Frauen machen Geleistetes sichtbar
Was eine Büchse Ovomaltine und eine Unterhose aus Amerika mit Bülach zu tun haben, erfährt man ab Sonntag im Ortsmuseum. Dann beginnt die Ausstellung zum Thema «150 Jahre Gemeinnütziger Frauenverein».

Die antike Ovomaltine-Büchse aus dem Jahr 1962 hat einen Ehrenplatz. Die Leihgabe der Wander AG steht zuoberst in der Vitrine beim Eingang des Bülacher Ortsmuseums. Das Malzgetränk ist nämlich eng mit der Geschichte des Bülacher Frauenvereins verbunden. Arme, kranke Bülacher zu stärken, war das Ziel des Vereins seit der Gründung vor 150 Jahren.
Und da war das süsse Pulver von 1940 bis 1970 ein Mittel der Wahl, zumal es der Verein dank vieler höflicher Bittschreiben an das Unternehmen zum Vorzugspreis erhielt. Armut, Krankheit, Hunger und Krieg, waren die Themen, welche die «Frauen und erwachsenen Töchter» Bülachs damals umtrieben. Davon zeugen die Dokumente aus den ersten Vereinsjahren, welche die Organisatorinnen der Ausstellung «150 Jahre Frauenverein Bülach» ans Tageslicht geholt haben.
Suppen, Socken und mehr
Die Vorstandsmitglieder Frauke Böni und Pascale Siegrist konnten bei ihrer Recherche aus einem reichhaltigen Fundus schöpfen. Das kürzlich aktualisierte Vereinsarchiv, die Brockenstube und – ganz wichtig – die privaten Bestände der rund 550 Mitglieder standen zur Verfügung. Das gestalterische Flair von Angelika Müller und die fachliche Hilfe von Kristiana Eppenberger Vogel halfen mit, die Trouvaillen in Szene zu setzen.
Entstanden ist ein vielfältiger, farbiger und liebevoll präsentierter Überblick über das Engagement unzähliger Bülacher Frauen. Dieser zeigt auch, wie eng die Geschichte des Vereins mit der Entwicklung der Stadt, aber auch mit dem historischen Geschehen verbunden ist. Ein riesiges Plakat mit einem Zeitstrahl hilft, die Engagements chronologisch einzuordnen: Speisung Kranker, Betreuung einer Suppenanstalt, Betrieb der Dörrstube, Eröffnung des Kinderhorts, Sockenaktion für Alkoholkranke. «Wir möchten das in 150 Jahren von den Frauen Geleistete sichtbar machen», sagt Frauke Böni.
Doch die Ausstellerinnen wollen keinesfalls nur eine Nabelschau der Wohltätigkeit bieten. Anhand eines Netzes voller Gegenstände – stellvertretend für die Themen der aktuellen Arbeitsgruppen – wird gezeigt, was die Frauen für sich selbst aus dem Vereinsleben gewinnen. «Männer bilden Seilschaften, Frauen knüpfen Netze», erklärt Böni die bunte Installation.
Erinnern und Schmunzeln
Auch Humorvolles hat im Ortsmuseum einen Platz erhalten. So findet etwa jene Unterhose Erwähnung, die ein nach Amerika ausgewanderter Bülacher dem Frauenverein im Jahr 1940 retournierte. Die Begründung: Er benötige die einstige Spende nun nicht mehr. Die Dokumente und Gegenstände aus vergangenen Frauenverein-Tagen dürften bei den Besucherinnen und Besuchern manche Erinnerung wach werden lassen und hier und dort für ein Schmunzeln sorgen.
Für die Vernissage am Sonntag haben sich die Frauen zusätzlich eine kabarettistische Überraschung einfallen lassen. Madeleine Bölsterli vom Duo Fogelvrei wird mit «d'Jumpfer Schüli vo Büüli» einen Bänkelliedvers des Vereins wieder aufleben lassen, eine zeitgemässe Version inklusive.
«Wir hoffen natürlich, dass nebst unseren Vereinsmitgliedern auch weitere Interessierte aus der Stadt oder andere Frauenvereine die Ausstellung besuchen», sagt Siegrist. Ein Besuch sei auf jeden Fall eine gute Möglichkeit zu erkennen, was Frauen zum Gedeihen der Stadt beigetragen hätten und immer noch beitragen.
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