Wellness-Serie aus KlotenDie edle Ruheoase unter dem Flughafen
Entspannen und ganz bei sich sein an einem der lautesten Orte der Schweiz? Der Wellnessbereich des Airport-Fitnesscenters machts möglich.

Ankommen
Das Airport-Fitnesscenter und sein Wellnessbereich sind nicht nur aus der Luft, sondern auch mit allen anderen öffentlichen Verkehrsmitteln und einem kleinen Fussmarsch bestens zu erreichen. Vom Flughafen-Bahnhof aus folgt man den Tafeln zu den Hotels, weiter hinten weisen Schilder eigens auf das «Airport Fitness» hin. Es befindet sich im Souterrain des Hotels Radisson Blue. Motorisierte Gäste benutzen das Flughafen-Parkhaus P1. An der Rezeption bekommen Wellness-Gäste ein Set mit einem Bademantel, zwei Handtüchern, Stoff-Badeschlappen und einem Duschgel.

Die äusserst geräumige Garderobe ist in mehrere Nischen unterteilt. Dazu gibt es einen separaten Raum zum Haareföhnen und zahlreiche Duschen. Auch wenn mehr Fitness- und Wellness-Fans hier zu Gast sind als während unseres Testbesuchs an einem frühen Mittwochmorgen, sollte man einander nicht in die Quere kommen.
Ambiente
Beim Betreten des Wellnessbereichs wird einem sofort wohlig warm, dazu verwöhnen feine Minze-Duftnoten die Nase. Eine Tapete in dunklen Beigetönen und weitere warme, erdige Farben an den Wänden sorgen für Behaglichkeit. Der breite Gang, der zentrale grosse Raum mit den Fussbädern und einer Kneipp-Anlage sowie die diversen Ruheräume sind mit kleinen Halogenlampen an den Decken dezent ausgeleuchtet.
Die 2000 Quadratmeter Wellness-Gesamtfläche erstrecken sich über zwei Stockwerke, die durch eine offen einsehbare Treppe miteinander verbunden sind. Der grosse Ruheraum im unteren Geschoss ist durch eine Glaswand abgetrennt, was den grosszügigen, weiträumigen Charakter betont. «Die Gäste sollen sich hier wie daheim fühlen», erklärt Betriebsleiterin Tina Zeqiri, «darum wirkt alles so wohnlich. Und weil so viel Platz für alle ist, können sie sich zurückziehen, ganz für sich sein und entspannen, ohne sich beobachtet zu fühlen.»
Aufwärmen
Im grossen, zentralen Raum sind zwei gekachelte Sitzbänke mit je zwei kleinen Wannen davor installiert. Dort lässt sich der Körper mit einem warmen Fussbad langsam an die Hitze gewöhnen. Gleich rechts daneben umhüllt einen dichter Wasserdampf, sobald man die Tür zum Hamam öffnet. Die Sitzflächen dieses Dampfbads türkisch-orientalischer Art sind mit kleinen Fliesen in verschiedenen Rottönen und Goldplättchen gekachelt und bieten rund 14 Personen Raum. Die fast 100-prozentig feuchte Luft duftet intensiv nach Minze – eine wahre Wohltat für die Atemwege. Und in Kombination mit der Temperatur von rund 40 Grad lösen sich innert Kürze die Poren.

Für den nächsten Gang bietet sich gleich nebenan die grosse, gemischte finnische Sauna mit ihrer 90 Grad heissen, trockenen Luft an. Auf ihren Holzbänken finden rund acht Personen gleichzeitig liegend Platz. Aus einem Holzbottich können die Gäste selbst mit einer Kelle die Aufgussmischung schöpfen. «Sie ist jeden Tag ein bisschen anders», verrät Tina Zeqiri. Am Tag unseres Besuchs dominieren Eukalyptus- und Minzenoten.
Neben der gemischten Sauna gibt es im Bereich der Frauen- und auch in der Männergarderobe je eine kleinere, finnische Sauna mit 80 Grad heisser Luft und Platz für rund vier liegende Personen. «Zu uns kommen immer wieder Gäste, die nach einer Sauna nur für Männer fragen», erklärt Tina Zeqiri. «Meist handelt es sich dabei um Hotelgäste oder Flugpassagiere aus bestimmten Kulturkreisen. Unser Publikum ist eben international.»
Abkühlen
Aufgrund der Lage im Souterrain gibt es hier keine Aussenterrasse, um nach dem Saunieren frische Luft zu schnappen. Um den Organismus wieder auf Normalbetrieb zu bringen, kann man aus drei anderen Optionen wählen: einem Eisraum, in dem man Eiskristalle aus einem Brunnen greifen und auf Gesicht und Körper zergehen lassen kann, einem Holzbottich mit kaltem Wasser, und einer Dusche mit regelbarer Temperatur. Zusätzlich kann man das längliche, flache Kaltwasser-Becken der kleinen Kneippanlage in der Mitte des zentralen Raums durchwaten.
Ausspannen und Auftanken
Das kleine Manko der fehlenden Aussenterrasse macht der Wellnessbereich des «Airport Fitness» mit einer ganzen Palette an Ruheräumen wett. Im grössten Raum, der sich auf derselben Ebene wie die Saunen und das Hamam befindet, ist die Luft hinter seiner Glaswand denn auch etwas kühler als nebenan. Dank zwei Aquarien, mehreren Pflanzen mit viel Grün, einem Bücherregal sowie diversen dekorativen Accessoires ähnelt der Raum einem Wohnzimmer der gehobenen Kategorie. Zum Ausspannen stehen acht grosse Liegen aus dunklem Korbgeflecht mit bequemen Polstern und höhenverstellbarem Kopfteil zur Auswahl. Neben ihnen stehen kleine Salontische, darauf Lichtlein mit Kerzenschein. Neben ihnen lassen sich unter anderem die Trinkbecher abstellen, die man zuvor mit Wasser mit leichtem Zitronen- oder Limettenaroma gefüllt hat.

