizin neben mir. Sie sagt es nicht etwa wie in «Na geil, endlich ein freier Abend». Eher wie in «Na geil, eine Wurzelbehandlung». Es ist weder viel im Eimer, noch auf dem Laken. Aber es genügt. «Diesmal kommt sie zu mir», sagt die Lebenskomplizin und trägt das Töchterchen ins Bad. «Ziehst du noch mal die Bettwäsche ab?» fragt mein Sohn. Als ich mich erkundigen will, ob er mich zu verarschen gedenkt, schläft er bereits wieder. Also schaffe ich auch diese Garnitur in die Waschküche und eröffne wegen Überfüllung des Waschbeckens ein neues «Morgen werdet ihr aber so was von gewaschen»-Depot in einem Wischeimer. Klara, das Kotzehorn, nickt wissend.
«Kopfende!» ruft die Lebenskomplizin durchs Haus. Wenig später liege ich auf einer Kindermatratze unter einer Tagesdecke vor meinem Bett, in dem eine grosse Frau auf ihr schlafendes kleines Mädchen aufpasst.
«Du, Lebenskomplizin?»
«Ich weiss», sagt sie. Ihr Lächeln springt bis an die Zimmerdecke und fällt von dort direkt in mein Herz.
«Dann ist ja gut.»
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