Die neun Hitze-Typen
Jetzt sieht man sie wieder: Aufgeregte Jammeris, brutzelnde Instant-Südländer oder heimliche Klima-Opportunisten.

Der Apokalyptiker
Die Sonne war ihm schon immer etwas suspekt. Die Hitze aber ist sein Feind, die Hölle auf Erden. Der Apokalyptiker vermeidet es deshalb, nach draussen zu gehen, wenn, dann meidet er das Offene und rennt von Schatten zu Schatten, wie jemand in einem Zombiefilm. Zu Hause sind die Rollläden schleusenartig runtergelassen, seit er vor einigen Tagen zum ersten Mal von der nahenden Hitzewelle gehört hat. Im Tiefkühler lagert ein Vorrat an Eiswürfeln und Kühlpads.Die Pragmatikerin

Wenn ihr das Wetter so blöd kommt und so heiss ist, dann schlägt sie halt mit Ventilatoren zurück. Zu Hause, am Arbeitsplatz oder mit einem portablen Modell. Schützenhilfe bekommt dieser Typus übrigens von Jörg Kachelmann: «Viele Grosis und Ättis würden auch in der Schweiz noch leben, würden Kinder und Enkel einen Ventilator schenken», schreibt der Wetterexperte hier.
Der Hitze-Dichter
Zugegeben, dieser Typ ist vor allem – aber nicht nur – unter uns Journalisten anzutreffen. Die Hitze als Ausnahmeereignis wirft ihn aus dem Arbeitstrott und lässt ihn zu Superlativen und vor allem zu abgehangenen Metaphern greifen: «Gluthitze» ist sein Lieblingsausdruck in diesen Tagen oder «Das Thermometer klettert auf...». Auch «Heiss wie in einem Backofen» oder die «Sauna im Zug» steigern seine Lustangst vor der Hitze.
Die Manipulierbare
Fällt auf die Formulierung «erfrischend» herein. Erfrischende Sommersalate, erfrischende Sommerdrinks, erfrischende Sommerkuchen. Cordon bleu mit Johannisbeeren oder Ananas-Curry-Spiesschen. Solche Sachen. Merke: Wenn etwas schmeckt, dann schmeckt es das ganze Jahr. Sonst schmeckts einfach nicht. Die Umkehrung gilt ebenfalls – deshalb essen die Walliser auch im Sommer Raclette.
Der Süffel

Die Hitze ist seine Chance, dem Alkohol zu frönen. Ab dem Mittag ein kühles Bier, Aperol Spritz, Weissweinschorle – oder, hey, wieso nicht gleich einen Gin Tonic?
Der Jammeri
Artverwandt mit dem Apokalyptiker. Während andere schwitzen und die Hunde hecheln, verarbeitet er die Hitze verbal. Vor allem der Partylärm macht ihm zu schaffen – überall diese aufgesetzte Lebensfreude und überquellenden Mülltonnen. Auch der Grillrauch des Nachbarn regt ihn auf und die Sonne, die blendet, und am schlimmsten sind sowieso die Mücken. Halt, nein, die Klimaanlagen sind noch ärgerlicher, dieser Durchzug, der einen innert Sekunden erkältet!
Die Instant-Südländerin
Endlich kann sie zeigen, dass sie im Herzen keine langweilige Schweizerin ist. Ab 30 Grad legt sie sich an die pralle Sonne auf den Steg der Flussbadi – auch wenn sie bereits nach fünf Minuten nicht mehr kann, weil es einfach zu heiss ist. Aufgeben gibts nicht. Weiterbrutzeln. Mit leichtem Sonnenstich schleppt sie sich nach Hause, der Kreislauf ist am Limit – aber Hauptsache Dolce Vita.
Der Hummer

Untergruppe des Instant-Südländers. Zu wenig Pigmente, zu viel Sonne. Den Hummer sieht man hierzulande allerdings nur noch selten, da wohl vom Hautkrebs bedroht.
Der Klima-Opportunist
Zwar hat er Freude am heissen Wetter und dem mediterranen Lebensgefühl. Aber ach, es ist halt nicht auf natürlichem Weg zustande gekommen. Dieses Dilemma umgeht er, indem er ab und zu darauf hinweist, dass die Temperaturen nicht normal sind. Heimlich hat aber auch er Freude, dass er im Juli nicht mehr so oft verschifft wird.
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