Erinnerungen an früher verbinden
Pro Senectute Kanton Zürich lud im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Hohes Alter BasiNüeri» zum Erzählcafé ein. Bereits zum fünften Mal trafen sich gesprächsfreudige Rentnerinnen und Rentner im Türmli, um sich auszutauschen – über Amüsantes oder auch Nachdenkliches.

Die Moderatorin Veronika Eggenberger begrüsste an diesem Nachmittag neun Seniorinnen und Senioren zu Kaffee und Kuchen. In ungezwungener Atmosphäre ging es darum, sich kennenzulernen und sich austauschen. «Das sich Erinnern unter Gleichaltrigen ist ein wesentlicher Punkt bei diesem Angebot. Die Menschen die hierher kommen, wissen was sie verbindet.»
Das Erzählen über eigene Erfahrungen und was man früher erlebt habe, sei für ältere Menschen sehr wichtig.Und so brauchte es nur das Stichwort «Jahreszeiten», das Thema des Nachmittages und die Anwesenden begannen zu erzählen. «Der Frühling ist wunderschön. In meinem Garten auf der Wiese blühen jetzt die ersten Blumen, die meine Frau noch gepflanzt hat», sagte der 81-jährige Georges Tschirky aus Bassersdorf wehmütig. Seine Frau starb vor einem Jahr.
Er sei sehr froh, dass es das Erzählcafé gebe. Er habe hier so viele Leute kennengelernt. Georges Tschirky kommt bereits seit Oktober letzten Jahres, seit das Angebot besteht, ins Erzählcafé. Auch hindere ihn der weisse Stock, den er seit einem Jahr wegen seiner stark eingeschränkten Sehkraft brauche, nicht daran, zu Fuss ins Türmli zu kommen.
Das Bad im Felsenloch
Das angeregte Gespräch blieb aber nicht beim Frühling stehen. Auch von den früheren Sommer gab es Amüsantes zu berichten. Über die Erlebnisse in der Bassersdorfer Badi zum Beispiel, als das damalige Dorfunikum zur Saisoneröffnung mitsamt den Kleidern ins Wasser sprang. Oder über die ersten Schwimmversuche in einem Felsenloch. «Ich machte einen Kissenanzug nass, schwenkte ihn umher, damit er sich mit Luft füllt und machte mit dieser Schwimmhilfe meine ersten Schwimmversuche», erinnerte sich eine Besucherin lachend.
«Und ich spüre noch heute die selbstgelismete Badehose aus Wolle auf meiner Haut», meinte ihre Sitznachbarin. Da war der gehäkelte Bikini aus rosa Garn von dem die 72-jährigen Bea Vollenweider erzählt schon fast revolutionär. Sie nahm am Erzählcafé zum ersten mal teil. «Ich wollte vor 15 Jahren selber ein Erzählcafé eröffnen. Leider kam es nicht zustande», erklärte die ausgebildete Gerontologin. «Heute bin ich als Teilnehmerin hier und finde es spannend, den Geschichten zu lauschen.»
Schlecht für Geburtstermin
Und diese Geschichten machten bald einen Bogen über die Zeit der ersten Fernseher bis hin zur Technik von heute und dem Auto von Morgen. Natürlich durfte auch eine Liebesgeschichte nicht fehlen. Zum Beispiel diejenige von Georges Tschirky und seiner Frau, die damals, bei ihren ersten Treffen, den jungen Mann zu einem Chränzli des Frauen- und Töchternchors einlud.
Er, der nicht wusste was ein Chränzli ist, blieb das Lied über ein Windlein, das blies, in bester Erinnerung. «Ich fand dieses Gesäusel furchtbar», sagte er schmunzelnd. Der Liebe tat dies aber keinen Abbruch. Er bat seine Freundin sogar , ihn nach Paris zu begleiten. Die Einwilligung ihres Vaters bekam er allerdings erst, nachdem sie sich verlobt hatten. Sie heirateten in Paris und blieben dort einige Jahre.
Als seine Frau dann das erste Kind erwartete, mussten sie erfahren, dass der Geburtstermin äusserst ungünstig lag. «Die Pariser sagten uns, dass in der Stadt im Juli alles auf Sparflamme liefe – auch die Spitäler. Sie versuchten uns zu beruhigen, indem sie uns erklärten, dass wir im Notfall auf die Feuerwehr zählen können. Diese habe immer jemanden, die sich in Geburtshilfe auskenne.» Seine Frau habe dann aber kategorisch gesagt: «Mein Kind kommt nicht mit der Feuerwehr auf die Welt.» Was dann auch nicht geschah, kehrten die Tschirkys doch zur Geburt in die Schweiz zurück.
An diesem Nachmittag wurden viele Erinnerungen aufgefrischt und damit war das Ziel erreicht. Bis zum nächsten Mal im Türmli am 20. April.
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