Behörden pfeifen Ortschronisten zurück – Eigental-Ausstellung ist ihnen nicht genehm
Neuer Knatsch ums Eigental: Eine geplante Ausstellung zum Thema 50 Jahre Naturschutz in jenem Gebiet stösst beim Nürensdorfer Gemeinderat auf Widerstand.

Das Thema ist emotional und politisch aufgeladen wie kaum etwas anderes in der näheren Umgebung: Wenn es ums Eigental geht, gehen die Wogen rasch hoch. Aktuell ärgern sich vor allem viele freiwillige Ausstellungsmacher der einheimischen Naturschutzorganisation Bassersdorf/Nürensdorf (NBN) und auch in der Ortsgeschichtlichen Kommission Nürensdorf ist man dem Vernehmen nach alles andere als zufrieden. Im August hätte im Ortsmuseum der Gemeinde eine Jubiläumsausstellung über die Entwicklung des Eigentals eröffnet werden sollen. Denn genau vor 50 Jahren wurden dort erste Feuchtwiesen und Biotope unter Schutz gestellt.Doch aus der Ausstellung wird nun nichts. Der NBN-Vorstand hat einstimmig beschlossen, das Projekt einzustellen, teilte die rund 500 Mitglieder zählende Naturschutzorganisation gestern überraschend mit.
In der Mitteilung heisst es, die Absage der Ausstellung erfolge, weil der Gemeinderat Nürensdorf die Durchführung der Ausstellung von der Sanierung der löcherigen Eigentalstrasse abhängig gemacht habe. Diese ist seit über vier Jahren aufgrund eines Knatsches gesperrt, könnte aber womöglich in wenigen Wochen saniert und wiedereröffnet werden.
Bösel will kein Böser sein
Der Nürensdorfer Gemeindepräsident Christoph Bösel (SVP) will nichts von Verhinderung einer unliebsamen Ausstellung oder gar Zensur wissen. Er sei sich keiner Schuld bewusst. «Wir sind nicht die Bösen», sagt Bösel. Er habe auch nichts gegen den NBN. «Aber da geht es um ein heikles Thema. Und ich muss auch an die 20 000 Unterschriften auf der Petition zur sofortigen Eröffnung der Eigentalstrasse erinnern», meint der Politiker. Er bekomme den Unmut aus der Bevölkerung in Form von E-Mails und Anrufen fast täglich zu spüren. «Da kann es nicht sein, dass die Eigentalstrasse gesperrt ist wegen des Naturschutzes und die Gemeinde eine Ausstellung unterstützt, die den Naturschutz im Eigental abfeiert», argumentiert Bösel.
Ausserdem habe er die Ausstellung ja nicht komplett verboten. Sollte die Strasse wieder eröffnet werden – und danach sieht es aus –, wäre besagte Ausstellung für den Nürensdorfer Gemeinderat wiederum vertretbar. Bösel gibt zu bedenken, dass mit dem Ortsmuseum und der Ortsgeschichtlichen Kommission öffentliche Stellen involviert seien, was bedeute, dass Steuergelder fliessen. «Das geht in der momentanen Situation nicht an», findet er. Die Ausstellungsmacher hätten ja auch nach Bassersdorf gehen können, und ausserdem habe die Gemeinde ihnen ja schon grünes Licht gegeben für eine Fotoausstellung in der Nürensdorfer Bibliothek.
Keine Lust auf Sündenbock
Die Ortsgeschichtliche Kommission selber hält sich in dieser Sache zurück. Die spürbar enttäuschte Präsidentin Andrea Betschart sagt auf Anfrage: «Wir haben intern beschlossen, keine Stellungnahme abzugeben.» Man sehe sich nicht als politische Behörde und wolle sich somit auch nicht in die Politik einmischen. Die Ausstellung ist für sie damit erledigt, eine andere werde es vorläufig nicht geben.
Gemeindepräsident Bösel weist darauf hin, dass es sich beim fünfköpfigen Gremium im Übrigen ja auch nicht um eine Kommission mit selbstständigen Entscheidungsbefugnissen handle. Diese Kommission sei nämlich wiederum der Kultur- und Freizeitkommission unterstellt. Diese wird wiederum von Bösel selbst präsidiert. Er findet nun, der NBN hätte noch genügend Zeit gehabt, um abzuwarten, bis sich entscheidet, ob die Eigentalstrasse wiedereröffnet werden kann. Dies soll bis spätestens in zwei Wochen klar sein. Er geht davon aus, dass es nämlich keine Rekurse mehr gibt, was bald freie Fahrt bedeuten würde – auch für die Ausstellung. «Es wäre noch genügend Zeit geblieben, die Ausstellung vorzubereiten.»
NBN-Präsidentin Gisler bestreitet dies. «So geht man nicht mit Freiwilligen um. Wir haben dem Gemeinderat immer gesagt, dass die Ausstellung über das Jubiläum des Naturschutzgebietes Eigental nichts mit der Strassenproblematik zu tun hat.» Nun sieht sich der NBN in die Rolle des Sündenbocks gedrängt. «Das kann doch nicht sein. Wir haben uns schon immer für Froschtunnels eingesetzt und auf die Sanierungsproblematik hingewiesen – aber die Gemeinderäte wollten nie etwas hören, bis die Strasse plötzlich gesperrt war. Und jetzt sollen wir es auch noch ausbaden.»
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