Das KSW expandiert nach Wallisellen
Direkt neben dem Einkaufszentrum Glatt will das Kantonsspital Winterthur nächstes Jahr eine neue Klinik eröffnen. Es ist ein strategischer Entscheid, aber man decke damit das fehlende lokale Angebot an Fachärzten ab.

Das Kantonsspital Winterthur (KSW) befindet sich im Umbruch: Es wird gebaut, bald schon entscheidet der Kantonsrat über die geplante Privatisierung und nun hat Tagesanzeiger.ch/Newsnet das nächste Puzzleteil der KSW-Vorwärtsstrategie aufgedeckt: Im Februar 2017 eröffnet das Spital im 2. Stock des Office-Trakts beim Einkaufszentrum Glatt ein Fachärztezentrum mit zehn bis 15 Ärzten und zehn Praxisassistenten.
Ziel der Expansion ist es, am Rande des eigenen Einzugsgebietes neue Patientinnen und Patienten für eine Weiterbehandlung in Winterthur zu gewinnen. KSW-eigene Spezialisten für Pneumologie, Neurologie, Kardiologie, Viszeralchirurgie, Urologie, Hand- und plastische Chirugie werden abwechselnd in der neuen Grosspraxis und im KSW arbeiten, die Patienten untersuchen, beraten und ambulant operieren. Geplant sind unter anderem fünf Untersuchungszimmer, ein Operationssaal und ein Endoskopieraum für spezielle Untersuchungen.
Die Kosten für die Einrichtung des Rohbaus werden sich laut KSW-Sprecher André Haas auf knapp drei Millionen Franken belaufen. Hinzu kommen die zusätzlichen Kosten des Praxispersonals, das neu angestellt wird.
Angebot in die Randregionen
Gemäss Haas ist die Eröffnung des «Fachärztezentrums Glatt» nicht als erster Schritt einer grösser angelegten Expansionsstrategie zu verstehen. Man nutze lediglich die Mobilität der Patienten, die mit der freien Spitalwahl gegeben sei. «Wir wollen unser Behandlungsangebot auch in die KSW-Randregionen bringen», sagt Haas. Hinzu komme, dass Allgemeinmediziner vor Ort dem KSW signalisiert hätten, dass es in der Region Wallisellen tendenziell ein Unterangebot an Spezialisten gebe.
«Wir wollen unser medizinisches Angebot in unsere Randregion bringen.»
Das Glattal zählt unter anderem auch zum potenziellen Einzugsgebiet der Spitäler Wetzikon, Uster und Bülach. In Uster überprüfe man je nach Ausprägung des Angebots des künftigen Fachärztezentrums Glatt, die eigenen strategischen Ziele anzupassen. Ein grundsätzlich positives Echo kommt aus Bülach: «Es ist ein Trend, dass sich die Spitäler Satellitenstationen aufbauen, um so zu mehr Patienten zu kommen», sagt Spitaldirektor Rolf Gilgen gegenüber dem TA. Die Betriebe fingen an, sich zu bewegen, das sei positiv.
Beim KSW betont man, dass man mit den Partnern aus Bülach und Uster für eine mögliche Kooperation im Gespräch bleibe. Details wie das Kliniklogo seien daher beispielsweise noch offen.
«Man bläst das Angebot auf»
Kritik am neuen KSW-Ableger – dem ersten im Kanton in dieser Form – kommt vom Hausärzteverband. Dort verweist man auf den Mangel an Allgemeinmedizinern und explodierende Gesundheitskosten: «Von der Grundversorgung her ist es nicht intelligent, das Angebot an Spezialisten weiter aufzupumpen. Was wir in der Schweiz haben, ist ein Hausarztmangel» sagt Reto Wiesli, Geschäftsführer des Verbands Haus- und Kinderärzte Schweiz. Wenn man wisse, dass zwischen 70 bis 90 Prozent der medizinischen Bedürfnisse durch den Hausarzt abgedeckt werden können, dann sei ein solcher Ableger ein «volkswirtschaftlicher Unsinn». Bis 2026 gehen gemäss einer Studie des Universitären Zentrums für Hausarztmedizin voraussichtlich 60 Prozent der Hausärzte in Rente. Immerhin: In Winterthur und Region gab mehr als jeder zweite Hausarzt an, auch nach 65 noch arbeiten zu wollen. 40 Prozent sorgen sich in der Region um einen Nachfolger.
Nicht nur das KSW, auch das Universitätsspital Zürich (USZ) baut sein Angebot extern aus, und zwar weitaus grösser dimensioniert. Geplant ist, im geplanten Circle am Flughafen Zürich per 2018 auf 10 000 Quadratmetern eine Notfallstation einzurichten mit 24-Stunden-Permanence für Reisende, Flughafenpersonal und USZ-Patienten. Man stehe in einem Markt, in dem man sich behaupten müsse, begründete das USZ den Entscheid vor zwei Jahren.
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