Der erste Anbieter eines Flugabos in Zürich ist insolvent
Seit gut einem Monat fliegt die Surf Air für ein Flatrate nach London. Vor zwei Jahren hat bereits eine andere Fluggesellschaft dieses Bezahlmodell in die Tat umgesetzt. Sie ging innert weniger Monate bankrott.

Mit grossem Brimborium warb die Geschäftsleitung von Take Air im Februar 2015 für ihre neue Verbindung von Zürich nach Antwerpen. Journalisten wurden auf den Flughafen Zürich eingeladen, mit glühender Begeisterung erklärte ihnen der Geschäftsführer, wie er mit seinem neuen Angebot die Fliegerei revolutionieren wollte: Für einen fixen Beitrag von 1650 Euro monatlich sollten Abokunden von Take Air so oft fliegen können, wie sie wollten.
Ab 30. März 2015 sollten die Kunden damit zwischen Kloten und Antwerpen nach Belieben hin und her pendeln. Zweimal täglich würde dazu eine Beechcraft King Air mit sechs bis acht Sitzen bereitstehen.Der Optimismus war gross. Innert sechs Monaten plante Take Air, bereits die nächste Verbindung anzubieten, zwischen Paris und London. Danach sollten im Halbjahrestakt zwei neue Verbindungen dazu kommen.
Dass bis im Februar erst zwischen 20 und 30 Abonnenten gefunden worden waren, für ein rentables Geschäft aber mindestens 120 benötigt wurden, schien die Geschäftsleitung nicht zu stören. «Wir haben noch viele Anfragen. Ausserdem sind wir voller Enthusiasmus und von Antwerpens Potenzial überzeugt», liess sich CEO Matthieu Dardenne zitieren.
Antwerpen konnte sich als Destination nicht durchsetzen
Tatsächlich hob die Take Air dann auch ab. Zwar nicht am 30. März, sondern erst Anfang Mai und nicht mit zwei Verbindungen täglich, sondern mit vier wöchentlich, aber die Fluggesellschaft flog. Die innert weniger Monaten stark redimensionierten Flugpläne liessen allerdings nichts Gutes erahnen.
Danach wurde es ruhig um die Take Air. Zum Thema wurde sie erst wieder im September, als die Surf Air, die eigentliche Pionierin der Idee vom Fliegen à discrécion aus den USA, eine neue Verbindung zwischen Zürich und London in den Medien bewarb. Der «ZU» versuchte, die Take Air zu kontaktieren um zu fragen, wie man darauf reagiere, dass nun mit der Surf Air ein zweiter Anbieter eines Flug-Abos Zürich bediene. Doch sämtliche Kontaktversuche blieben erfolglos. Die Website der Airline funktioniert zwar noch, die Facebookseite und der Twitteraccount liegen allerdings seit November 2015 brach.
Inzwischen ist der Grund dafür klar. Der Take Air ging bereits nach 18 Monaten das Geld aus. Wie auf der Website der Belgischen Nationalbank zu sehen ist, wurde gegen die Take Air am 8. November 2016 ein Konkursverfahren eröffnet. Offensichtlich hatte Antwerpen – mit seinen rund 500 000 Einwohnern nicht viel grösser als Zürich – als Destination nicht gut genug funktioniert.
Dabei nützten auch die Werbebotschaften nichts, dass es sich bei Antwerpen um die weltweit führende Diamantenstadt handle, dass sie über den zweitgrössten Hafen Europas verfüge und nach Housten den grössten Erdölhandel besitze. Die Vermutung liegt nahe, dass die Anzahl von Diamantenhändler, Schiffsmagnaten und Erdölhändler ohne firmeneigenen Privatjet in Zürich doch eher begrenzt ist.
Ereilt die Surf Air, die seit gut einem Monat für 4000 Franken monatlich dreimal wöchentlich von Zürich nach London Luton und zurück fliegt, dasselbe Schicksal? Auf Anfrage gibt man sich bei Surf Air zuversichtlich. Zum einen unterscheide sich das Angebot schon von der Destination her. «Die Strecke London – Zürich ist eine der meist frequentierten Geschäftsrouten in Europa», sagt Mekea Gilles, Pressesprecherin von Surf Air. Zudem sei die Airline bereits seit 2013 in den USA tätig und habe dort ein stabiles Geschäft aufgebaut. Die in den Staaten gewonnenen Erfahrungen würden bei der Expansion nach Europa helfen.
Genaue Zahlen zum ersten Monat gibt Surf Air als nicht börsenkotiertes Unternehmen keine bekannt. «Es besteht jedoch eine starke Nachfrage auf der Strecke London – Zürich», sagt Gilles. Man plane deshalb, die Frequenz schon bald auf tägliche Flüge während der Woche zu erhöhen.
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