Lokdown bei der Deutschen BahnDeutsche Lokführer beginnen 48-stündigen Streik
In den Verhandlungen zwischen Lokführergewerkschaft GDL und Deutscher Bahn hat es keine Einigung gegeben. Nun wird bereits seit Dienstagabend gestreikt.

Bahnreisende in Deutschland müssen seit der Nacht zum Mittwoch wegen Streiks bei der Deutschen Bahn (DB) mit Verspätungen und Zugausfällen rechnen. Die Mitglieder der Lokführergewerkschaft (GDL) sprachen sich in einer Urabstimmung mit 95 Prozent für einen Arbeitskampf aus
Bereits seit Dienstagabend ab 19 Uhr wird der Güterverkehr bestreikt, wie GDL-Chef Claus Weselsky am Dienstag in Frankfurt mitteilte. Der Ausstand soll bundesweit sein. Seit Mittwoch in der Früh 2 Uhr wird auch der Personenverkehr bestreikt. Enden soll der Arbeitskampf am frühen Freitagmorgen um 2 Uhr.
Fernverkehr vorderhand nicht betroffen
Die Fernverkehrs-Verbindungen in der Schweiz, die teilweise mit Rollmaterial der DB durchgeführt werden, seien nicht betroffen, sagte eine SBB-Sprecherin am Dienstagmittag gegenüber dieser Zeitung. Sollte sich daran etwas ändern, würden die SBB informieren.
Als Reaktion auf die angekündigten Streiks hat die DB einen Ersatzfahrplan für den Nah- und Fernverkehr erstellt. Das deutsche Angebot im Fernverkehr werde am Mittwoch und Donnerstag auf nur noch 25 Prozent reduziert, teilte die DB mit. Priorität hätten stark frequentierte Strecken sowie Anbindungen an wichtige Bahnhöfe und Flughäfen. Ab Freitag rechnet die Bahn wieder mit einem «weitgehend regulären» Betrieb.
Die GDL hatte die monatelangen Tarifgespräche bereits Anfang Juni für gescheitert erklärt. Die unter anderem durch die Corona-Krise und die Flutkatastrophe angeschlagene Deutsche Bahn hatte der GDL zuletzt Lohnerhöhungen in zwei Schritten angeboten: 1,5 Prozent zum 1. Januar 2022 und 1,7 Prozent zum 1. März 2023, bei einer Laufzeit bis Ende Juni 2024.
Der GDL reicht dies nicht aus. Sie kritisiert zudem den bereits mit der grösseren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) geschlossenen Tarifvertrag als völlig unzureichend.
Gegenseitige Schuldzuweisungen
Der GDL-Chef gab dem Management der DB die Schuld für die Eskalation mitten in der Ferienzeit. «Wer den Arbeitnehmern in die Taschen greifen will und sich selbst schamlos bedient, hat eine Antwort verdient, wie wir sie geben werden», sagte Weselsky. Die Gewerkschaft sei sich ihrer Verantwortung bewusst. Jedoch: Es gebe «keinen günstigen Zeitpunkt» für einen Streik, «nicht mal nachts».
Die Bahn kritisierte die Ankündigung der GDL scharf und sprach von einer «unnötigen Eskalation auf dem Rücken der Bahnkunden». «Die GDL-Spitze eskaliert zur Unzeit», erklärte DB-Personalchef Martin Seiler. «Gerade in einem systemrelevanten Bereich wie der Mobilität gilt es jetzt, sich an den Verhandlungstisch zu setzen und nicht unsere Kunden zu belasten.» Kritik gab es auch an der Kurzfristigkeit der angekündigten Massnahmen.
Weitere Streiks über den Freitag hinaus will die Gewerkschaft nun vom Verhalten der Arbeitgeberseite abhängig machen. Die Bahn hält eine Einigung über die «materiellen Forderungen für möglich» und rief die GDL zurück an den Verhandlungstisch.
SDA/AFP/fal
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