Triumph Tiger 1200Englischer Herausforderer für BMW
Triumph ist es gelungen, die neue Tiger 1200 auf ein bislang für die Engländer unerreichtes Niveau zu bringen, und will damit die BMW R 1250 GS bedrängen.

Reise-Enduros stellen das anspruchsvollste Segment des Motorradmarkts dar. Ähnlich viele Finessen wie in dieser europaweit seit Jahren von der BMW R 1250 GS dominierten Klasse sind nirgendwo sonst nötig, wenn es ein Hersteller mit seinem Produkt ganz nach oben schaffen will. Zu diesem elitären Kreis gehört künftig auch die Triumph Tiger 1200. Die vollkommen neu entwickelte jüngste Generation des englischen Big Adventure Bike brilliert bei Motor, Fahrwerk, Kardanantrieb, Ausstattung und Ergonomie. Die 110 kW/150 PS starke Tiger 1200 kommt im Lauf des Aprils in insgesamt fünf verschiedenen Modellversionen zu den Händlern; die Preise beginnen bei 18’800 Franken.
Grundsätzlich teilt sich die Modellfamilie der Triumph Tiger 1200 in zwei Linien auf: Die drei GT-Versionen zielen mit ihrer asphaltorientierten Auslegung auf jene Kunden, die zwar ein grosses und starkes Adventure Bike wollen, aber keine verstärkten Geländeambitionen hegen. Diese befriedigen die beiden Rally-Modelle, die statt mit Leichtmetallgussrädern mit Drahtspeichenrädern und gröber profilierten Reifen ausgerüstet sind und auch längere Federwege aufweisen. Neben dem Basismodell Tiger 1200 GT gibt es die GT Pro und GT Explorer – beide strassenorientiert – sowie Rally Pro und Rally Explorer. Hauptunterschied zwischen den Pro- und den Explorer-Versionen ist neben der Grösse des Tanks – bei den Pros fasst er 20 Liter, bei den Explorern 30 – die Ausstattung mit dem radarbasierten Totwinkelassistenten bei den Explorern.
In puncto Ausstattung ist die Tiger top
Die grundsätzliche Ausstattung aller Triumph Tiger 1200 ist umfangreich: Zu nennen sind der 1160 Kubikzentimeter grosse Dreizylinder-Reihenmotor mit der satten Leistung von 110 kW/150 PS bei 9000 U/min und einem maximalen Drehmoment von 130 Nm bei 7000 U/min. Ebenfalls identisch ist das semiaktive Federungs- und Dämpfungssystem, das von Showa bezogen wird. Ebenfalls geliefert wird die Rundumausstattung mit LED-Beleuchtung samt adaptivem Kurvenlicht, eine Berganfahrhilfe, eine dynamische Traktionskontrolle und ein ABS, das die Bremskraft auch in Schräglage zu dosieren vermag. Zudem gibts bei allen Modellen eine zweistufige Sitzhöhenverstellung, ein einhändig verstellbarer Windschild, Handschützer und eine hochwertige Cockpit-Ausstattung mit grossem TFT-Display und bei Dunkelheit rot hinterleuchteten Lenkerschaltern. In puncto Ausstattung fährt die Tiger 1200 vorneweg.
Blubbert die Tiger im Leerlauf unauffällig-dezent, ändert sich das mit steigender Drehzahl dank der aussergewöhnlichen Zündabstände des Triple: Triumph hat eine sogenannte T-Plane-Kurbelwelle entwickelt, sodass sich ein ganz spezieller Sound ergibt, der teils an V2-, teils an V4-Motoren erinnert. Die Tiger sind nicht laut, tönen aber besonders. Die Kraftentfaltung des Triebwerks erfolgt linear und nicht überfallartig, was zur leichten Handhabung der Tiger 1200 beiträgt.
Auf Augenhöhe mit dem Marktführer
Es gibt bei den GT-Modellen fünf Fahrprogramme: Regen, Strasse, Sport, Offroad und einen individuell konfigurierbaren «Fahrer»-Modus. Bei den Rally-Versionen findet sich zusätzlich «Offroad-Pro», bei dem ausser dem Heck-ABS auch das Front-ABS deaktiviert wird. Zudem ist die Fahrwerksabstimmung härter. Die Fahrmodi sind gut gewählt und spreizen sich wahrnehmbar, sodass der Wechsel bei unterschiedlicher Fahrbahnbeschaffenheit durchaus spürbar ist. Und angesichts des Kardanantriebs und der Ausstattung sind 245 Kilo für die GT- und 249 Kilo für die Rally-Version mit dem 20-Liter-Tank ein mehr als anständiger Wert.
Kurvt man mit einer GT oder Rally durch bergige Reviere, stellt sich beim Fahrer schon nach kurzer Strecke Wohlbefinden ein: Das Fahrwerk vermittelt viel Vertrauen, alles funktioniert leichtgängig und exakt, der stets serienmässige Quickshifter arbeitet exzellent. Liess sich bislang universelle Fahrfreude auf unterschiedlichem Terrain am prägnantesten mit den Buchstaben «Boxer-GS» (BMW) beschreiben, trifft jetzt auch die Buchstaben- und Ziffernfolge «Tiger 1200» zu. Triumph hat den Kraftakt erfolgreich bewältigt und Augenhöhe mit dem Marktführer erreicht.
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