Ein klares Statement
Mit dem Yaris GRMN will Toyota das leicht angestaubte Image zumindest in Europa aufpolieren. Das kann über das Produkt, aber auch via den Onlineverkauf funktionieren.

212 PS und 1135 Kilogramm Leergewicht versprechen eine brisante Mischung. Keine andere Knallerbse in der sogenannten B-Klasse – Clio RS, Fiesta ST und Konsorten – kann da leistungsmässig mithalten. Toyota hat dafür einen 1,8-Liter-Vierzylinder mit Kompressor bemüht, und dank dem Leistungsgewicht von 5,35 kg/PS den Hammer wieder höher gehängt.
Kein Wunder, ist die für Europa auf 400 Exemplare limitierte Version GRMN – diese Buchstaben prangen auf den vorderen Kotflügeln – bereits ausverkauft. Das zungenbrecherische GRMN steht für «Gazoo Racing Master of Nürburgring». Das soll auf den Toyota-Haustuner Gazoo hinweisen und darauf, dass sich der Kraftprotz seine Endabnahme auf der legendären Nordschleife des Nürburgrings abverdient hat.
Ins Web gestellt, und drei Tage später waren die 12,5 Prozent der für Europa vorgesehenen Produktion für den Schweizer Markt ausverkauft. Toyota-Fans, die sich weiter für dieses Modell interessieren, können darauf hoffen, dass sich auch einige Toyota-Vertreter einen GRMN gesichert haben und bereit sind, diesen an einen guten Kunden abzutreten. Mindestens 36‘990 Franken oder entsprechende Leasingraten müsste man dafür bereithalten.
Dafür bekommt man einen Zweitürer mit Heckklappe in Weiss mit schwarzem Dach und farbigen Applikationen seitlich sowie einem unrunden Zentralauspuffrohr hinten, plus Heckspoiler und weiss lackierten Bremssätteln. Ohne Schiebedach; gibt es auch nicht. Kurz gesagt, es gibt 400 identische Exemplare, welche im französischen Toyota-Werk in Valenciennes mit einer Kadenz von sieben Einheiten pro Tag neben den normalen Yaris vom Stapel laufen sollen. Dazu kommen noch 200 für Japan vorgesehene GRMN; die ersten Toyota, welche die Japaner aus Frankreich für ihren Hausmarkt verschiffen.
Die motorische Basis stammt vom 1,8-Liter mit 147 PS aus dem Avensis und macht grosse Freude. Dank Kompressor statt Turbo hängt das Vierzylinderaggregat verzugsfrei wie ein Sauger am Gas und dreht rasant in den bei 7000 Touren unsanft eingreifenden Begrenzer. Das maximale Drehmoment von 250 Newtonmetern liegt erst bei 4800 Umdrehungen an, Drehzahl ist also angesagt, wenn man das Potenzial ausschöpfen will (0–100 km/h in 6,4 Sekunden). Niedertourig fahren geht aber auch.
Schalten macht Spass, bloss fragt man sich, wozu es sechs Vorwärtsgänge braucht, wenn die Maschine bereits bei 100 km/h im obersten Gang mit 2500 Touren rotiert. Sparsam kann der GRMN deshalb eher nicht: 7,5 Liter Gesamtverbrauch sind heutzutage auch für einen Sportmotor in einer kleinen Kiste arg. Die eng geschnürt gehaltene Kundschaft wird mit einem stets präsenten, aber nicht zu aufdringlichen Sound versöhnt, und sie dürfte sich auch kaum an den offenen Ablagen ohne Rüttelkanten stören, wo Brillenetuis oder Zigarettenschachteln schnell den Halt verlieren.
Der dreitürige GRMN ist 3,94 Meter lang und kaum 1,7 Meter breit. Die angetriebenen Vorderräder werden über ein Torsen-Sperrdifferential in Zaun gehalten, können aber bei vollem Leistungseinsatz trotzdem die Traktion verlieren. Lenkradvirtuosen schätzen das und spielen mit den provozierbaren Lastwechselreaktionen. Die vorderen Federbeine und die hintere Verbundlenkerachse sind mit Sportstossdämpfern bestückt, die Karosserie ist um 30 Millimeter tiefergelegt, den bemerkenswerten Grip stellen Reifen in den Dimensionen 205/45 R 17 sicher; ein klarer Fall für Alpenpässe oder schmale Nebenstrassen.
Letztlich geht es beim kleinen Kraftprotz für Toyota in einigen Märkten wie der Schweiz darum, ein Statement abzugeben: nicht bloss zuverlässige, sondern weiterhin auch sportliche Autos bauen zu können, wie es früher eine Kernkompetenz der Japaner war. Mit dem quirligen Yaris GRMN ist das sicher gelungen.
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