Berufliches Umfeld inspiriert zu Krimis
Schreiben ist ein Hobby von Stefan Roduner. Sein Erstlingswerk ist ein Krimi, den er an der Vernissage vom kommenden Sonntag vorstellt. Von Beruf ist er Gefängnisaufseher und erhält dadurch Einblick in die Welt von Straftätern.

In 20 Kapitel auf 138 Seiten erzählt Stefan Roduner die Geschichte von Oliver, der in Untersuchungshaft sitzt. Er soll ein fürchterliches Verbrechen begangen haben, und er hat kein Alibi. Zudem sprechen die Indizien gegen ihn. Der Klappentext verrät nicht mehr, als dass der Inhaftierte selber an seiner Unschuld zu zweifeln beginnt. Dann überschlagen sich die Ereignisse. «Mehr will ich nicht verraten», sagt der 51-jährige Oberglatter, der bereits in der Schule gern geschrieben hat.
Etwas mehr erfährt das Publikum an der Vernissage des Buches mit dem Titel «Tränen der Unschuld» am Sonntag, 12. März, im Sigristenkeller in Bülach. «Zwischen den Passagen aus dem Krimi, lese ich auch eigene Gedichte vor.» Ein Beispiel ist auf das Buchzeichen gedruckt, das er verschenkt. Es ist ein gereimter Kurzkrimi auf wenigen Zeilen zusammengefasst. «In diesem Bereich kenne ich mich aus. Viele Hintergründe erfahre ich in meinem beruflichen Alltag», sagt Roduner, der seit 14 Jahren in einem Vollzugsgefängnis in der Region als Aufseher und Betreuer arbeitet.
Ursprünglich hatte er Offsetdrucker gelernt. Doch dann entschied er sich für seinen jetzigen Beruf. «Es war die richtige Entscheidung», sagt er. Er arbeite gern mit Menschen zusammen. Obwohl es im Gefängnis zu problematischen Situationen kommen könne, sei das kein Dauerzustand. Nicht alle Insassen seien schwierig. «Ich kann Job und Privatleben sehr gut trennen, das ist wichtig.» Als Ausgleich spielt er Tennis und Fussball – und schreibt Bücher. Er betont jedoch, dass Handlungen und Personen in «Tränen der Unschuld» frei erfunden sind.
Chance bei kleinem Verlag
Vor rund drei Jahren war die erste Fassung fertig geworden. «Meine Versuche, das Buch bei grösseren Verlagen veröffentlichen zu können, sind alle gescheitert», sagt der Krimiautor. Per Zufall ist er im Internet auf den Vicon Verlag in Niederhasli gestossen, wo sein Buch jetzt erscheint. «Nachdem ich eine Textprobe eingeschickt hatte, fand im Januar 2016 das erste Treffen mit der Leiterin Conny Vischer statt.» Im August begann eine vom Verlag vermittelte Lektorin mit der Überarbeitung des Textes. Davon habe er sehr profitiert und könne für sein nächstes Buch ein paar Regeln beachten .
Schwierige Titelsuche
Eine Knacknuss sei der Titel gewesen, sagt Stefan Roduner. «Ich habe lange überlegt und verschiedene Ideen aufgeschrieben.» Aus dem Nichts sei dann plötzlich «Tränen der Unschuld» aufgetaucht», allerdings erst nachdem der Text fertig lektoriert war. «Dieser Titel passt perfekt zum Inhalt.» Das gilt auch für das Umschlagsbild, das ein Auge hinter Gitter zeigt, aus dem eine Träne fliesst. Entworfen hat das Cover mit der roten Schrift auf schwarzem Hintergrund der Bülacher Thomas Wobmann von Design Resort.
Am Produktivsten mit Schreiben ist Stefan Roduner am Morgen. «Ich bin kein Langschläfer. Nach dem Frühstück und manchmal einem Spaziergang setze ich mich an den Computer und formuliere meine Ideen.» Die Inspiration für seine Geschichten stammen aus verschiedenen Quellen. Als Autor sei er aufmerksam gegenüber alltäglichen Situationen.
Es passiere ja immer irgend etwas, man müsse es nur in den richtigen Kontext stellen. Mehr als zwei Stunden am Stück bleibe er aber nicht an seiner Geschichte dran. «Manchmal läuft es gut. An andern Tage lasse ich das Schreiben ganz bleiben und mache etwas anderes», sagt er. Da er ab und zu Nachtschicht hat im Gefängnis, bleibt ihm immer wieder tagsüber Zeit zum Schreiben. Selber liest er am liebsten ebenfalls Kriminalgeschichten.
Auch wenn sein erster Roman seit November fertig gedruckt ist, denkt Stefan Roduner nicht ans Ausruhen, sondern macht weiter mit seinem schriftstellerischen Hobby. Sein nächstes Buch hat er nämlich bereits in Angriff genommen. «Bisher habe ich immer nur für mich geschrieben. Doch die Hoffnung, eines Tages ein Buch zu veröffentlichen, war immer da.» Jetzt ist dieser Wunschtraum in Erfüllung gegangen.
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