Big Brother für die Frösche
Nun ist alles bereit für die Wiedereröffnung der Eigentalstrasse. Bis dahin werden alle Verkehrssünder lückenlos aufgenommen und gebüsst. Vom 2. August an ist die Durchfahrt erlaubt.

Die Stimmung war gelöst und dennoch nicht ganz so locker. Am Eingang zum Schutzgebiet Eigental haben sich gestern auf der Oberembracher Seite Lokalpolitiker, Verwaltungsleute, Polizisten, ein Naturschützer und ein paar Medienleute versammelt. Grund: Sämtliche Massnahmen zur Durchsetzung des Eigental-Kompromisses sind jetzt umgesetzt, die Strasse geflickt, die Signalisation angebracht und die Überwachungskameras eingeschaltet. Gerade mit der Beschilderung sei das gar nicht so einfach gewesen, da künftig einige neue Sperrzeiten gelten und dies für alle Verkehrsteilnehmer adäquat angezeigt werden müsse, war zu hören.
René Huber, SVP-Stadtpräsident von Kloten, meinte zur Begrüssung: «Wir haben im Eigental zuletzt gut zusammengearbeitet und ich bin froh, dass wir nun diesen historischen Kompromiss erreicht haben.» Während später auch Christoph Bösel, der Nürensdorfer SVP-Gemeindepräsident von einem «echt-schweizerischen Kompromiss» sprach, der wohl «niemanden so richtig glücklich macht», mag die Oberembracher Gemeindepräsidentin, Verena Koch, der angeblichen «Lösung» nach vier Jahren totaler Blockade wenig Gutes abgewinnen.
Oberembrach hofft auf Unterstützung
Im kleinen Dorf am nordwestlichen Ende des ominösen Tals würden sich viele Leute schon etwas verschaukelt vorkommen. Denn nun müssten sie, die dies gar nie wollten, selber nach Umfahrungslösungen für das künftig öfter gesperrte Eigental suchen – und diese womöglich auch noch selber berappen. «Da hoffe ich schon noch auf Unterstützung von aussen.» Unterdessen seien teils massive Schäden an den kleinen Landstrassen über die Weiler und Höfe aufgetreten, die eigentlich nicht dafür gebaut wurden, den Ausweichverkehr aus dem Eigental aufzunehmen. «Ich bin momentan vor allem froh, dass die Eigentalstrasse bald wieder eröffnet wird», sagt die parteiunabhängige Koch.
Bald – das heisst am 2. August. Bis dann wird das soeben neu installierte Überwachungssystem mit Kameras auf beiden Seiten des Schutzgebietes seine Praxistauglichkeit beweisen müssen. Dass es sehr zuverlässig und so tadellos wie gnadenlos funktioniert, wissen die Verantwortlichen bereits. Und die ersten über zwei Dutzend Automobilisten dürften es demnächst erfahren. «Wir haben am ersten Tag bereits 28 Übertretungen festgestellt», sagte Thomas Grädel vom Stadtrichteramt Kloten, das jedem Verkehrssünder eine Busse von 100 Franken schickt. Das Kamerasystem erfasst nämlich jedes Fahrzeug, das die nicht zu übersehenden digitalen Verbotsschilder in Oberembrach oder Nürensdorf während einer signalisierten Sperrzeit passiert. Die Nummernschilder werden automatisch erkannt, abgespeichert und mit einer sogenannten «White List» von berechtigten Fahrzeughaltern verglichen. Wenn das erfasste Kontrollschild nicht auf der Liste der Berechtigten erscheint, lässt das System einen Bussenbeleg ausdrucken.
Bis August schon halb bezahlt
Bei Gesamtkosten von rund 200 000 Franken für das neuartige System, wird sich die Installation nach 2000 Bussen amortisiert haben. Sollten weiterhin 28 Übertretungen des Fahrverbots täglich zu einer Busse führen, so hätte sich die Anlage bis zur Wiedereröffnung der Strasse anfangs August bereits zur Hälfte refinanziert. Und auch dann, wenn der allgemeine Autoverkehr wieder durchs Tal der Frösche rollen darf, wird das clevere System beispielsweise Lastwagenchauffeure, die das neue LKW-Verbot missachten, einzeln herausfiltern und büssen. Nebst den Anwohnern, dürfen ab sofort nur Fussgänger und Velofahrer jederzeit straffrei passieren.
Als willkommene zusätzliche Einnahmequelle für die Behörden, will die rigorose Überwachungsanlage aber niemand verstanden haben. Denn falls die Kameraüberwachung gar nicht hilft die Sperrzeiten im Eigental auch in genügend hohem Masse durchzusetzen, dann könnten dereinst doch wieder Barrieren montiert werden. Das gibt jedenfalls Thomas Grädel zu bedenken, der die Bussen eintreibt. «Und für die Kameras hätten wir sonst auch in der Stadt Kloten mindestens zwei passende Standorte, wo sie jederzeit aufgestellt werden könnten.» Damit meint er die Route durch den Hardwald nach Wallisellen sowie den verbotenen Schleichweg via Lindengartenstrasse an der Wilden-Mann-Kreuzung vorbei.
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