3:4 in BernDer ZSC verspielt einen fast sicheren Sieg
Die Zürcher führen nach einem starken Mitteldrittel in Bern 3:1. Doch am Ende stehen sie nach 60 Minuten als Verlierer da.

Dieses Spiel, diesen Abend in Bern, werden die Zürcher wohl eine Weile nicht vergessen. Nicht nur, weil unmittelbar nach dem Spiel Berns Trainer Johan Lundskog trotz 4:3-Sieg entlassen wird. Nein, es ist auch eine Niederlage, an der sie nicht nur bloss ein paar Minuten herumnagen dürften. Drei Punkte hätten in dieser so ausgeglichenen Meisterschaft vor der Nationalmannschaftspause sehr gut getan, nun verbleiben die Zürcher mitten im oberen Strichkampf, haben bloss einen Punkt Vorsprung auf Platz 7 – bei allerdings bis zu drei Spielen weniger als die Konkurrenz.
Unnötig ist die Niederlage so oder so. Zwar gerät der ZSC in Bern nach einem torlosen und ausgeglichenen Startdrittel zunächst in Rückstand. Bereits das ist aus Zürcher Sicht ärgerlich: Berns neuer Ausländer Tyler Ennis trifft im Powerplay nach einer sehr hart gepfiffenen Strafe gegen Phil Baltisberger.
Doch wie es derzeit um den ZSC und den SCB eigentlich steht, zeigen die Minuten danach. Die Zürcher erhöhen den Druck, zeigen viel Entschlossenheit und Zug aufs Tor – innert fünf Minuten führen sie 3:1.
Es stimmt in diesen Momenten fast alles im Zürcher Offensivspiel. Die Sicherheit im Passspiel, die Präsenz vor dem gegnerischen Tor, die Wucht im Slot. Der SCB, zuletzt von einem ständigen Auf und Ab gezeichnet, bei dem selbst bei Siegen die Leistung nicht immer stimmt, kann da kaum dagegen halten. Es droht ein Auseinanderfallen der Berner gegen souveräne Zürcher.
Denn die Tormaschinerie der Lions läuft derzeit auf Hochtouren: In den letzten fünf Partien haben sie 23 Treffer erzielt. Die zuvor beeindruckende Stabilität in der Defensive hat den ZSC zuletzt bei den Spielen gegen Lausanne (5:4 nach Verlängerung), in Biel (4:5) und bei Ajoie (6:3) zwar etwas verlassen, doch das scheint in diesen Momenten bereits eine Story von vorgestern zu sein.
Doch dann folgt ein Schlussdrittel, mit dem so kaum einer gerechnet haben dürfte.
Die Wende praktisch aus dem Nichts
Der SCB findet mit etwas Glück ins Spiel zurück, die zwei Treffer zum 3:3 innert 13 Sekunden zu Beginn des Schlussdrittels kündigen sich nicht an, sie kommen praktisch aus dem Nichts. Dass mit Captain Simon Moser eine der grossen Kampffiguren der Berner mittendrin ist, macht hingegen Sinn: Er lenkt zum 3:3 ab, zuvor hatte Oscar Lindberg nach einer eher durch Zufall entstandenen Torchance zum 2:3 verkürzt gehabt.
Dass sich mit Tristan Scherwey jener andere Berner, der in den glorreichen Zeiten des SCB für den Esprit der Mannschaft stand, beim späten Siegtor Josh Fahrnis auch eine Rolle spielt und sich den Assist gutschreiben lässt – auch das passt zum neuen Drehbuch.

Der ZSC hingegen dürfte sich am Ende fragen, was da eigentlich schief lief im Schlussdrittel. Warum er drei sicher geglaubte Punkte aus der Hand gab. Immerhin: Die Fragezeichen in den Gedanken des unmittelbar nach einem spektakulären Sieg entlassenen SCB-Coaches Johan Lundskog dürften noch grösser gewesen sein.
Fehler gefunden?Jetzt melden.