NHL: Josh Archibald von den Edmonton OilersEr witterte Verschwörungen, nun ist er schwer erkrankt
Josh Archibald postete fragwürdige Corona-Links, wollte sich nicht impfen lassen. Nun fällt der Stürmer der Edmonton Oilers wegen einer Herzmuskelentzündung für unbestimmte Zeit aus.

Häme gehört insbesondere in Zeiten von Corona zum festen Bestandteil sozialer Medien. Und darum erstaunt es nicht, dass seit Sonntag der Eishockeyspieler Josh Archibald Mittelpunkt vieler, vieler unschöner Posts ist. Der Fall des Kanadiers, der am Mittwoch seinen 29. Geburtstag unter unangenehmen Umständen feiern wird, ist fraglos besonders bizarr.
Der Stürmer ist zwar NHL-Spieler, aber kein Star, dem normalerweise viel Beachtung geschenkt würde. Sein neu erhöhter Bekanntheitsgrad lässt sich im Zeitraffer in drei Kapiteln zusammenfassen.
Video-Links, Impfverweigerung, Myokarditis
Im Sommer 2020 postete Archibald noch via Twitter Youtube-Links zu einem Video, in dem der Filmemacher Mikki Willis darlegen will, dass Corona keine Pandemie sei, sondern eine «Plandemie». Also alles geplant, vieles erfunden. Der Link von Archibalds Tweet führt mittlerweile ins Nichts, Youtube kämpft von allen grossen sozialen Medien am intensivsten gegen fragwürdige und offensichtlich Unwahrheiten verbreitende Posts zum Thema Corona.
Vor gut zwei Wochen fiel Archibald im Vorbereitungscamp der Edmonton Oilers als einziger ungeimpfter Spieler auf. Gemäss des kanadischen Sportsenders Sportsnet ist er mittlerweile sogar der einzige Spieler in einem der sieben kanadischen NHL-Teams, der die Impfung verweigert, während in den 25 US-amerikanischen Mannschaften vereinzelt noch weitere zu finden sind.
Oilers-General-Manager Ken Holland versuchte kürzlich gemeinsam mit Cheftrainer Dave Tippett, Archibald von einer Impfung zu überzeugen. Dies, weil ungeimpften NHL-Spielern in der am 12. Oktober beginnenden Saison 21/22 diverse harte Restriktionen drohen. Nebst Lohnausfall gehören auch viele verpasste Spiele dazu. Da aus den USA nach Kanada einreisende ungeimpfte Menschen jeweils 14 Tage in Quarantäne müssen, würde Archibald über 30 der 82 Qualifikationsspiele der Oilers verpassen.

Diese Woche wollten Holland und Tippett von Archibald eine endgültige Antwort hören und drohten bei weiterer Impfverweigerung mit harten Massnahmen. Doch das hat sich vorerst erledigt. Denn Archibald fällt für unbestimmte Zeit aus. Der Spieler leidet an den Spätfolgen seiner Covid-19-Erkrankung im letzten Sommer. Nachdem er sich im Camp immer schwächer fühlte, wurde bei ihm Myokarditis diagnostiziert, eine Herzmuskelentzündung.
Dies ist besonders ironisch, da Archibald gerade in sozialen Medien auch viel Unterstützung als Ungeimpfter erfuhr – oft mit dem Hinweis, dass ein junger Spitzensportler wie er wegen Corona sicher nichts zu befürchten hätte.
So zynisch das ist, passt es halt auch zum Big Business der NHL: Archibalds Ausfall beschert den Edmonton Oilers auch Erleichterungen. So zählen die Gehälter von verletzten und erkrankten Spielern nicht zur für jede NHL-Mannschaft reglementierten Lohnobergrenze. Die 1,5 Millionen US-Dollar Jahreslohn Archibalds können die Oilers nun also für einen Ersatz ausgeben – einen Ersatz, der geimpft sein wird.
Auch für die Geimpften gibt es indirekte Folgen
Gerade den Oilers, die mit Connor McDavid (12,5 Millionen Jahreslohn) und Leon Draisaitl (8,5 Mio) zwei der besten und teuersten Spieler der Liga im Kader wissen, wären die Umstände mit Archibald im Kader besonders heikel gewesen.
Denn auch wenn die strikten Regeln des Covid-Protokolls der NHL nur für Ungeimpfte gelten, betreffen sie eben auch all die geimpften Mitspieler. Nebst den gesundheitlichen Risiken kommen umständliche Begleiterscheinungen dazu: So müssen die geimpften Spieler und Staff-Mitglieder auf Auswärtsreisen sofort eine Maske aufsetzen, wenn sich ein ungeimpfter Spieler abseits des Eises in ihrer unmittelbaren Nähe aufhalten sollte.

Wie kompliziert in der Praxis das werden könnte, erfahren derzeit die New Jersey Devils. Im Team der beiden Schweizer Nico Hischier und Jonas Siegenthaler ist ausgerechnet Nummer-1-Goalie Mackenzie Blackwood jemand, der sich vorerst nicht impfen lassen will. Weil er zu den wichtigsten Spielern im Kader gehört (im Gegensatz zu Archibald in Edmonton), zeigen die Devils vorerst zumindest nach aussen Verständnis für Blackwood. Ob sich das dann während der Saison ändert, wenn Blackwood wegen des Covid-Protokolls Spiele verpasst und die Mannschaft deswegen ein unnötiges Goalieproblem erhält, wird sich bald weisen.
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