Dieser Prozess bringt das Meilemer Bezirksgericht an seine Grenzen
Vier Tage lang herrscht am Bezirksgericht Meilen Ausnahmezustand. Während dem Prozess um die Tötung eines jungen Mannes in Küsnacht kontrolliert die Polizei die Zuschauer. Fast die ganze Infrastruktur wird für den Prozess nächste Woche gebraucht.

Das Bezirksgericht Meilen wird nächste Woche komplett ausgebucht sein. Und das wegen einem einzigen Fall. Etwas ähnliches wie den Prozess um den gewaltsamen Tod eines jungen Mannes in einer Villa in Küsnacht Itschnach hat es hier bisher noch nie gegeben. Gleich vier Säle werden besetzt sein, kein anderer Prozess findet in dieser Woche statt. Im Hauptsaal, wo der eigentliche Prozess durchgeführt wird, sind neben den Beteiligten nur gerade Medienvertreter zugelassen — aus Platzgründen.
Der Leitende Gerichtsschreiber Thomas Sägesser rechnet aber mit mindestens 30 bis 40 Zuschauern. Für diese und weitere Medienvertreter öffnet das Gericht zwei Säle. Die mehrtägige Verhandlung wird auf Video in diesen Räumlichkeiten übertragen. Dabei gibt es am Mittwochvormittag einen Unterbruch. Wenn die angeklagten sexuellen Übergriffe zum Thema werden, bleiben die Videowände für das Publikum schwarz. Denn dem Antrag der Privatklägerin auf Ausschluss der Öffentlichkeit hat das Bezirksgericht, sofern es das Publikum betrifft, stattgegeben.
Auch für die Medien gelten spezielle Regeln. So dürfen im Hauptsaal die Laptops nicht verwendet werden, ebenso wenig dürfen die Journalisten hier live-tickern oder über Twitter Neuigkeiten aus dem Gerichtssaal verbreiten. Am Eingang gelten strenge Sicherheitsregeln. Polizisten kontrollieren die Zuschauer. Taschen und Jacken sowie Mobiltelefone müssen am Eingang abgegeben werden. Weil die Angehörigen des getöteten Mannes aus Grossbritannien stammen, gibt es eine weitere Besonderheit: Dolmetscher werden die Verhandlung für die Angehörigen simultan übersetzen. Den Dolmetschern steht ein eigener Raum zur Verfügung.
Zuerst die Gutachter
Einen längeren Prozess hat es in Meilen noch nie gegeben. Ganze vier Tage dauert er. Am Montag geht es los mit der Befragung der Gutachter. Einer hat sich alleine mit der Drogenproblematik befasst, da dem 31-Jährigen der Konsum offenbar völlig entglitten ist. Ein zweiter Gutachter wird zur Schuldfähigkeit und dem psychischen Zustand des Beschuldigten Auskunft geben.
Nach einem Tag Pause stehen die Delikte im Zentrum. Der Kunsthändler wird ebenso befragt, wie seine ehemalige Freundin, die ihn mehrerer Sexualdelikte bezichtigt. Am Donnerstag und Freitag stehen dann die Anwälte im Mittelpunkt. Zuerst plädieren der Staatsanwalt und die drei Anwälte der Privatkläger. Diese vertreten die Angehörigen des Todesopfers und die Ex-Freundin des Beschuldigten. Zwei der drei Verteidiger äussern sich voraussichtlich am Freitagmorgen zur Version des Beschuldigten. Dieser wird nach den zweiten Vorträgen der Anwälte die Möglichkeit zum letzten Wort haben.
Dem aufwändigen Prozess entsprechend dürfte auch das Urteil nicht so schnell gefällt werden. Gerichtspräsident Jürg Meier, der das Verfahren leitet, rechnet mit einer mündlichen Eröffnung frühestens zwei Wochen nach Abschluss des Prozesses.
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