Skurriles in BernDer SCB gewinnt – und entlässt den Trainer
Sein letzter Sieg kommt zu spät: Johan Lundskog gewinnt mit dem SC Bern gegen den ZSC trotz 1:3-Rückstand 4:3. Unmittelbar danach wird er freigestellt.

Es ist eine skurrile Szenerie in der Berner PostFinance Arena, kurz nach 22.15 Uhr. Die Fans feiern die Mannschaft des SC Bern auf dem Eis. Diese hat gegen die ZSC Lions soeben mit einem spektakulären Schlussspurt einen 1:3-Rückstand in einen 4:3-Sieg umgewandelt.
Gleichzeitig erfährt Trainer Johan Lundskog in der Garderobe, dass er entlassen ist. CEO Raeto Raffainer und Sportchef Andrew Ebbett überbringen dem Schweden die Nachricht. Einerseits passt das zur Tradition des SC Bern. Marc Lüthi, Raffainers Vorgänger als CEO, hatte Trainerentlassungen nach Spielen quasi salonfähig gemacht. Larry Huras war einst trotz gutem Tabellenrang unmittelbar nach einem Heimspiel freigestellt worden, weil Lüthi die Spielweise als zu wenig attraktiv empfand.
«Ein solcher Abend in drei Wochen reicht nicht»
Andererseits ist für Lundskog die Art und Weise seiner ersten Entlassung als Proficoach eine bittere Pille. Die Medienmitteilung des SCB trifft in den Mail-Eingängen der Journalisten ein, während er von seiner Freistellung erfährt - inklusive vorgefasster Raffainer-Quotes. Die Entscheidung ist also nicht nach dem Spiel gefallen, Raffainer und Ebbett mussten es schon zuvor gewusst haben, dass sie Lundskog entlassen würden – völlig egal, was gegen den ZSC passiert.
«Ein solcher Abend in drei Wochen reicht nicht», sagt Raffainer wenige Momente danach, als er sich den Medien stellt. «Wir brauchen in dieser ausgeglichenen Liga Konstanz. Wir müssen jeden Abend die Chance haben, punkten zu können.» Er sagt es nicht, es dürfte aber klar sein: Die Entlassung stand bereits nach dem Spiel in Lausanne fest.
Am Tag vor dem Sieg gegen den ZSC hatte der SCB beim damaligen Tabellenletzten 1:4 verloren gehabt und wieder so eine uninspirierte Leistung gezeigt. Es war nicht die erste in den letzten Wochen. Zunächst war sie ja gross gewesen, die Aufbruchstimmung in Bern nach drei schlechten Saisons, in denen sich die Mannschaft ausserhalb der Top-8 klassiert hatte. Eine fast komplett umgekrempelte Mannschaft, auf dem Papier klar stärker, hätte für Ruhe in Bern sorgen sollen, so gut dies überhaupt möglich ist am ständigen Unruheherd Bern.

Der SCB näherte sich in der Tat phasenweise der Spitze an, es gab einmal fünf Siege in Serie, meist in der Overtime – weil die Zusatzschicht, das ist die Spezialität der Berner in dieser Saison: In zehn von bislang 20 Fällen gingen ihre Spiele länger als 60 Minuten. Doch zuletzt kam Bern aus dem Tritt, teilweise auf beängstigende Art und Weise. Die Niederlagen gegen Lausanne und Kloten. Ja selbst bei Siegen wurde wegen teilweise fragwürdigen Auftritten wie beim ersatzgeschwächten Rapperswil oder gegen Ajoie die fast schon zur Gewohnheit gewordene Unruhe rund um das Hockey in der Bundeshauptstadt wieder belebt.
Und so sagt Raffainer nun: «Wir sprachen immer von der Entwicklung, nicht von den einzelnen Resultaten. Und diese Entwicklung war nach einer guten Phase zuletzt überhaupt nicht mehr gut.» Der SCB ist nun wieder auf Trainersuche, er kann die zwei Wochen lange Spielpause nützen: Nach Kari Jalonen, Hans Kossmann, Mario Kogler, Don Nachbaur und Lundskog wird es der sechste Cheftrainer in gut zweieinhalb Jahren sein.
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