Das Ziel verfehlt, besiegen lässt sich der Weltrekordhalter aus Ungarn aber nicht
Er ist mehrfacher Weltrekordhalter im Distanzpfeilbogenschiessen und in seiner Heimat Ungarn ein Star. Am Samstagnachmittag zeigte Monus Jozsef vor rund 60 Zuschauern sein Können beim Schiessstand Wisengrund.
14 Bögen liegen ausgebreitet auf rotem Samt mitten im Acker auf dem Areal Wisengrund. Die Pfeile stehen im Köcher bereit. Monus Jozsef legt seinen weissen Wolfspelz ab — ein Geschenk von Mongolen, das ihm den Übernamen «Weisser Wolf» eingebracht hat. Der 52-Jährige hält den ersten Bogen über sein Knie, spannt eine Sehne ein und überprüft alles mit geübtem Auge. Genau dasselbe macht er mit dem zweiten Bogen. Nun dürfen alle Freiwilligen selber versuchen, einen Bogen in die Hand zu nehmen und die Sehne zu spannen. Niemand schafft es, so wie der Meister es spielend vorzeigt.
Sechs Flaggen sind in Reih und Glied angeordnet. Sie symbolisieren Heimatland, Stammestotem und reitende Pfeilbogenschiessende. Turul, der heilige Vogel der Ungarn, soll Glück bringen.
In 284 Metern Distanz steckt eine Fahne mitten im Acker, darum verteilt liegen drei Eier am Boden, die aus der Weite nicht zu erkennen sind. Doch genau auf diese Objekte will Jozsef zielen. «Ich bin kein Sportler», sagt der amtierende Weltrekordhalter später. «Ich kämpfe für die Ehre der Fahne, für meine Ahnen, für mein Land.» Niemals würde er zulassen, dass man ihn besiegt. 10 000 Gegner hätten sich ihm schon vergeblich in den Weg gestellt, erzählt er weiter.
Weit entferntes Ziel um Haaresbreite verfehlt
Während Jozsef eine Kamera auf dem Boden montiert, um die Vorführung für eine Sequenz des Dokumentarfilms festzuhalten, welcher im kommenden März in Budapest uraufgeführt wird, macht sich sein Assistent Michel Bakocs auf dem Feld in der Nähe der Fahne bereit.
Nun gilt es ernst. Trommelschläge lassen die Spannung steigen, die Sehne wird gespannt, der Pfeil entschwindet geräuschlos. Der Meister stösst ein archaisches Brüllen aus und gibt auf Ungarisch einen Kommentar ab. Pfeil um Pfeil wird abgeschossen, per Handy wird kommuniziert, ob ein Ei getroffen wurde.
Sehr nahe ist Jozsef seinem Ziel gekommen, doch der steinige Acker macht dem Schützen einen Strich durch die Rechnung. Die Pfeilspitzen sind abgebrochen, Monus Jozsef hat sämtliche Pfeile verbraucht. Trotzdem ist ihm der Applaus des Publikums in Glattfelden sicher.
Mit Pfeil und Bogen den Lebensunterhalt verdienen
Der gelernte Maschineningenieur lebt seit zehn Jahren nur noch für Pfeil und Bogen, finanziert sich durch Preisgelder und Vorträge selber. Schon als Kind war Monus Jozsef fasziniert von dieser uralten Tradition, will sie auch nicht als Sportart verstanden wissen. «Die glorreiche ungarische Geschichte soll wieder auferstehen», betont er. «Wenn ich verlieren würde, würde ich sterben.» 500 Schüsse pro Tag sind sein Trainingsziel, vor einem Wettkampf sogar deren 1000. Sein nächstes Ziel ist der Weltrekord über 907 Meter, gleichzeitig eine symbolträchtige Jahreszahl für Ungarn.
Der in Glattfelden aufgewachsene Zürcher Michel Bakocs ist stolz darauf, den Weltrekordhalter nach Glattfelden geholt zu haben. «Ich kenne ihn persönlich und bin froh darüber, dass der Gemeinderat diesen Anlass bewilligt hat.» Für Zuschauer Gabor Gyula aus Glattbrugg bedeutet der heutige Moment emotional sehr viel. «Auf diesen Anlass kann man als gebürtiger Ungar stolz sein.»
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