Fiasko bei der spanischen BahnBestellte Züge zu gross für die Tunnels: Bahn-Chef muss abtreten
Die spanische Bahngesellschaft hat für 258 Millionen Euro neue Züge für den Regionalverkehr bestellt. Doch diese passen nicht durch die Tunnels. Nun gibt es Verzögerungen – und grosse Wut.

Am 1. April würde diese Meldung wohl nur für ein müdes Lächeln sorgen, in Spanien ist den Menschen in den nördlichen Regionen Asturien und Kantabrien aber nicht mehr zum Lachen zumute: Die spanische Bahngesellschaft Renfe hat für den Regionalverkehr 31 neue Züge für 258 Millionen Euro (255 Millionen Franken) bestellt – und dabei vergessen, dass im Norden des Landes noch einige alte, kleinere Tunnels aus dem 19. Jahrhundert bestehen. Und durch diese würden die bestellten Züge schlicht nicht durchpassen.
Renfe hatte den Auftrag schon 2020 erteilt, den Fehler später bemerkt und die Bestellung gestoppt, bevor die Produktion der Züge begann. Wann das genau war, bleibt unklar, der Fall kam überhaupt erst durch eine Recherche der asturischen Lokalzeitung «El Comercio» ans Licht. Vor drei Wochen berichtete die Zeitung erstmals über den Skandal. Die Zentralregierung in Madrid musste den Fehler schliesslich zugeben. Man habe nun Züge bestellt, die passten, heisst es, diese werden aber mit mindestens zwei Jahren Verspätung erst 2026 einsatzbereit sein.
Nachdem zuerst nur zwei Abteilungsleiter von Renfe und des Schienennetzverwalters Adif entlassen wurden, forderten die Ministerpräsidenten von Asturien und Kantabrien, dass «auch die Köpfe grosser Tiere rollen» müssten. Kurz darauf traten sowohl der Renfe-Präsident sowie die Staatssekretärin im Transportministerium zurück. Die betroffenen Regionen forderten zudem finanzielle Entschädigungen für die Verspätung der neuen Züge.
Als Entschädigung gratis Zug fahren
Der spanische Premierminister Pedro Sanchez versprach, den Vorfall aufzuklären. Es sei aber kein finanzieller Schaden entstanden, da die Produktion nach Warnungen wegen der Tunnels frühzeitig gestoppt worden sei. In den betroffenen Regionen müssen die Pendlerinnen und Ausflügler vorerst aber weiter mit dem alten Rollmaterial vorliebnehmen. Die modernen Züge und der bessere Anschluss an das nationale Bahnnetz kommen frühestens 2026.
Eigentlich gilt Spanien in der EU als Musterland im Bahnverkehr. Die bis zu 310 Stundenkilometer schnellen AVE-Züge sind für Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit bekannt. Aber halt nicht in den Regionen Asturien und Kantabrien, dort müssen die Menschen noch etwas auf die modernere spanische Bahn warten. Immerhin: Auf allen Strecken, die von verspäteten Zuglieferungen betroffen sind, können alle Passagiere ab sofort gratis fahren, verkündete die Regierung von Pedro Sanchez. Zudem wird Renfe den Auftrag auf 38 neue Züge erweitern und die veraltete Bahninfrastruktur in den Regionen kontinuierlich erneuern.
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