
Wegen des Ukraine-Kriegs spielen die Märkte verrückt. Normalerweise sind das beste Bedingungen für die Rohstoffhändler. Doch ist ihren Handelspartnern das Spiel zu heiss. Die Preise für Erdgas, Öl, Nickel und Co. schlagen so stark aus, dass Gegenparteien wie Börsen und Banken die Gefahr zu gross ist, auf Handelsverlusten sitzen zu bleiben. Sie verlangen daher derzeit höhere Sicherheiten.
Die Händler können das Geld nicht aufbringen und fordern für die Polster Staatshilfen ein. Das ist der falsche Reflex. Denn in den letzten Jahren schrieben sie hohe Gewinne. Doch statt die Reserven zu füllen, um für schwierige Zeiten gewappnet zu sein, schütteten die Konzerne das Geld an ihre Chefs aus.
Laut einem Bericht des Beratungsunternehmens OIiver Wyman haben sie in den vergangenen zwei Jahren Gewinne von jeweils rund 60 Milliarden Dollar eingefahren. Das heisst: Bei den Genfer Händlern Trafigura, Vitol und Co. liefen die Geschäfte trotz Corona-Krise blendend.
Es ist dreist, die Forderung mit der unterschwelligen Drohung zu verbinden, dass ohne Staatshilfe die Energiemärkte gestört sein könnten.
Von den Gewinnen profitierten aber die Kader der Tradingfirmen. Beispielsweise wurden laut Bloomberg nach dem Rekordjahr 2020 an die Vitol-Kader im vergangenen Sommer rund 3 Milliarden Dollar ausgeschüttet. Mit diesem Geld liessen sich heute die Sicherheitspolster leichter stopfen.
Zumindest scheint sinnvoll, dass Banken bei der Finanzierung der Rohstoffgeschäfte vorsichtiger werden und höhere Sicherheiten einfordern. Es ist besser, die Institute treten einmal zu früh auf die Bremse als zu spät, nur um dann wieder auf den Verlusten sitzen zu bleiben.
Besonders dreist ist zudem, dass die Forderung der Rohstoffbranche mit der unterschwelligen Drohung verbunden wird, dass ohne Kapitalpolster die Energiemärkte gestört sein könnten. Am Ende würden also die Konsumenten frieren, wenn die Staatskasse nicht geöffnet werde. Mit dieser Drohung gewinnt die Branche, die von vielen ohnehin schon als gewissenlos angesehen wird, sicher keine Sympathien.
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Kommentar zum Ruf nach Staatshilfe – Die Rohstoffhändler sollten zuerst die eigenen Taschen leeren
Trotz hoher Gewinne fordern Vitol, Trafigura und Co. Geld von der öffentlichen Hand. Das ist unverschämt.