Geldblog: Was heisst TR, GR und TRN?Dieses Fachchinesisch wird hier ausgedeutscht
Die richtige Indexwahl ist bei den an der Börse gehandelten Exchange Traded Funds entscheidend. Eine kurze Einführung.

Wie verhält es sich bei ETFs, die mit den Kürzeln TR/GR tituliert sind, im Gegensatz zu ETFs mit den Kürzeln NR/TRN? Worin liegt der Unterschied und/oder der Vorteil? Leserfrage von M. I.
Viele Privatanlegerinnen und Privatanleger verstehen bei den von Ihnen erwähnten Kürzeln, die man bei Exchange Traded Funds (ETF) oft sieht, schlicht Bahnhof. Darum zum Einstieg ein paar Angaben, was diese genau bedeuten, da diese für den Anlageentscheid durchaus relevant sein können.
Konkret geht es bei den Kürzeln um die Wertentwicklung der Indizes. Diese kann nach unterschiedlichen Methoden berechnet werden. Das Kürzel TR steht für die englische Bezeichnung «Total Return». Bei dieser Berechnung werden sämtliche Ertragsquellen der im Index enthaltenen Wertschriften mitberücksichtigt – also sowohl Kursveränderungen als auch Dividenden oder Zinsen. Ein typischer «Total Return Index» ist hierzulande der Swiss Performance Index, der breite Schweizer Index mit rund 230 Börsenfirmen.
Das Kürzel PR steht für englisch «Price Return». Hier erfolgt die Berechnung ausschliesslich auf der Basis der Kursveränderungen der im Index enthaltenen Werte. Nicht enthalten sind bei dieser Berechnungsmethode die Dividenden oder Zinsen. Wenn Sie sich vor Augen führen, dass die Dividendenrendite von vielen Schweizer Börsenfirmen zwischen zwei und fünf Prozent ausmacht, sehen Sie schnell, dass es einen beträchtlichen Unterschied bedeutet, ob die Dividenden in der Indexberechnung enthalten sind oder nicht. Ein typischer «Price Return Index» ist der Swiss Market Index mit den 20 grosskapitalisierten Schweizer Börsenfirmen wie Roche, Novartis und Nestlé.
Stellt man einen Total Return Index wie den SPI einem reinen Preisindex wie den SMI gegenüber, entspricht dies einem klassischen Äpfel-mit-Birnen-Vergleich.
Das weiter von Ihnen angesprochene Kürzel GR ist die englische Abkürzung für «Gross Return», was übersetzt die Bruttorendite umschreibt. Bei der Nettorendite, für die «Net Return» oder das Kürzel NR steht, wären die Steuern abgezogen. Und das letzte erwähnte Kürzel TRN steht für «Total Net Return»: Hier sind die Dividenden mit dabei, allerdings nur die Nettodividende, nach Abzug der Quellensteuer.
«Als Vergleichsindex ist der ‹Total Net Return› die richtige Wahl.»
Nun zu Ihrer Anschlussfrage. Bei physisch replizierten ETFs erhalten die Anleger immer die Nettodividende nach Abzug der Quellensteuern und Gutschrift allfälliger Rückforderungen aufgrund von Doppelbesteuerungsabkommen. «Als Vergleichsindex ist daher der ‹Total Net Return› die richtige Wahl», sagt Claudine Sydler, Head Portfolio Management bei der auf ETF-Anlagen spezialisierten Hinder Asset Management AG. «Wenn ETFs mit physischer Replikation als Vergleichsindex einen ‹Total Return Index› mit Bruttodividende (TR/GR) verwenden, dürfte die ETF-Performance über die Zeit immer stärker vom Index abweichen, da es dem ETF gar nicht möglich ist, eine Bruttodividende zu erzielen.»
Nur synthetische ETFs hätten die Möglichkeit, einen TR/GR-Index abzubilden. «In diesem Fall tauscht der ETF mit der Swap-Gegenpartei die vereinbarte Indexperformance. Dies wird beispielsweise bei synthetischen ETFs auf den US-Benchmark-Index S&P 500 so gemacht», sagt Sydler. Synthetische ETFs auf qualifizierte US-Aktienindizes wie den S&P 500, Nasdaq 100, MSCI USA profitieren von einer Ausnahmeregelung bei der Besteuerung: Es fallen keine Quellensteuern an, wenn Indizes mittels Derivaten abgebildet werden.
Dennoch würde ich in der Regel ETFs mit physischer Index-Abbildung vorziehen.
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