ZoomDie Stadt als Abstraktion
Der Fotokünstler George Byrne fügt Aufnahmen aus Los Angeles und Miami zu traumhaften Collagen zusammen, die wie abstrakte Bilder aussehen.

Auf fast jedem seiner Bilder gibt es Palmen oder Zypressen, die aus Gärten, Parks, Landschaften und Strassenborden emporwachsen, die von seinen Maueransichten versperrt sind. Wie organische Ausrufezeichen wedeln sie aus der Ferne, greifen in einen oft wolkenlosen, subtropischen Himmel und heben sich ab von unwirklich scheinenden, bunten Mauerflächen, aus denen der 1976 in Sidney, Australien, geborene Fotokünstler George Byrne seine Bilder aufbaut.
Es handelt sich in der Regel um Collagen aus mehreren Aufnahmen, die Byrne am Computer so zusammenfügt, dass man kaum noch merkt, aus welchen Einzelteilen sie bestehen. Vermutlich sind es bei der Aufnahme oben (Yellow Door, 2021) einfach die Zypressenspitzen samt Himmel, die horizontal an die rosa Mauer angefügt wurden.




Bei diesem Bild (Innervisions, 2021) scheint es, wie wenn die drei farbigen Pfeiler, die sich dank den dazugehörigen Schattenwürfen von der weissen Wand abheben, später eingefügt worden sind. Gut möglich auch, dass auf dem Computer bei der nachträglichen Bildbearbeitung das Trottoir samt Strasse von unten an die Mauer herangeschoben wurde.





«Post Truth» nennt Byrne seinen neuen Fotoband, in dem er die urbanen Landschaften von Los Angeles mit einigen Abstechern nach Miami dokumentiert. Es sind keine Hochhäuser auf seinen Bildern, sondern meist niedrige Gebäude und Mauern, wie sie als Reaktion auf die Automobilkultur in Südkalifornien und Florida entstanden sind. Bauten, die oft schon in Wirklichkeit wie abstrakte Bilder aussehen und durch die Bearbeitung am Computer nur noch künstlicher werden.


Grosse Bedeutung kommt auf diesen Bildern dem Sonnenlicht zu, das die Fassaden rasch ausbleichen lässt. Das Spektrum der Aufnahmen reicht von rohen, fotorealistischen Strassenbeobachtungen bis zu verträumten Kompositionen in Pastellfarben.
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