«Er wusste, worauf er sich da einliess»
Vor der Sarg-Übergabe soll Donald Trump die schwangere Witwe eines gefallenen US-Soldaten gekränkt haben. Das sorgt für eine Welle der Empörung.
Donald Trump kommt nicht los von der Affäre um die vier getöteten US-Soldaten in Niger. Diesmal dreht sich die Empörung der Öffentlichkeit um einen Kommentar, den Trump gegenüber der schwangeren Witwe eines der gefallenen US-Soldaten geäussert haben soll. Kurz bevor die Frau den Sarg mit den sterblichen Überresten ihres Ehemanns in Empfang nahm, soll der US-Präsident zur Witwe von Lance Sergeant David Johnson gesagt haben: «Er wusste, worauf er sich einliess.»
Die demokratische Kongressabgeordnete Frederica Wilson behauptet auf CNN, sie sei Zeugin geworden, als sie zusammen mit der Witwe auf dem Weg zum Miami International Airport gewesen sei, um den Sarg in Empfang zu nehmen.
Auf der Fahrt habe Trump die Witwe angerufen. Über die Lautsprecheranlage sei zu hören gewesen, wie der US-Präsident sagte: «Er wusste, worauf er sich einliess. Ich denke aber, dass es trotzdem wehtut.» Wilson zeigt sich empört: «So etwas zu sagen, ist dermassen taktlos.»
Die Witwe habe ihr gesagt, dass sich Trump im drei bis fünf Minuten dauernden Telefonat nicht an den Namen ihres gefallenen Mannes habe erinnern können. «Das war das Schlimmste. Die Frau hat geweint und ist zusammengebrochen», so Wilson zu CNN.
Trump hat sich in der Zwischenzeit auf Twitter zur Affäre geäussert. Die Aussage sei von der Kongressabgeordneten «völlig fabriziert, traurig!». In einer Klammerbemerkung fügt er hinzu: «Und ich kann das beweisen.» Der Beweis steht noch aus.
Das Weisse Haus hat auf eine Anfrage von CNN mit folgendem Statement reagiert: «Die Konversationen des Präsidenten mit den Familien amerikanischer Helden, die das höchste Opfer gebracht haben, sind privat.»
Sergeant David Johnson war einer der vier US-Special-Forces-Soldaten, auch Green Berets genannt, die Anfang Oktober in Niger getötet wurden. Seine Gruppe geriet in einen Hinterhalt von Boko Haram und anderen mit dem IS in Verbindung stehenden islamistischen Gruppierungen. Trump äusserte sich zwölf Tage nach dem Vorfall öffentlich: «Ich habe mich sehr, sehr schlecht dabei gefühlt.» Bei der Ankunft der Särge der gefallenen Soldaten auf amerikanischem Boden fehlte Trump. Laut dem britischen «Mirror» war er stattdessen golfen gegangen.
Schwere Vorwürfe erhob auch der Vater eines in Afghanistan getöteten Soldaten. Er warf Trump in einem Bericht der «Washington Post» vor, ihm Geld versprochen, aber nie gezahlt zu haben.
Vorgänger kritisiert
Bereits vorgestern hatte Trump mit dem Vorwurf, seine Vorgänger hätten sich nicht genügend um die Hinterbliebenen gefallener Soldaten gekümmert, für Empörung gesorgt. Barack Obama und die meisten anderen Präsidenten hätten die Familien dieser Soldaten nicht angerufen, sagte Trump am Montag in Washington. Obamas früherer Justizminister Eric Holder forderte Trump daraufhin auf, «mit den verdammten Lügen aufzuhören».
Der Präsident hatte mit seinen Äusserungen auf die Frage eines Journalisten reagiert, warum er sich noch nicht öffentlich zu den vier in Niger getöteten US-Soldaten geäussert habe. Trump sagte, er wolle die Hinterbliebenen dieser Militärs anrufen, aber vorher «ein wenig Zeit verstreichen lassen». Er wolle sie anrufen, «wenn es angemessen ist». Viele andere Präsidenten hingegen «haben keine Anrufe gemacht».
Holder erinnerte hingegen daran, dass er 2009 zusammen mit Obama zum Luftwaffenstützpunkt in Dover im Bundesstaat Delaware gereist war, um bei der Heimkehr der sterblichen Überreste von insgesamt 18 in Afghanistan gefallenen Soldaten und anderen US-Bürgern dabei zu sein. Er habe dort gesehen, wie Obama die Familien von Soldaten und von ebenfalls getöteten Beamten der Anti-Drogen-Behörde DEA getröstet habe, schrieb Holder auf Twitter.
«Abscheuliche und respektlose Lüge»
Obamas ehemaliger Sicherheitsberater Ben Rhodes nannte die Kommentare des Präsidenten eine «abscheuliche und respektlose Lüge – sogar gemessen an Trumps eigenen Standards». Der frühere Generalstabschef der US-Streitkräfte, Marty Dempsey, hob in einer Twitter-Botschaft hervor, dass sich sowohl Obama als auch George W. Bush zusammen mit ihren Ehefrauen «unermüdlich» um die dienenden Soldaten, die Gefallenen und deren Familien gekümmert hätten.
Trump hatte im weiteren Verlauf seines Pressegesprächs im Weissen Haus seine Äusserungen zu relativieren versucht. Auf Nachfrage sagte er, er wisse nicht, ob Obama die Familien der Gefallenen angerufen habe oder nicht: «Mir wurde gesagt, er habe das nicht oft getan, und viele Präsidenten täten dies nicht.»
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