Er mag es nicht, besiegt zu werden
Am Samstag veranstaltet das Box-Center Glattbrugg eine Boxing Night mit 2 Profi- und 14 Amateurkämpfen. Im Glatthof – Villa Miami – steigt auch der grösste Hoffnungsträger des Gastgeberklubs in den Ring: Weltergewichtler Alex Sträuli.

«Ich heisse Alex Sträuli, ich möchte für die Schweiz an Olympia boxen und ein guter Profiboxer werden.» Mit diesen Worten stellte sich der damals 17-Jährige im Januar 2017 im Box-Center Glattbrugg vor. Angesichts der Tatsache, dass sich mit Karl Gschwind, Toni Schär und Ruedi Vogel zuletzt 1972 Schweizer Boxer für Olympische Sommerspiele qualifiziert hatten, schienen seine Ziele nicht eben bescheiden gewählt. Zumal Sträuli zuvor nur für kurze Zeit in seiner ghanaischen Heimat in einem Klub geboxt hatte. Doch in den 13 Monaten, die seitdem ins Land gezogen sind, hat der 1,78 Meter gross gewachsene Weltergewichtler (bis 69 Kilogramm), den sie in Glattbrugg den «Schwarzen Panther» nennen, die ersten Schritte auf dem Weg zu seinen Zielen mit Riesenschritten genommen. Und im Gespräch in der Krafttrainingsecke im Glattbrugger Box-Center fügt er ein Weiteres an: «Ich will der Erste sein, der einen WM-Titel für die Schweiz holt.»
In die Schweiz, die Heimat seines Vaters, der in den 1990er-Jahren nach Ghana ausgewandert war und dort bis zu seinem Tod im Jahr 2014 eine Farm im Hinterland der Hauptstadt Accra betrieb, kam Alex Sträuli nach dem Abschluss seiner schulischen Ausbildung im September 2016. Eine Berufsausbildung zu absolvieren, war der Hauptgrund dafür. Wegen seiner damals noch bescheidenen Deutschkenntnisse begann er zunächst eine Lehre als Automobilassistent. In Windlach, wo bereits seine verheiratete ältere Schwester lebte, bewohnt er ein Zimmer im Haus seines Schwagers. So kam es, dass er das Box-Center in Glattbrugg als nächstgelegenen Klub ausfindig machte. Dort wollte er daran arbeiten, seine sportlichen Träume in die Realität umzusetzen. Eine Wahl, die sich als Volltreffer erweisen sollte.
«Wie ein Vater für mich»
«Der Boxclub ist wie eine Familie für mich», sagt Alex Sträuli heute, «alle haben mich von Anfang an sehr herzlich willkommen geheissen, und sie helfen mir auch mit den vielen amtlichen Formularen, die man hier in der Schweiz ausfüllen muss.» Fünf- bis sechsmal pro Woche kommt Sträuli in das unscheinbare Gebäude im Glattbrugger Gewerbequartier Unterriet. Cheftrainer und Klubbetreiber Rajko Bojanic sei wie ein Vater zu ihm, sagt der 18-Jährige. Während er diesen Satz spricht und andere, die nicht unmittelbar mit seinen hohen sportlichen Zielen zu tun haben, blitzt ein freundliches Lächeln aus dem ansonsten so entschlossenen Gesicht hervor. Bojanic hört es – und lobt seinerseits den erfolgreichen Schützling: «Von den Jungen in unserem Klub ist er im Moment der mit den grössten Perspektiven.»
Körperlich bringe Sträuli beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Boxkarriere mit. «Er hat viel Kraft, ist aber auch sehr beweglich und koordinativ sehr stark», führt Bojanic aus, «auch darum lernt er sehr schnell und kann vieles gleich umsetzen, was man ihm sagt.» Zudem zeichne sich Sträuli durch einen enormen Willen aus, dank dessen er selbstständig und viel trainiere. Im Ring verfüge er über einen «brutalen Punch». Und weil Sträuli mit seinen 18 Jahren noch jung sei, könne er noch vieles erreichen. «Ich habe grosse Pläne mit ihm», verrät der Coach, «Olympia 2020 in Tokio ist ein grosses Ziel, aber in seiner Gewichtsklasse nicht unmöglich zu erreichen.» Eine wichtige Stufe auf dem Weg nach Tokio hat Alex Sträuli bereits erklommen. Obwohl er noch als Junior mit einer Ausnahmegenehmigung an den Schweizer Meisterschaften der Elite im November 2017 angetreten war, zog er in die Halbfinals ein und unterlag dort dem späteren Sieger und mehrfachen Schweizer Meister Egzon Maliqjai nur knapp am Ende eines langen Kampfs.
Kurz darauf fand der 18-Jährige Aufnahme im Schweizer C-Nationalkader. Als Kadermitglied kann er nun für die Schweiz an internationalen Turnieren und Meisterschaften antreten und wertvolle Punkte in der Weltrangliste sammeln.
Vor internationalem Debüt
«Dieses Jahr möchte ich doppelt so oft in den Ring gehen wie 2017», sagt Sträuli, «ich möchte 25 bis 30 Kämpfe bestreiten, um so viele Erfahrungen wie möglich zu sammeln.»
Ob er dabei auf internationalem Parkett ebenso einschlagen wird wie im Vorjahr auf nationaler Ebene? Nur wenige Monate nach seinem selbstbewussten Eintritt ins Box-Center Glattbrugg debütierte er 2017 an den Schweizer Meisterschaften der Junioren. Und trug prompt die Bronzemedaille davon. Heuer tritt er nur eine Woche nach seinem Kampf an der Glattbrugger Fight Night vom kommenden Samstag erstmals im – nahen – Ausland an. Klar scheint: Auch am Bodensee-Box-Cup im deutschen Langenargen dürfte er wie stets im Ring aggressiv nach vorne gehen und den Gegner unter Druck zu setzen versuchen. Schliesslich möge er es nicht, besiegt zu werden, sagt Sträuli. Ohne dabei zu lächeln.
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