Neu im NationalratDie Ex-Partnerin übernimmt
Bei den Eymanns aus Basel ist Politik Familiensache: Für Nationalrat Christoph Eymann (LDP) rückt Patricia von Falkenstein nach – die Mutter seiner Kinder.

In Basel läuft es so: Wird ein politisches Amt frei, steht eine oder ein Eymann bereit – und übernimmt. Die einflussreiche Familie mit Wurzeln in der Liberal-Demokratischen Partei (LDP) ist in der Kantonsregierung vertreten, im Grossen Rat, in der Bürgergemeinde. Und im Nationalrat. Dort wird die Nachfolge gleich familienintern geregelt: Für Christoph Eymann rückt Patricia von Falkenstein nach; die beiden waren früher ein Paar und haben zwei gemeinsame Kinder.
Eymann hat also Ende Woche zwar seinen Sessel geräumt, wird aber wohl weiterhin noch unter der Bundeshauskuppel mitmischen, als Einflüsterer. Es wäre aber falsch, von Falkenstein nur als Sprachrohr ihres Ex-Partners zu verstehen. Die 60-Jährige hat ihren eigenen Kopf und gehört in Basel zu den wichtigsten politischen Playern. Als Parteipräsidentin hat sie nicht nur dafür gesorgt, dass die LDP, die im Rest der Schweiz von der Bildfläche verschwunden ist, in Basel bestehen bleibt. Sie hat sie auch zu einer Siegerpartei gemacht. Kürzlich sagte sie im Gespräch mit der «Basler Zeitung», alles gewonnen zu haben, was es zu gewinnen gebe.
Der perfekte Schachzug
Das stimmt – zumindest auf das Parteipräsidium bezogen. Ihre Pläne gingen immer auf; sie fand für jede Wahl den richtigen Mann oder die perfekte Frau. Zuletzt gelang ihr mit Stephanie Eymann gar ein brillanter Schachzug. Sie nutzte die personelle Flaute bei den anderen bürgerlichen Parteien und stellte für die Regierungsratswahlen 2020 neben dem bisherigen Bildungsdirektor Conradin Cramer die Nichte Christoph Eymanns auf. Sie wurde gewählt und verdrängte gleich noch den freisinnigen Sicherheitsdirektor Baschi Dürr. Seither hat die LDP zwei Sitze in der Regierung, FDP und SVP keinen.
Persönlich musste von Falkenstein jedoch eine politische Niederlage erleiden: 2019 verlor sie den Ständeratswahlkampf gegen die frühere SP-Regierungsrätin Eva Herzog, die als klare Favoritin galt. Immerhin trug die Ständeratskandidatur zu ihrem guten Ergebnis auf der Nationalratsliste bei. 2020 trat von Falkenstein aus dem Basler Kantonsparlament aus, dem sie seit 2006 angehört hatte.
Am Montag wird nun von Falkenstein im Nationalrat vereidigt. Mit dabei ihre beiden Kinder: Tochter Annina, Basler Grossrätin, und Sohn Benjamin, dessen Chancen gut stehen, früher oder später ebenfalls in ein politisches Amt gewählt zu werden. «Ich habe mir noch überlegt, meine Eltern einzuladen. Aber sie haben doch ein gewisses Alter, und mit Corona ist es mir zu riskant», sagt sie am Telefon. Stattdessen kämen zwei gute Freundinnen und eines ihrer Patenkinder mit.
Gibt die Kontrolle nicht ab
In den letzten Tagen war sie immer wieder in Bern und lernte unter anderem ihre Fraktion, die FDP, kennen. «Ein bisschen nervös bin ich schon und auch gespannt, wie ich aufgenommen werde», sagt sie. Bundespolitik sei anders als Lokalpolitik, irgendwie relevanter, weil sie alle betreffe. «Davor habe ich Respekt.»
Hat sie sich auch vorbereitet? Sie lacht. «Ehrlich gesagt: nicht wirklich.» Das sei auch schwierig gewesen, weil Christoph Eymann offiziell sein Amt am 28. November niedergelegt habe. Sie habe den Stapel Unterlagen soweit möglich durchgearbeitet, für mehr habe die Zeit aber nicht gereicht. Von Falkenstein wird ihre vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten, etwa bei Pro Senectute, nicht aufgeben. Und auch an ihrem Parteipräsidium hält sie fest. Die Zeit sei noch nicht reif für eine Übergabe, sagt sie.
Von Falkenstein startet mitten in der Legislatur. Bis zu den nächsten Wahlen sind es knapp zwei Jahre, und Basel-Stadt stehen dann nur noch vier statt wie bisher fünf Nationalratssitze zu. Darüber zerbricht sie sich aber noch nicht den Kopf. Wahlkampf, das kann sie.
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