Souvenirs gegen den Corona-BluesDas Ferienglück kann man bestellen
Reisen an die Amalfiküste, nach Sylt oder in die Bretagne bleiben noch für Wochen undenkbar. Trost bietet Handwerkliches von der Lieblingsdestination.

Die Grenzen zu den Nachbarländern sind für die meisten Menschen dicht. Gott sei Dank funktioniert der internationale Warenverkehr. Als Erinnerung oder optimistischen Vorgeschmack kann man sich vom Fabrikationsbetrieb in Meeresnähe typische Souvenirs liefern lassen. Drei handgefertigte Empfehlungen aus Deutschland, Italien und Frankreich.
Sylter Strandkorb für zu Hause

Wenn der himmelblaue Opel Blitz, Baujahr 1950, über die Strassen von Sylt brummt, wissen Eingeweihte: Die Trautmanns liefern wieder Strandkörbe aus. Natürlich kutschieren sie die handgeflochtenen Sonnensitze nicht nur zu den Stränden und Terrassen der Nordseeinsel, die guten Stücke gelangen auch per Schiff und Lastwagen zu Kunden in aller Welt. Gerade jetzt, da die nördlichste deutsche Insel für Touristen gesperrt bleibt, vermitteln die Originale aus der Trautmann-Werkstatt Sylt-Fans Erinnerung ans nordseeumtoste Ferienglück. «Bei uns haben sich tatsächlich schon etliche Anrufer gemeldet, die sonst regelmässig nach Sylt reisen», sagt Benjamin Trautmann, der neben Vater und Schwester den Familienbetrieb Sylt-Strandkörbe in Rantum leitet. «Einige gönnen sich den Zweisitzer als Ersatz für die Ferien.»
500 Meter Kunststoffbänder werden für jeden Wind- und Sonnenschutz verflochten. Das PVC-Material ersetzt das Peddigrohr, aus dem früher die Strandkörbe gefertigt wurden. Inklusive der Schreinerarbeiten dauert die Herstellung des für die deutschen Küsten so typischen Sonnensitzes etwa acht bis zehn Stunden. «Manchmal erfüllen wir Kunden auch Extrawünsche», verraten die Trautmanns und erzählen von wärmenden Heizungen im Sitz oder eingebauten Lautsprechern, die mit Möwengeschrei und Nordseerauschen aufwarten – fürs wahre Ferienfeeling, das man sich nach Hause holen kann.
Keramik mit den Farben der Amalfiküste

Giovanna Solimene sagt traurig: «Die Produktion ist erst einmal eingestellt. Wir haben die Keramiker vorsorglich nach Hause geschickt.» Ein herber Schlag für die erfolgsverwöhnte Manufaktur Ceramica Artistica Solimene an der italienischen Amalfiküste, einer der schönsten Regionen der Welt. Wenn es das Virus nicht gäbe, wäre der Küstenabschnitt südlich des Golfs von Neapel jetzt ein absoluter Ferienhotspot.
Viele Touristen würden den Ort Vietri sul Mare besuchen. Die alte Keramiktradition ist der Grund – und eine Architektur-Ikone: Vincenzo Solimene, Giovannas Vater, beauftragte 1951 den italienischen Architekten Paolo Soleri, ein Haus für seine Werkstatt zu entwerfen. Das mit Keramik verkleidete Gebäude zieht bis heute Fans des besonders in Amerika bekannten Architekten an. Vasen und Teller, Tassen und Schalen, Krüge und Figuren, die in dem Kathedralenähnlichen Inneren von Hand geformt und bemalt werden, geniessen einen ähnlichen Kultstatus. Sie fangen in fröhlichen Farben und Mustern ein heiteres Lebensgefühl ein, das in Vor-Corona-Zeiten an der Amalfiküste zu Hause war.
Ceramica Artistica Solimene ist heute immer noch ein Familienbetrieb: Die vier Söhne des Hauses betreuen die Fliesenherstellung. Zusammen mit ihren drei Schwestern kümmert sich Giovanna Solimene um die Tischkeramik. Die stapelt sich auf Vorrat produziert auf Regalen in der Werkstatt und wird verschickt
– bruchsicher verpackt und mit einem Gruss der Amalfiküste.
Im Streifen-T-Shirt von der Bretagne träumen

Kaum etwas steht so sehr für die Bretagne wie das Ringel-T-Shirt. Es ist derzeit wieder en vogue. Stil-Ikone Coco Chanel machte es salonfähig, und einen Schweizer machte es weltberühmt: Walter Hubacher gründete 1938 in Quimper die Firma Armor Lux, eine Manufaktur für Unterwäsche, die sich bald auch auf die Produktion von «La Marinière» spezialisierte. Das Shirt mit den charakteristischen 21 blauen Streifen, Dreiviertelärmeln und U-Boot-Ausschnitt trugen früher nur die Matrosen der Marine und die Fischer an der Küste. Gingen sie über Bord, sollte man sie so besser im Wasser sehen und retten können.
Die Streifen-T-Shirts von Armor Lux, die immer noch in dem hübschen Städtchen Quimper hergestellt werden, sind bretonisch durch und durch. «Selbst der Stoff wird hier gestrickt, die Modelle von Hand zugeschnitten und genäht», sagt Verkaufschef Marco Petrucci.
Heute steht das T-Shirt für entspannte Badeferien, die derzeit unerreichbar erscheinen. Man kann sich natürlich an alten Filmen mit Brigitte Bardot oder Audrey Hepburn sattsehen, die das Matrosenshirt aufreizend sexy trugen , oder man kann es sich in den heimischen Kleiderschrank liefern lassen.
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