Umfrage zu den AbstimmungenBreite Unterstützung für Ehe für alle
Die Ehe für alle wird bei der Abstimmung am 26. September wohl problemlos abgesegnet werden. Bei der 99-Prozent-Initiative hingegen geht der Trend Richtung Nein.

Was früher wohl als linkes Anliegen galt, dass nämlich gleichgeschlechtliche Paare eine Ehe eingehen und damit auch Kinder adoptieren dürfen, geniesst heute in der Schweiz breite gesellschaftliche Unterstützung. Die erste Welle der Tamedia-Abstimmungsumfrage, die vom Institut Leewas durchgeführt wird, zeigt eine Zustimmung von 64 Prozent.
Schlechter sieht es dagegen für ein anderes traditionelles Anliegen der Linken aus: Die 99-Prozent-Initiative will die Ungleichheit zwischen Reichen und Armen reduzieren. Sie fordert deshalb, dass Kapitalerträge wie Zinsen, Mieterträge oder Dividenden ab einem bestimmten Schwellenwert stark besteuert werden. So soll laut den Initianten verhindert werden, dass die Reichen immer reicher werden. Dafür können sich in dieser Umfrage nur 45 Prozent der Befragten erwärmen.
Ehe für alle
Die Anpassung des Schweizerischen Zivilgesetzbuches, die die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare ermöglicht, wurde im Dezember 2020 mit grosser Mehrheit von Nationalrat und Ständerat angenommen. Dagegen ergriffen drei Komitees, in denen EDU- und SVP-Vertreter eine zentrale Rolle spielen, das Referendum.
Die neue Umfrage zeigt jedoch, dass die Mehrheitsverhältnisse im Parlament die Unterstützung im Volk durchaus widerspiegeln. Selbst unter SVP-Anhängern spricht sich ein gutes Drittel für das Gesetz aus. Auch bei Mitte-Wählern, traditionell besonders stark christlich geprägt, liegt die Zustimmung bei über 50 Prozent. In den anderen Parteien sind die Mehrheiten für die Ehe für alle deutlich – bei Grünen, SP und GLP liegen sie sogar bei weit über 80 Prozent.
Die Gegner der gleichgeschlechtlichen Ehe argumentieren, dass homosexuelle Paare ohnehin schon eine eingetragene Partnerschaft eingehen können (31 Prozent) und dass deshalb die Ehe als Verbindung von Mann und Frau geschützt werden sollte (26 Prozent).
99-Prozent-Initiative
Die Initiative der Juso wird es schwer haben an der Urne. Der Umfrage zufolge wird sie von 49 Prozent der Abstimmenden abgelehnt. Lediglich bei SP-Anhängern und Grünen kann sie mit einer Zustimmung von um die 80 Prozent rechnen. Sympathisanten aller anderen Parteien lehnen das Vorhaben grossmehrheitlich ab. Dabei ist die Ablehnung unter FDP-Anhängern mit 77 Prozent noch grösser als unter SVP-Anhängern mit 69 Prozent.
Hans Brandt ist Inlandredaktor und seit 1987 bei Tamedia, mit Stationen als Teamleiter Analyse und Hintergrund, Auslandredaktor und Korrespondent im südlichen Afrika.
Mehr InfosFehler gefunden?Jetzt melden.