Kultureller Tausendsassa verschreibt sich dem Blues
Der Schauspieler, Autor und Regisseur Mathias Reiter liebt es Geschichten zu erzählen. Sein neustes Einpersonenstück, das im Mississippi-Delta der 30er Jahre spielt, wird im Mai im Philosophe uraufgeführt.

Die sechsjährigen Zwillinge Anna und Maria hören ihrem Vater Mathias Reiter aufmerksam zu, als er einige Bluesakkorde auf seiner Gitarre erklingen lässt. Bald schon wird auch ein breiteres Publikum in den Genuss davon kommen.
Im Rahmen der Aufführung seines Einpersonenstückes «Ich Robert Johnson» ist Reiter nicht nur Autor des Dramas, er wird auch als Schauspieler auf der Bühne stehen – und eben als Musiker. «Diese Kombination ist neu für mich und eine besondere Herausforderung», sagt Reiter. Das Stück über den weltberühmten Blues-Musiker Robert Johnson schrieb er letzten Sommer. «Die Idee dazu hatte ich dank meiner Faszination für den Blues. Ich besorgte mir eine Biographie eines alten Blues-Musikers, David Honeyboy Edwards. Als ich an die Stelle kam, wo er über die Begegnung mit der legende Robert Johnson schrieb, wusste ich, darüber will ich ein Stück schreiben.»
Vom Schauspieler zum Hausmann und Autor
Mathias Reiter ist Schauspieler aber eben nicht nur. Seit seine Familie vor eineinhalb Jahren ins Heimatstädtchen seiner Frau nach Regensberg umzog, ist er Hausmann – aus Überzeugung. Seine Frau, Katrin Rehberg, ebenfalls Schauspielerin, schliesst zurzeit das Quereinsteigerstudium als Primarlehrerin ab. «Es war uns klar, dass wir nicht beide am Theater arbeiten wollen, wenn wir Kinder haben, daher die momentane Arbeitsteilung.» Aber seine Tätigkeit als Hausmann und Vater erlaube es ihm, seine diversen Projekte zu verwirklichen. Denn obwohl Mathias Reiter erst seit eineinhalb Jahren im Unterland wohnt, hat sich der vielseitige Künstler bereits eine kleine Fangemeinde aufbauen können. Ob an zwei Lesungen mit Texten von Rilke und Hesse, als Regisseur bei der Weihnachtsgeschichte der sechs Unterländer Pfarrer, als Leiter des Workshops «Die Kunst des Erzählens» oder als Michael Kohlhaas im gleichnamigen Stück von Kleist, überall weiss er das Publikum durch sein Können zu begeistern.
Die Aufführung des Einpersonenstücks Kohlhaas im Philosophe war denn auch die Initialzündung für die Produktion seines eigenen Werkes. «Obwohl ich diese Inszenierung bereits in Pforzheim mit viel Erfolg gespielt habe, war ich gespannt auf die Reaktion des Schweizer Publikums. Ich wusste nicht ob die Geschichte, und die Spielweise funktionieren. Der Erfolg und die Rückmeldungen aus dem Publikum motivierten mich, auf diesem Weg weiterzumachen.»
Dieser Weg führte den 45jährigen gebürtigen Österreicher von Dornbirn, wo er seine Jugend verbrachte über Graz in die deutschen Theater-Städte Magdeburg, Bielefeld, Wilhelmshaven und Pforzheim. In Graz entdeckte er seine Liebe zur Bühne und studierte Schauspiel an der Universität für Musik und darstellende Kunst. Nach 15 Jahren Engagement auf diversen Theaterbühnen, wobei ihn die acht Jahre am Theater Bielefeld besonders prägten, beschloss dann seine Familie nach Regensberg zu ziehen.
Nur dank viel Unterstützung möglich
Doch zurück zu seinem neusten Projekt, das am 26. Mai 2017 im Philosophe zur Aufführung gelangt. Dass er das Stück produzieren kann, verdankt Mathias Reiter unter anderem der Fachstelle Kultur des Kantons Zürich. «Ich habe einen Antrag auf Kulturförderung gestellt, der angenommen wurde. Der finanzielle Beitrag ermöglicht mir, Regisseur Dominik Günther zu engagieren und einen Teil der Produktionskosten zu decken.»
Unterstützt wird er aber auch durch das Team des Philosophe. «Sie haben mit meiner Aufführung von Kohlhaas eine gute Erfahrung gemacht und sind neugierig auf mein nächstes Stück. Ich weiss das sehr zu schätzen.» Ausserdem hat ihm Kultur-Wehntal auch eine Unterstützung für eine Aufführung im Wehntal in Aussicht gestellt. Reiter ist bereits jetzt fleissig am üben. «Ich frage mich nur, wann ich anfange, mich über meinen eigenen Text zu ärgern», fügt der sympathische Künstler lachend hinzu, «denn bei jedem Schauspieler kommt einmal der Moment, wo er über den Autor zu schimpfen beginnt.»
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