Franken erleidet SchwächeanfallEuro kostet erstmals seit Ende 2019 mehr als 1,10 Franken
Der Franken hat derzeit keinen leichten Stand bei den Anlegern. Diese befinden sich in einem risikofreudigen Modus, so dass sichere Häfen wie der Schweizer Franken weniger stark gefragt sind.

Der Euro ist für Schweizer so teuer wie seit über einem Jahr nicht mehr. Die Gemeinschaftswährung ist in der Nacht auf den Mittwoch über die Marke von 1,10 Franken geklettert. Dieses Niveau hatte es letztmals Ende 2019 gegeben.
Auch der US-Dollar hat in den letzten Wochen weiter Boden gut gemacht und nähert sich mittlerweile der 0,91er Marke an. Der Franken habe derzeit keinen leichten Stand bei den Anlegern, hiess es am Markt. Die Risikobereitschaft sei gestiegen, was nicht zuletzt an den geopolitischen Entspannungen liege.
Ende der Lockdowns steigert Zuversicht
Sogenannt sichere Häfen wie der Schweizer Franken seien in diesem Umfeld weniger gefragt. Darüber hinaus sei in den letzten Wochen die Zuversicht gestiegen, dass es in vielen Ländern zu einer baldigen wirtschaftlichen Öffnung komme.
«Die Schweizerische Nationalbank dürfte es freuen, dass sie zurzeit nicht am Devisenmarkt intervenieren muss», schrieb die Zürcher Kantonalbank (ZKB) dazu in einem Kommentar. Während des Pandemiejahres 2020 war das anders gewesen, weil der Franken zeitweise sehr gefragt war. Die erhöhte wirtschaftliche Unsicherheit sowie die expansive Geldpolitik der Zentralbanken machten den Franken letztes Jahr relativ attraktiv.
Der Anlagechef der St. Galler Kantonalbank, Thomas Stucki, erklärte überdies, dass im internationalen Vergleich sowohl die grossen Schweizer Aktien als auch der Franken relativ schwach seien. Möglich sei, dass ausländische Anleger, die vor allem in den grossen Schweizer Aktien investiert seien, diese verkauften und dadurch dann auch den Franken.
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Da in früheren Jahren sich einerseits viele Euro-Länder zunehmend verschuldeten und andrerseits die Schweiz eine Verschuldung vermied, sank der Eurokurs von ursprünglich 1.55 CHF bis auf 1.18 CHF hinunter. Der Wechselkurs richtete sich immer weniger nach der Kaufkraft der beiden Währungen. Unsere Exportware wurde in den EU-Staaten (unsere wichtigsten Handelspartner) immer teurer und auch in der Schweiz wurde je länger je mehr Importware gekauft. Für unsere wirtschaftliche Entwicklung ist dies langfristig gesehen gar nicht gut.
Erst seit der "Corona"-Pandemie wachsen auch bei uns die Staatsschulden ständig. Der Schweizerfranken verliert im internationalen Vergleich endlich wieder ein wenig an Wert. Gar so schlimm ist das nicht. Unsere Export-Produkte werden wieder ein wenig billiger. Doch von der sogenannten "Wertparität" zum Euro sind wir immer noch weit entfernt.