
Die WM lässt bei mir keine Freude aufkommen. Nicht, weil ein Land das grösste Fussballturnier der Welt ausrichten darf, das mit dem Ballsport etwa gleich viel am Hut hat wie ich. Nicht, weil bei der WM-Vergabe vieles fragwürdig war. Auch nicht, weil das Turnier in den November verschoben werden musste, weil im Wüstenstaat körperliche Anstrengung im Sommer gesundheitsschädigend ist. Dass aber Zigtausende während dem Bau der Stadien jener Hitze ausgesetzt waren, die man den Fussballspielern nicht zumuten wollte, finde ich grenzwertig. Auf den Baustellen hantierten Männer aus Nepal und Bangladesh, den ärmsten Regionen der Welt. Die Berichte über die miserablen Arbeitsbedingungen in Katar und die Bilder der Familien, die ihre auf den Baustellen verstorbenen Angehörigen nach monatelanger Schufterei im Sarg zurückerhielten, bleiben mir im Gedächtnis hängen und drängen sich jedes Mal ins Bewusstsein, sobald ich die Wörter WM und Katar in einem Atemzug höre. Wie soll da Vorfreude aufkommen?
SamstagExtra – Freuen Sie sich auf die Fussball-WM?
In rund einem Monat beginnt die Fussball-Weltmeisterschaft. Sind die Redaktorinnen und Redaktoren schon in Vorfreude? Sie lesen es hier.