Das Prozedere ist eine Geduldsfolter
Die künstliche Befruchtung ist für Frauen meist belastend. Doch wie ergeht es dabei ihren Männern? Ein Betroffener erzählt.

Ein Café in der Altstadt. Stefan Braunmüller hat üppige Locken und spricht so schnell, dass sich die Tonspur beim Abhören anhört, als wäre die Aufnahme künstlich beschleunigt. Aber der promovierte Geisteswissenschaftler hat wenig Zeit und vor allem viel zu erzählen: vom langen Weg zum Kind, den seine Frau und er gehen mussten. Von ungewollter Kinderlosigkeit ist etwa jedes zehnte Paar betroffen, und wie so viele entschlossen sich auch Lena und Stefan Braunmüller, die unerkannt bleiben wollen und eigentlich anders heissen, zu einer Kinderwunschbehandlung. Vor sechs Jahren erfuhren die beiden, dass sie auf natürlichem Wege wohl keine Kinder miteinander bekommen können: Bei ihr, damals 30, verhinderte ein Myom – ein gutartiger Tumor in der Gebärmutter – die Einnistung einer befruchteten Eizelle. Bei ihm, damals 31, war die Spermienanzahl und -qualität schlecht. Die Ärzte rieten zur ICSI-Methode, der heute gängigsten Form von künstlicher Befruchtung, bei der das Spermium des Mannes «in vitro» direkt in die Eizelle der Frau injiziert wird.