Er knackt auch die härtesten Nüsse
Der 93-jährige Willy Furrer ist der lebendige Nussknacker. Gerade eben hat er die zehnte Ladung mit Nüssen aufgeknackt. Geld will er für die Arbeit jedoch nicht.

Wer nicht gut mit Frauen umgehen kann, der kann auch keine Walnüsse knacken. Davon ist Willy Furrer überzeugt. Zehn verschiedene Sorten Nüsse knackt er. Und bei jeder Sorte weiss er genau, wie fest er mit dem Hammer draufhauen muss, damit die Nuss in zwei Hälften zerfällt. Die Arbeit brauche viel Feingefühl. «Zerbricht die Nuss in zwanzig Teile, dann kommt man ja nicht vorwärts», sagt er.
Weit über eine Million Nüsse
Seit zehn Jahren knackt der 93-Jährige bereits für die Familie Zahner aus Truttikon Baumnüsse. Das sei die grösste Nussplantage der Schweiz. Von den Zahners erhält er Nüsse der zweiten und dritten Klasse. Diese gelangen nicht in den Verkauf sondern werden zu Öl verarbeitet. Jeweils im November wird die neue Ladung angeliefert. Dann macht er sich mit dem Hammer und seinen flinken Händen an die Arbeit.
Handyvideo: Caroline Bossert
Die guten Kerne kommen in ein Gefäss. Die schlechten in eine Dose. «Das ist Vogelfutter.» Diesmal sei die Saison wegen des nassen Frühlings schlecht gewesen. Nur rund 100 Kilo Nusskerne warten nun in den Jutesäcke verpackt auf den Abtrasport. Insgesamt habe er aber schon über drei Tonnen Nusskerne aus ihren Schalen befreit. «Weit über eine Million Nüsse sind durch meine Hände gegangen.»
Die Arbeit brauche viel Geduld. Am Anfang verbrachte er täglich neun Stunden alleine im Heizungkeller. Jetzt seien es noch vier bis fünf Stunden täglich. Viel Zeit zum Nachdenken. «Ich lasse dann jeweils mein Leben Revue passieren, überlege mir, was gut gelaufen ist und was weniger und was mich noch erwartet.» Fürs Nüsseknacken lässt er sich bezahlen, jedoch nicht mit Geld, sondern mit Wein.
«Ich will nichts verdienen, ich will Arbeit», erklärt er mit Nachdruck. Er sei zum arbeiten geboren. In seinem Leben habe er schon viele Jobs gemacht: Den eigenen Bauernhof bewirtschaftet, Holz transportiert, beim Flughafenbau mitgeholfen und grosse Brücken abgebrochen. Dabei habe er ein Rostschutzmittel eingeatmet und sich die Lungen kaputt gemacht.
Die Arbeit geht nicht aus
Heute ist Furrers Lungenfunktion stark eingeschränkt. Zum Laufen braucht er einen Rollator. An den Ruhestand denkt er noch lange nicht. Hobbys sagen ihm nichts. «Basteln? Nein, das wäre mir zu langweilig», entgegnet er lachend. Bei schönem Wetter fahre er gerne mit seinem Elektromobil in die Natur hinaus und geniesse diese Freiheit.
Doch bei Regen? Aus diesem Grund achtet er genau darauf, dass ihm die Arbeit nie ausgeht. Bereits hat er sich einen neuen Auftrag bei den Steinmaurer Müllers gesichert: Drei Harrassen voller Wallnüsse. Im Sommer gelte es dann die Bohnen abzufädeln und im Herbst sammelt er Brombeeren ein. Und nächsten November käme dann bereits die nächste Ladung mit Walnüssen. Doch so weit hinaus will Furrer nicht planen. «Mal schauen, was der Heiland noch mit mir vor hat.»
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