Constantin verkauft seinen Platz im Tourbillon
Christian Constantin dürfte am Sonntag nicht im Stadion sein. Der gesperrte Präsident des FC Sion hat seinen Platz verkauft.
Die erste Reaktion war die eines gekränkten, trotzigen Präsidenten des FC Sion. «Wieso soll ich nicht ins Stadion?», fragte Christian Constantin, als er erfahren hatte, dass ihn die Disziplinarkommission der Liga nach den Ohrfeigen und Tritten gegen TV-Experte Rolf Fringer für 14 Monate sperrt und mit einer Busse von 100 000 Franken belegt. Er lieferte so Stoff für neue Spekulationen: Wird er sich tatsächlich über alle Anweisungen hinwegsetzen und sich auf die Tribüne setzen? Was sieht die Liga für diesen Fall vor?
Constantin verzichtete danach, öffentlich Stellung zu beziehen. Der sonst so Gesprächige gab nur noch einen Hinweis: Am Sonntagabend werde er reden, in der Sendung «Mise en point» um 20 Uhr auf RTS 1. Inzwischen scheint er zumindest zur Einsicht gekommen zu sein, dem Tourbillon besser fernzubleiben, wenn die Sittener heute um 16 Uhr spielen.
Pierre Kohler hat sich bei ihm gemeldet, ein früherer CVP-Nationalrat aus dem Jura – mit dem Angebot, ihm den Sitzplatz für die Partie gegen St. Gallen abzukaufen. 2000 Franken bezahlt Kohler – unter der Bedingung, dass Constantin das Geld an eine Stiftung zahlt, die benachteiligten Kindern Ferien ermöglicht. Sions Präsident verzichtet also auf den Stadionbesuch. Und entgeht so einem neuen Verfahren, das die Liga zwangsläufig gegen ihn und seinen Club einleiten würde.
Naheliegend schien am Donnerstag noch, dass Constantin alles tun würde, um eine aufschiebende Wirkung des Urteils zu erwirken. Davon hat er jetzt aber abgesehen. Bis Dienstag bleibt Constantin Zeit, Rekurs einzulegen, wobei es ihm nicht in erster Linie um die hohe Busse geht, sondern um die Tatsache, dass er bis Anfang 2019 keinen Fuss mehr in ein Stadion der höchsten zwei Schweizer Ligen setzen und sich auch an Cup- und Länderspielen nicht mehr blicken lassen darf. Rekurs? Zivilgericht?
Constantins Vorgehen ist unklar
Laut Statuten ist Constantin der Verbandsgerichtsbarkeit unterstellt, aber das hat ihn schon in der Vergangenheit nicht daran gehindert, an Zivilgerichte zu gelangen. «Entscheide eines solchen Gerichts können wir nicht negieren», sagt Marc Juillerat, der stellvertretende CEO der Swiss Football League, «das Einzige, das wir tun können: Wir schauen, was Herr Constantin macht. Und werden, wenn er sich nicht an die Anweisungen hält, wieder aktiv.» Was Constantin nun vorhat, ist ungewiss. Überlegt er sich gar einen Rücktritt? Im gestrigen «Le Matin» findet sich ein Zitat von ihm, das andeutet, wie breit sein Spektrum an Optionen ist: «Ich könnte für 14 Monate zurücktreten und dann als Präsident nicht mehr gesperrt sein.»
Die Dauer der Sperre hält nicht nur er für übertrieben, sondern auch sein Lausanner Amtskollege Alain Joseph: «Constantin hat etwas getan, was er nicht tun darf, und dafür gehört er bestraft, ja. Aber für mich ist er deswegen kein Hooligan. Wieso belässt man es nicht bei einer Busse?»
Ein Constantin dürfte heute sicher im Stadion sein: Barthélemy, der Präsidentensohn. Nur: Auch für ihn könnte das bald vorbei sein. Gegen ihn läuft ein Verfahren, weil er gegen Rolf Fringer eine Morddrohung ausgesprochen haben soll. Das Urteil wird in den kommenden Tagen erwartet.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch