Fluglotse von Bezirksgericht Bülach schuldig gesprochen
Eine falsch eingeschätzte Situation am Flughafen endet für einen Fluverkehrsleiter von Skyguide mit einer Verurteilung wegen Störung des öffentlichen Verkehrs.

Die I. Abteilung des Bezirksgerichts Bülach war sich bei der Beratung des Urteils nicht einig. Letztlich teilte aber die Mehrheit des Gerichts die Ansicht, ein Fluglotse von Skyguide sei wegen fahrlässiger Störung des öffentlichen Verkehrs schuldig zu sprechen. Bestraft wird der 48-Jährige mit einer bedingten Geldstrafe von 90 Tagessätzen zu je 100 Franken. Andreas Fischer, Vorsitzender der I. Abteilung, sagte bei der Urteilsverkündung von gestern zwar, dass zu keinem Zeitpunkt eine konkrete Kollisionsgefahr bestanden habe. «Der Fluglotse hat dennoch ein nicht nachvollziehbar Fehlverhalten an den Tag gelegt.»
Staatsanwaltschaft forderte härtere Bestrafung
Damit folgt das Gericht mehrheitlich den Anträgen der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung plädierte auf Freispruch. «Unsere Strafe ist aber bedeutend tiefer als die 14-monatige Freiheitsstrafe, welche die Staatsanwaltschaft gefordert hat», sagte Fischer. Als erheblich strafmindernd bewertet er die unüblich lange Verfahrensdauer. Der Vorfall liegt nun bereits 6,5 Jahre zurück. «Für uns ist nicht verständlich, warum die Staatsanwaltschaft alles hinausgezögert hat.» Dies habe einen gravierenden Eingriff ins Leben des Beschuldigten bewirkt.
Höchste Alarmstufe im Tower ausgelöst
Der Vorfall ereignete sich im Jahr 2012. In die Fastkollision verwickelt waren eine Sportcruiser aus Lommis TG und eine Saab 2000 der Darwin Airline SA. Diese startete in Zürich von der Piste 28 zu einem Linienflug nach Genua. An Bord befanden sich drei Besatzungsmitglieder sowie 15 Passagiere. Zur gleichen Zeit trainierte der ausgebildete Pilot des Sportflugzeugs in Begleitung einer Fluglehrerin Sichtanflüge mit Aufsetzen und Durchstarten auf verschiedenen Pisten. Unter anderem flog er die Piste 16 an, welche die Piste 28 kreuzt. Als die Sportcruiser sich im Endanflug befand, erteilte der Fluglotse der Saab 2000 die Startfreigabe. «Ich dachte, mein Plan geht auf», sagte der Skyguide-Mitarbeiter bei der Verhandlung im vergangenen September. Ein Irrtum. Als die Saab-Maschine startete, wurde im Tower die höchste Alarmstufe ausgelöst. Der Fluglotse realisierte, dass es aufgrund seiner Anweisung zu einer Kollision kommen könnte, und wies die Besatzung der Sportcruiser an, nach rechts auszuweichen. Dadurch bewegte sich das Kleinflugzeug aber direkt in die Flugbahn der Saab 2000.
Diese Anordnung ist nun auch der Grund für den Schuldspruch. «Dank der Besonnenheit der Fluglehrerin und auch durch Zufall ist es nicht zu einem schwerwiegenden Unfall gekommen», begründete Andreas Fischer. Dies entspreche nicht dem gewöhnlichen Ablauf der Dinge. Zudem habe es an diesem Tag nicht viel Verkehr gehabt.
Skyguide fürchtet um ihre Fehlerkultur
Bereits im Dezember wurde ein Fluglotse vom Zürcher Obergericht wegen fahrlässiger Störung des öffentlichen Verkehrs verurteilt. Skyguide COO Urs Lauener sagte im Februar in einem Interview mit dieser Zeitung: «Diese Verurteilungen haben Auswirkungen für uns. Für mich ist fraglich, ob wir so noch in der Lage sind, aus unseren Fehlern zu lernen und dadurch das System weiterzuentwickeln.»
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