Zweite Staffel von «Ted Lasso»Einsatzfreude trifft erneut auf Einfalt
Die Apple-TV-Serie über einen trotteligen Fussballcoach geht in die zweite Runde. Auch die Fortsetzung ist ein Volltreffer.

Es geht los mit einem verschossenen Elfer, was keinen wundert, schliesslich ist man ja in England. Dieser Fehlschuss hat aber fatale Folgen: das Vereinsmaskottchen muss daran glauben. Der geliebte Windhund jagte gerade einer Taube nach und geriet ganz unglücklich in die Schusslinie. Die Fans sind schockiert, das Team am Boden zerstört, der Elfmeterkiller braucht psychologische Hilfe.
Doch zum Glück gibt es noch Ted Lasso: Der Trainer des fiktiven Londoner Fussballvereins AFC Richmond schafft es auch in den neuen Folgen der US-Comedyserie, alle Beteiligten aufzubauen, mit seiner unnachahmlichen Mischung aus Einsatzfreude, Einfalt, Humanität und Humor.
Dabei ist der Mann Amerikaner, in Kansas trainierte er mit mässigem Erfolg ein College-Football-Team. Wie es ihn als Fussballlaien nach England verschlug, davon erzählte Staffel eins. Die Clubchefin suchte nach einem Volltrottel, der den von ihrem Ex heissgeliebten Verein in den Untergang führen sollte. Das klappte natürlich ebenso wenig wie das Auseinanderdriften des Teams aufgrund der Allüren einiger Dribbeldiven.
Das einzige Problem, das die Serie zu Beginn der neuen Staffel hat: Ted Lasso ist zu nett. Wie soll es noch zu Konflikten kommen, wenn es keinerlei Gegenspieler mehr gibt? Wenn selbst die exzentrischsten Engländer dem Charme eines Schnauzbartträgers aus der amerikanischen Provinz erliegen?
Ted Lasso hat Herz und Seele – eine Eigenschaft, die so manchen modernen Serienhelden fehlt.
Aber auch hier hat sich der Serienerfinder und Hauptdarsteller Jason Sudeikis etwas einfallen lassen: So führt er in der dritten Folge Led Tasso ein, das Alter Ego der Titelfigur. Und Led Tasso ist all das, was Ted Lasso niemals sein könnte: aufbrausend, cholerisch und mit dem Furor eines Tyrannen ausgestattet, dass selbst der verwöhnteste Fussballmillionär vor ihm kuscht. Wobei die sportlichen Misserfolge des AFC Richmond kaum eine Rolle spielen, sie halten höchstens für den einen oder anderen Gag her.
Trotzdem ist dieser Coach der Held der Stunde: Als eine von vielen eigenen Serien des Streamingdienstes von Apple gestartet, entpuppte sich «Ted Lasso» als die erfolgreichste, sie rangierte monatelang unter den beliebtesten Streaming-Serien der USA, Jason Sudeikis gewann einen Golden Globe, aktuell ist die Serie für 20 Primetime-Emmys nominiert.
Dabei kann sie es weder mit den Schauwerten von «See» oder der Starpower von «The Morning Show» aufnehmen, zwei weiteren Serienproduktionen aus dem Hause Apple. Dafür hat Ted Lasso Herz und Seele – eine Eigenschaft, die so manchen modernen Serienhelden von heute fehlt.
Und dann wäre da noch Teds Faible für Hollywoodfilme aus den Neunzigern: Was Lieblings-Leinwandpaare wie Tom Hanks und Meg Ryan, Julia Roberts und Hugh Grant oder Matthew McConaughey und Kate Hudson mit modernem Fussball zu tun haben? Das erscheint nach Ted Lassos Vortrag absolut einleuchtend.
«Ted Lasso» läuft jetzt auf Apple TV+.
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