Draussen in der Natur und «nah am Fisch»
Korkzapfen, Haspel und Weidenruten waren gestern. Heute ist High-Tech gefragt, wenns ums Angeln geht. Das wurde am Sonntag an der 22. Fischerbörse im Dietliker Fadachersaal deutlich.
Was nach wie vor traditionell geblieben zu sein scheint, ist die Tatsache, dass Fischen immer noch eine praktische reine Männerdomäne ist. Eine der wenigen Frauen, die in den Fadachersaal gekommen sind, ist Johanna John, die zusammen mit Freund Johannes aus Zürich angereist ist und sich soeben über verschiedene Köder informiert. Beide fischen in ihrer Freizeit in einheimischen Gewässern oder auch einmal im österreichischen Vorarlberg. Freund Johannes war letztes Jahr in Norwegen in Fischerstiefeln unterwegs. Ein Teil der selbstgefangenen Fische wird in der eigenen kleinen Fischräucherei auf der Terrasse haltbar gemacht, wie die beiden stolz erklären.
Zurück zu Natur und Fisch
Dies scheint die Motivation ganz vieler Fischer zu sein. «Abschalten können» oder «ein Ausgleich zum Job» sind nur zwei Antworten auf die Frage, wieso man denn fischen geht. Dabei geht es weniger um die Nahrungsbeschaffung, sondern vielmehr darum, sich draussen in der Natur aufzuhalten, Freundschaften zu pflegen und den Fluss und den Fisch zu beobachten. «Ganz nah am Fisch» zu sein», wie es ein Besucher formuliert.
Dies bestätigt auch Organisator Michael Christen, der den Anlass bereits zum sechsten Mal mit einem kleinen Team aus Freunden und Familienangehörigen durchführt. «Der Trend geht ganz klar zurück zur Natur. Dabei ist der Fang weniger wichtig, als vielmehr einfach draussen zu sein», sagt der 33-Jährige, der auch gerne Pilze sammelt. Seine Leidenschaft ist ungebrochen, obwohl er seit rund zwei Jahren Vater eines Sohnes ist. «Da hat sich der Fokus doch etwas verändert», meint er schmunzelnd.
Den Reiz aber macht immer noch die familiäre Atmosphäre der Ausstellung aus. Er fand es «einfach lässig», als Fischer so eine Börse bei sich im Heimatdorf zu wissen. Als dann vor sechs Jahren eine Nachfolge für die Organisation gesucht wurde, entschloss er sich, zusammen mit einem Freund, das Zepter zu übernehmen. Mitten im Gespräch zupft der Nachwuchs an Papas Bein und zeigt stolz den grossen und bunten Kunststoffköder. Gemäss eigener Aussage möchte der Zweijährige damit einen Hecht fangen. Michael Christen selber fischt regelmässig auf dem Greifensee und auf anderen Schweizer Gewässern. Seine Angel warf er aber auch schon in Irland und in Finnland ins blaue Nass.
Raffinierte Fangmethoden
Rund 20 Aussteller fanden dieses Jahr ihren Platz im Fadachersaal. Die Nachfrage nach Verkaufsständen sei gut. Sie hätten sogar ein paar Interessierten eine Absage erteilen müssen, erzählt Michael Christen.
Ein Rundgang ist auch für Nicht-Fischer eine spannende Sache. Die Vielzahl von grossen und kleinen Kunststoffködern und deren oft bunten Farben ist erstaunlich. Jedem Fisch seinen Köder, jeder Kunstfliege ihre Jahreszeit. Im Angebot sind «Spinner» und «Löffel» «Fliegen» und «Jump Spinner» Erstaunlich auch der Hinweis eines Verkäufers, dass Hechte auf Rosa stehen.
Am Stand von Hakan Tokgöz wird auch ein Fischöl angeboten. Dies weniger, um den menschlichen Omega-3-Bedarf zu decken, als vielmehr um die Kunststoffköder damit einzureiben und so noch etwas vermeintlich schmackhafter zu machen für die Fische. Das Öl riecht erstaunlich gut und zum fast neutralen Geschmack mischt sich sogar etwas Anis. Die Fischerei hat also längst ihr etwas staubiges Image abgeworfen, und es sind erstaunlich viele junge Leute, die sich damit und durchaus auch mit Umwelt- und Artenschutz beschäftigen.
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