Warmen Tee gibt es dagegen im offenen Ruhebereich in der oberen Etage. In dem dunkleren und wärmeren Raum stehen weitere Liegen und mehrere Zeitschriften zum Lesen zur Verfügung. Wem Letzteres zu anstrengend ist, kann auch einfach das virtuelle Kaminfeuer betrachten, das hier oben in einem grossen Bildschirm lodert. Wer es noch ruhiger und reizarmer wünscht, findet im Schlafraum gleich links neben der Treppe sein Refugium: Auf sechs Wasserbetten muss sich hier vorzüglich ein Nickerchen machen lassen (was der Schreibende freilich nicht selbst ausprobiert hat).
Auflockern
Vor, zwischen oder – bei genügend Energie – gar nach dem Wellnessen können auch Tagesgäste das umfangreiche sportliche Angebot des Airport Fitness unbegrenzt nutzen. Das beinhaltet unter anderem, an den Kraft- und Ausdauergeräten zu trainieren oder an den zahlreichen Gruppenkursen teilzunehmen.
Mehr passive Entspannung versprechen Massagen, die zusätzlich und kostenpflichtig zu buchen sind. «Unser Massage-Team bietet neben den medizinischen und klassischen auch Fussreflexzonen-, Sport- und Lomi-Lomi-Massagen oder Lymphdrainagen an», führt Tina Zeqiri aus. Um sich den Wunschtermin zu sichern, empfiehlt die Betriebsleiterin eine vorgängige Reservation. Ausserordentlich beliebt seien Anwendungen im Cockpit. In diesem kleinen Raum in der oberen Etage des Wellnessbereichs lassen sich zwei Personen gleichzeitig von je einer Masseurin oder einem Masseur behandeln. «Dazu gibt es Prosecco oder Orangensaft und ein Häppli – das kommt nicht nur bei Paaren sehr gut an», schildert Zeqiri.

Lichtanwendungen in einer Kabine mit regelbarem UV-Anteil sowie diverse Kosmetikbehandlungen runden das umfangreiche Angebot ab.
Aktuelles
Als privater, kommerziell ausgerichteter Betrieb betreibt «Airport Fitness» auch seinen Wellnessbereich trotz der Energiekrise in Europa wie gewohnt. «Wir haben Sparmassnahmen umgesetzt, welche die Kundinnen und Kunden nicht spüren», sagt Tina Zeqiri dazu. Die Betriebsleiterin und ihr Team begrüssten seit dem Jahreswechsel wieder besonders viele neue Fitness- und Wellness-Fans. «Es läuft schon fast wieder so gut wie vor der Pandemie, zum Glück», kommentiert sie. Im Winter-Halbjahr sei der Wellnessbereich insbesondere an den Wochenenden mit schlechtem Wetter sehr gut besucht. «Aber es verteilt sich gut, richtig eng wird es auch dann nicht.»

Bei einem Grossteil der Mitglieder handle es sich um Personen, die am Flughafen arbeiteten. Daneben sorgten aber auch die Hotelgäste des Radisson Blue für internationales Flair – und Flugpassagiere. «Zu uns kommen häufig Leute, die einen langen Zwischenstopp haben», schildert Zeqiri. Grob geschätzt, verzeichne ihr Betrieb nicht zuletzt dank dieser Klientel durchschnittlich rund 20 Tageseintritte. Dieses Angebot komme aber auch bei Menschen aus der näheren Umgebung gut an. Auch und gerade in der Kombination aus Wellness und Fitness. «Es gibt Leute, die verbringen hier fast einen ganzen Tag, indem sie an den Geräten trainieren, einen Gruppenkurs besuchen, ins Wellness gehen, sich massieren lassen und im Wasserbett eine Runde schlafen», erzählt die Betriebsleiterin. «Das freut uns, zeigt es doch, dass sie sich so richtig wohlfühlen.»
Bilanz
Mit 45 Franken verlangt das «Airport Fitness» von den bisher getesteten Wellness-Anlagen im Zürcher Unterland am meisten für einen Tageseintritt. Dafür bietet das Center internationales Flair, umfassende Fitness- und weitere Zusatzangebote, aufmerksamen, persönlichen Service und ein besonders behagliches Ambiente. Kein Wunder, fühlen sich einige Gäste so wohl, dass sie den ganzen Tag hier verbringen.
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