Europa League: FCZ – Bodö/GlimtWer hätte das gedacht! Der FCZ siegt
Mit dem 2:1 gegen Bodö/Glimt haben sich die Zürcher theoretisch die Chance gewahrt, im Europacup zu überwintern – vor allem aber tut der erste Erfolg seit dem 25. August ihrer Moral gut.

Hoch oben, in der Loge, testet Ancillo Canepa die Widerstandsfähigkeit des Glases, als er mit beiden Fäusten dagegentrommelt. Heliane Canepa hüpft an seiner Seite ausgelassen herum. Unten, an der Seitenlinie, beweist Bo Henriksen seine Fähigkeiten als Sprinter. Und die Spieler liegen sich in den Armen.
Endlich erleben sie diesen Moment, auf den sie so lange gewartet haben. Den Moment, als Antonio Marchesano tief in der Nachspielzeit das 2:1 gegen Bodö/Glimt erzielt und damit für Glücksgefühle sorgt, die so lange verschüttet gewesen sind.
Das 2:1 gegen die Norweger ist der erste Erfolg nach einem quälend langen Warten mit dreizehn sieglosen Spielen – und hält zumindest theoretisch die Hoffnung am Leben, noch den dritten Platz in dieser Gruppe der Europa League zu erreichen und damit die K.-o.-Phase der Conference League.
Eigentlich hat Marchesano den Ball nach einem Konter schon verstolpert, es ist eine Szene, wie sie typisch für den FCZ dieser Saison zu sein scheint. Aber irgendwie kann er sich den Ball nochmals zurechtlegen, und so trifft er vom Strafraumrand aus. Das Glück ist zurück.
Es ist der Zahltag für eine Mannschaft, die sich für einmal nicht gehen lässt, nur weil sie in Rückstand liegt. Am Sonntag gegen GC genügte ein Gegentor, dass sie in ihre Einzelteile zerfiel und 1:4 verlor. Auch gegen Bodö gerät sie ins Hintertreffen, zum Ende der ersten Halbzeit, weil Nikola Katic den Ball im eigenen Strafraum einem Gegner in die Füsse spielt und so das Tor durch Pellegrino ermöglicht.
Das 0:1 zur Pause ist ein eher zufälliges Ergebnis im Spiel von zwei Mannschaften, die sich auf bescheidenem Niveau bewegen. Der FCZ hat eine halbwegs gefährliche Aktion, als Okita mit seinem Schuss an Goalie Khaikin scheitert. Der Rest seines Spiels besteht mehrheitlich aus Fehlpässen und Missverständnissen. Bodö sorgt nicht einmal für wirkliche Gefahr – bis eben dann Katic ein Nachsehen hat und seinen schlimmen Patzer begeht.
Das ungewohnte Gefühl
Zum Start in die zweite Halbzeit hat der Gast gleich zwei Chancen für einen zweiten Treffer, einmal pariert Brecher glänzend, dann fliegt der Ball knapp am Tor vorbei. Der Gast glaubt damit offensichtlich, die Sache im Griff zu haben, stellt den Betrieb ein und verlässt sich aufs Verwalten des Vorsprunges.
Er begeht fahrlässig einen Fehler, der nach 67 Minuten ein erstes Mal bestraft wird. Nikola Boranijasevic drückt einen Ball, der nach Okitas Schuss von der Latte abgeprallt ist, zum Ausgleich über die Linie.
Der FCZ beginnt ein Gefühl zu entwickeln, das er so lange nicht mehr gehabt hat, er beginnt an sich und damit an den Sieg zu glauben. Nicht dass er den Gegner nun gleich furchteinflössend an die Wand drücken würde, dafür ist sein Spiel weiterhin zu fehlerhaft. Aber er bleibt überlegen und profitiert weiter von der Passivität Bodös. Boranijasevic verzieht eine Direktabnahme, Marchesano scheitert an Halkin und verfehlt das Tor knapp, als schon die 89. Minute läuft.
Mit der 93. Minute kehren die ungewohnten Glücksgefühle in den Letzigrund zurück – nach dreizehn Spielen mit vier Unentschieden und neun Niederlagen, viele davon so schmerzlich wie gegen GC. Nächste Woche bei Arsenal muss der FCZ gewinnen, um noch europäisch überwintern zu können. Zu schlecht steht er beim Torverhältnis im Vergleich mit Bodö da, als ihm dafür ein Punkt reichen könnte.
Wichtiger ist nun ohnehin, ob er auch in der Super League zum Leben erwacht. Auch hier ist er nach 13 Runden weiter sieglos und mit 6 Punkten Rückstand auf Winterthur Tabellenletzter. «Es ist das nächste wichtigste Spiel», sagt Trainer Henriksen mit Blick auf den Sonntag und den Ausflug ins Tourbillon, wo der FC Sion wartet.
Und die Südkurve hat die Mannschaft schon einmal deutlich an die Bedeutung dieser Partie erinnert, als sie ihr nach dem Schlusspfiff gegen Bodö via unübersehbares Transparent zuruft: «Es gibt keine Ausrede mehr. Gewinnt gegen Sion.»
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