Die Galerie startet in eine neue Ära
Ein Dutzend Freiwillige hat in den letzten Monaten die Wiedereröffnung der Galerie am Platz vorangetrieben. Das Ergebnis der intensiven Arbeit wird schon bald sichtbar werden: Am 1. September beginnt die erste Ausstellung. Die Leiterinnen der Galerie und der Präsident des Vereins Viva Eglisau sind dem ZU Red und Antwort gestanden über die Zukunft der Galerie.

Die Wiederbelebung der Galerie am Platz in Eglisau liegt Christoph Hagedorn am Herzen. Der Präsident des Vereins Viva Eglisau sagt: «Der Auszug der Geschäfte aus der Altstadt setzt sich fort, durch die Galerie wollen wir wieder Leben ins Städtli bringen.» Aus diesem Grund hat Viva Eglisau zusammen mit der Kulturkommission der Gemeinde die Wiederbelebung der Galerie an die Hand genommen.
Nicht zuletzt will Hagedorn damit ein politisches Signal Richtung Gemeinderat senden: «Wir haben vorwärtsgemacht mit der Galerie, der Gemeinderat soll nun endlich vorwärtsmachen mit dem Nutzungskonzept für das Städtli.» Beim Vorhaben des Gemeinderats geht es um die zukünftige Gestaltung der Altstadt. Zur Diskussion stehen unter anderem eine Begegnungs- oder eine Fussgängerzone.
Abwechslung ist wichtig
Die Neulancierung der 1961 eröffneten und seit längerem leer stehenden Galerie an der Obergass hat ein Dutzend Freiwilliger in Angriff genommen. Der Verein Viva Eglisau, welchem die Galeriebetreiber als Arbeitsgruppe angegliedert sind, und die Kulturkommission hatten über einen Aufruf Kunstinteressierte mobilisiert. Diese haben sich zu drei Arbeitsgruppen formiert und etliche Sitzungen abgehalten. Als Co-Leiterinnen wurden die Wasterkingerin Anne Bürgisser und die Eglisauerin Regina Maag-Schaad bestimmt.
«Die meisten von uns haben sich untereinander nicht gekannt», sagt Regina Maag-Schaad. Auch habe noch niemand je eine Galerie geleitet. Die Koordination der Aufgaben habe «in Turbozeit stattgefunden». Das Ziel war ambitiös: Im Herbst wollten die Freiwilligen aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen mit der ersten Ausstellung starten, und sie werden dies auch tun: Die Galerie nimmt am 1. September ihren Betrieb wieder auf. Eine Schweizer Künstlerin stellt dann ihre Werke, die wohl mehrheitlich aus Bildern bestehen werden, aus. Die Zuständigen wollen ihren Namen noch nicht verraten. Im August verschicken sie die Einladungen. Weitere vier Zusagen von Künstlern hat die Galerie bereits erhalten.
Jährlich sollen fünf Ausstellungen stattfinden, sie werden je sechs Wochen dauern. Dies hat die Gruppe «Künstlerische Leitung» festgesetzt, zu welcher Anne Bürgisser gehört. Für die Auswahl der Künstler haben die Gruppenmitglieder im Internet recherchiert sowie Ateliers besucht. «Wir haben den Ehrgeiz, gute Ausstellungen von guten Künstlern auf die Beine zu stellen», sagt Anne Bürgisser. Auf die Frage, was denn gut für sie bedeute, antwortet sie: Der Fokus werde zum Beispiel auf Künstler gelegt, die schon früher ausgestellt haben und entsprechend eine gewisse Bekanntheit besitzen. Dies können zum Beispiel Maler, Bildhauer oder Gestalter von dreidimensionalen Objekten sein – auf jeden Fall eine abwechslungsreiche Folge von Künstlern.
Auf strengere Kriterien wird verzichtet. Regina Maag-Schaad ergänzt, dass die Galerie in Zukunft zum Beispiel junge Künstler fördern könnte. «Im Moment geht es aber darum, mit dem Betrieb zu starten, wir mussten die Galerie von Grund auf neu erfinden.» Anne Bürgisser sagt: «Im nächsten Jahr könnten wir es ganz anders machen.» Und Christoph Hagedorn findet: «Die Besucher sollen uns an den ersten fünf Ausstellungen messen.» Derzeit sei es ein Learning by Doing, weil niemand Erfahrung in der Führung einer Galerie habe. Dies bringe aber auch Vorteile mit sich: Man gehe das Vorhaben nicht vorbelastet an. Namen und Signet der Galerie werden die Betreiber behalten: «Die Galerie ist schweizweit bekannt und hat ein hervorragendes Image», begründet Christoph Hagedorn.
Kunst muss nicht ernst sein
Während die 66-jährige Anne Bürgisser Ausbildungen in Fotografie, Maltherapie und Kunst absolviert hat und ihre Werke zum Beispiel in einem Bilderband über Roma, Sinti und Jenische zu sehen sind, bezeichnet sich Regina Maag-Schaad als diejenige in ihrer Familie, die nicht gesegnet sei mit einem künstlerischen Händchen. «Um dies zu kompensieren, engagiere ich mich in der Galerie», sagt sie und lacht.
Die 49-jährige Hebamme aus Eglisau hat bekannte Künstler in ihrer Familie: Ihr Bruder ist «Tages-Anzeiger»-Karikaturist Felix Schaad, Künstler waren auch ihr Grossvater Hans Schaad und ihr Vater Hans P. Schaad. Letzterer hat einige Male in der Galerie ausgestellt. Seine damals kleine Tochter hat statt der Bilder gerne die Besucher beobachtet, welche eine ernste Miene auflegten. Sie sagt: «Ich frage mich noch heute, wieso man ein ernstes Gesicht machen muss, wenn man Kunst anschaut.»
Erstellt: 08.07.2017, 10:28 Uhr
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