Diskussion über SchulhausEglisau steht vor der Abstimmung über 27 Millionen Franken
Seit Jahren plant man in Eglisau ein neues Sekundarschulhaus, im Mai wird darüber abgestimmt. Doch davor steht eine Diskussion darüber an der vorberatenden Gemeindeversammlung an.

Einen Weg daran vorbei gibt es nicht. Eglisau braucht mehr Sekundarschulraum. Die in den vergangenen Jahren gestiegene und auch weiterhin grösser werdende Anzahl Schülerinnen und Schüler in der Gemeinde macht das unabdingbar. Mit dem politischen Prozess für die Schaffung dieser Räume haperte es lange Zeit. Nun steht ein Meilenstein an: Im Mai entscheiden die Eglisauerinnen und Eglisauer an der Urne, ob ein 27 Millionen Franken teures Schulhaus gebaut werden soll.
Doch davor wird am 17. März noch ein letztes Mal an der vorberatenden Gemeindeversammlung darüber diskutiert. Die Stimmbevölkerung gibt zuhanden der Urne eine Empfehlung ab. Bisher gab es keinen grossen Widerstand gegen das Projekt.
Das Projekt
Geplant ist ein neues Sekundarschulhaus, das Platz für neun Schulklassen bieten soll. Nicht nur Klassenzimmer, sondern auch Gruppen- und Fachräume für technisches und textiles Werken und Gestalten, Naturwissenschaften und Hauswirtschaft sind vorgesehen. Zum Gebäudekomplex gehören auch eine Aula mit Bühne sowie eine kleine Küche. Ein wichtiges Element ist zudem eine Doppelturnhalle.
Insgesamt soll das Schulhaus aus drei Pavillons zusammengesetzt sein. Ein Ausbau mit einem vierten Pavillon ist möglich, sollte dereinst weiterer Bedarf für Schulraum vorhanden sein. Die Turnhalle steht nicht auf gleichem Niveau wie die Pavillons, sondern ist als Sockel geplant, der halb unterirdisch in den Hang gebaut wird. Das Dach der Turnhalle fungiert so als Pausenplatz.
Eine Besonderheit des Schulhauses sind die Zugangsmöglichkeiten. Die drei Pavillons stehen nicht isoliert, sondern sind an ihren Eckpunkten miteinander verbunden. Im Innern verfügt jedes Gebäude über einen eigenen Lift und Wendeltreppen. Von aussen können die Pavillons über die Balkone erschlossen werden, die entlang der Fassaden gebaut werden.
Errichtet werden soll die neue Bildungsstätte im Gebiet Schlafapfelbaum, nördlich des Sportplatzes auf dem Grundstück, welches südlich ans Totengässli anschliesst.
Die Kosten
Ein Schulhaus zu bauen, ist teuer. Selbst wenn man nicht die so oft beklagte «Luxusvariante» projektiert. Das liegt daran, dass das Zürcher Volksschulamt (VSA) Mindestanforderungen festlegt. So sind etwa für einen Unterrichtsraum 2,5 Quadratmeter Bodenfläche sowie ein Rauminhalt von 6 Kubikmetern einzuplanen. Und die Fensterfläche muss mindestens 20 Prozent der Bodenfläche betragen. Dazu wird mindestens pro zwei Klassen ein Gruppenraum benötigt. Auch zusätzliche Räume wie etwa für das Textile Gestalten sind keine Wunschausstattung, sondern müssen pro 6 Klassen in einem Schulhaus gebaut werden.
Das Projekt, das die Schulpflege Eglisau zur Annahme beantragt, ging nicht zuletzt deshalb aus dem Architekturwettbewerb als Sieger hervor, weil es niedrige Erstellungskosten verspricht. Zwar erfordert der Bau der Turnhalle viel Aushub, dafür sind bei den drei Pavillons keine Untergeschosse nötig.
Trotzdem sind die Kosten hoch. Die Schulpflege beantragt einen Baukredit von 27 Millionen Franken – exklusive des Projektierungskredits von 1,58 Millionen Franken, der bereits im November 2020 genehmigt wurde. Nicht inbegriffen in dem Betrag ist auch der 2,6 Millionen Franken teure Kauf des Landes, welches für das Schulhaus benötigt wird. Diese beiden Beträge wurden bereits in einer früheren Abstimmung genehmigt.
