Wilhelm Tell hätte Freude gehabt
Am viertägigen Volksschiessen des Armbrustschützenvereins massen sich Profis mit Neulingen. Letztere profitierten von guten Schiessbedingungen –und vom Anfängerglück.

Behutsam legt Aktivmitglied Stefan Bichsel den Bolzen in die Pfeilbahn der Armbrust. Seit seinem 14. Lebensjahr ist er von dieser, aus dem Mittelalter stammenden Schusswaffe begeistert und übernimmt neben 20 weiteren Aktivmitgliedern gerne die Rolle als Schiesslehrer. Für heute coacht er die Neulinge am traditionellen viertägigen Volks-, Vereins- und Firmenschiessen des Armbrustschützenvereins.
Am Drücker ist Carin Halter, die zum ersten Mal in ihrem Leben mit einer Armbrust schiesst. Bevor sie den Auslöser drücken darf, gibt es letzte Anweisungen von Bichsel. Mit einem kurzen «Klack» wird der Pfeil durch die Luft auf einer Distanz von 30 Metern geschleudert – und trifft voll ins Schwarze.
Ganze 44 Punkte holt sich Carin Halter und verdient sich so ihr erstes Kranzabzeichen überhaupt. «Sie hat von Anfang an meine vorgeschlagene Schiesstechnik 1:1 umgesetzt, und ihre Konzentrationsbereitschaft half mit beim Zielen», meinte Stefan Bichsel. Für Carin Halter ein freudiges Erlebnis, auch wenn es «sehr anstrengend» gewesen sei.
Showdownam Rümlanger Dorffest
Der Vereinsschütze Renato Harlacher, zweifacher Schweizer Meister in der Kategorie stehend, wird am kommenden Wochenende aus Anlass des Rümlanger Dorffestes gegen den Vize-Weltmeister Jürg Ebnöther antreten. Dieser am Freitagabend um 18 Uhr stattfindende «Kampf der Könige» und ein dem breiten Publikum zugänglicher 10-Meter-Armbruststand sollen laut Sarah Steinemann, Vizepräsidentin des Armbrustschützenvereins, Werbung für den dringend benötigten Nachwuchs machen.
Geschossen werde mit gut gewarteten Vereinsgeräten, meist der Marke Winzeler. Wer eine personalisierte Armbrust bauen lassen möchte, findet im Rümlanger «Armbruster» Roland Steinemann den passenden Mann. Seine Armbrüste der Marke Stonebow bringen den Schützen dank technischen Hilfen wie dem elektronischen Abzug und einer beleuchteten Wasserwaage in eine optimale Ausgangslage.
Geschichten und Tippswährend des Nachladens
In der hinteren Ecke des Armbrustschützenhauses «sticht» Martin Hinnen hervor. Der vom Servicepersonal liebevoll genannte «grosse Tell» mit seinem Bart hilft jeweils am mehrtägigen Volksschiessen mit, den Neuschützen Erfolgserlebnisse zu vermitteln. Vater Heini Hinnen lädt gerade bei einem weiteren Schützen die Feder und gibt je nach Einschlag des Armbrustbolzens weitere Tipps für den nächsten Schuss. Als wandelndes Lexikon gibt er Interessierten Auskünfte zur Geschichte dieses so typisch schweizerisch anmutenden Sportgeräts.
Historisch gesehen waren Armbrüste bereits bei den alten Griechen in Gebrauch und fanden europäisch Einzug bei den Normannen, bevor sie durch Pulver und Gewehrkugeln ersetzt wurden. Max Bauer aus Rümlang sitzt neben Coach Martin Hinnen auf dem Schemel, während die Armbrust aufgelegt ist. In einer etwas gekrümmten Haltung zielt und schiesst er auf die 50er-Zielscheibe in 30 Metern Entfernung.
«Ich spürte, wie sich die Spannung in meinem Körper mit jedem weiteren Schuss aufbaute», sagte Max Bauer, der in seiner Freizeit Bogenschütze ist. Pro Schussblatt sind fünf Schüsse möglich. Schon Schiller machte in seiner Wilhelm-Tell-Sage den auch für diesen Verein gültigen Satz reif: «Früh übt sich, wer ein Meister werden will».
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