Die Kosten für das Projekt werden sich nachhaltig auf die Finanzen der Gemeinde auswirken. Ob und falls ja wann eine Steuerfusserhöhung nötig wird, werden Schulpflege und Gemeinderat in der kommenden Finanzplanung überprüfen. In der Vergangenheit haben die Behörden eine Erhöhung von bis zu 5 Prozent aufgrund der Schulhausbaus nicht ausgeschlossen.
Der Terminplan
Die Zeit drängt. Aufgrund des Bevölkerungswachstums – seit 2010 ist Eglisau um 1300 Personen von 4200 auf 5500 angewachsen – ist bis zum Schuljahr 2024/2025 mit rund 700 Kindern und Jugendlichen im Dorf zu rechnen. Die Gemeinde will darüber hinaus auch die teuren Provisorien loswerden, die sie 2016 errichten musste, um wenigstens den dringendsten Platzbedarf zu decken.
Geplant ist, dass noch in diesem Jahr bis im Mai eine Baueingabe erfolgen kann. Mit dem eigentlichen Bau begonnen werden soll dann schon Ende Januar 2023. Dann könnte das neue Schulhaus rechtzeitig auf das Schuljahr 2025/2026 bezogen werden.
Die Vorgeschichte
Dass der Bau eines neuen Sekundarschulhauses für die Gemeinde dringend nötig ist, liegt auch an der Vorgeschichte. Bereits vor zehn Jahren befand man sich in einer Situation, in welcher dringend mehr Schulraum benötigt wurde. Das grosse Bevölkerungswachstum zwang die Gemeinde zu handeln, ein Kredit für fast sieben Millionen Franken wurde gesprochen, um das Schulhaus Steinboden um ein Drittel der damaligen Grösse zu erweitern. Der Kredit wurde genehmigt, doch bereits zwei Jahre später folgte die grosse Ernüchterung.
Nur drei Monate nach der Einweihung der Erweiterung beantragte die Schulpflege im Dezember 2014 einen weiteren Kredit in der Höhe von 350’000 Franken. Der Grund: Es wurde dringend zusätzlicher Schulraum benötigt. Es zeigte sich, dass die Behörde vom explodierenden Bedarf eingeholt wurde. Nachdem sie 2008 mit der Planung der Steinboden-Erweiterung begonnen hatte, konnte sie die stark ansteigenden Kinderzahlen noch nicht antizipieren. Bei den Stimmberechtigten kam das nicht gut, manche fühlten sich von der damaligen Schulpflege «verschaukelt».
Es folgte eine Episode, in welcher die Gemeinde auf das falsche Pferd setzte. Eglisau verfolgte ab 2015 das Projekt, gemeinsam mit den Gemeinden des unteren Rafzerfelds ein Sekundarschulhaus zu bauen. Damit wollte man zwei Fliegen auf eine Klappe schlagen: Für Eglisau würde der benötigte Schulraum entstehen. Profitieren würden aber auch Hüntwangen, Wasterkingen und Wil. In den Gemeinden waren nicht genügend Sekundarschülerinnen und Sekundarschüler vorhanden, um dem gängigen Organisationsmodell der Volksschule zu genügen. Durch den Bau eines gemeinsamen Sekundarschulhauses wären die Teenager des unteren Rafzerfelds wieder in einer Schule untergebracht, welche die Forderung nach zwei Abteilungen und drei Anforderungsstufen erfüllt.
Das Projekt wurde zu einem Fiasko. In Bezug auf den geplanten Standort für das neue Schulhaus wurden sich Behörden und Bevölkerung nicht einig. So stimmten schliesslich im Oktober 2017 die Eglisauerinnen und Eglisauer für den Kredit für einen Architekturwettbewerb – doch die Stimmberechtigten der Schule Unteres Rafzerfeld versenkten den Antrag wuchtig mit fast 75 Prozent Nein-Stimmen. Die Schulpflege des Rafzerfelds trat kurz darauf geschlossen zurück. Und Eglisau beschloss ein Jahr später den Austritt aus dem Zweckverband, weil durch das Nein aus dem Rafzerfeld das Ziel des Verbands abhandengekommen war. Danach begannen die Vorbereitungsarbeiten für das Projekt, das nun im Mai an die Urne kommt.
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