Die Ink-Days zeigen die Haut als Fläche für Kunst
Sein Körper ist Kunstwerk und Markenzeichen: Pascal Waldburger zählte zu den auffälligsten Figuren an den Ink-Days in Regensdorf. Tattoos bedecken den ganzen Körper des Berners.
Für die über 4000 Besucher der zweiten internationalen Ink-Days in Regensdorf mit über Hundert der besten Tätowierer ist klar: Tattoos sind Kunst. «Tattoos spiegeln die Persönlichkeit ihres Trägers, der sich die Freiheit nimmt, die Motive offen zu zeigen oder sie geheim zu halten», sagte etwa der 45-jährige Pascal Waldburger aus Büren an der Aare. Vor gut 20 Jahren hatte der Elektrotechniker einem befreundeten Tätowierer beim Stechen ausgeholfen und dabei Feuer gefangen: «Ich war so fasziniert, dass ich das professionell machen wollte», erklärt Waldburger. Nach zwei Jahren eröffnete er sein eigenes Atelier. Dämonen sind seine Spezialität, wie unschwer erkennbar ist, wenn man seine auffällige Bemalung von Kopf bis Fuss erblickt. Der Künstler bekennt: «Bis auf eine kleine Stelle bin ich am ganzen Körper tätowiert. Einige Sujets, wie die um die Augen, habe ich selbst gestochen, andere von den besten Tätowierer machen lassen.» Sein Ganzkörper-Kunstwerk, das in mehreren Jahren auf rund zwei Quadratmetern lebender Haut entstanden ist, hat ihn «so viel wie zwei Autos der Mittelklasse» gekostet.
Künstler aus aller Welt
Für Waldburger ist völlig klar: Wer ein Tattoo will, muss sich unbedingt vorher informieren und dann nur von einem ausgewiesenen Profi stechen lassen. In Regensdorf warem rund hundert Künstler aus Europa und Übersee angereist. Gut vertreten waren auch die Schweizer Tätowierer, die ihre Stände im Kongresszentrum im Mövenpick als Ateliers benutzten. Vor den Augen der Besucher und Kollegen applizierten sie Tinte und Farbe unter die Haut ihrer Kunden. Mit einer Geschwindigkeit von 800 bis 7500 Bewegungen pro Minute stechen die Nadeln zu und lagern die Farbmittel ein. Als eine der wenigen Frauen hat sich Sarah Kaufmann vom Liestaler Living Dead Tattoo-Studio in diesem Metier etabliert. Die 29-jährige ehemalige Coiffeuse tätowiert seit zwei Jahren und zeichnet sich durch ihre exakt gestochenen, realistischen und individuell gewünschten Werke aus. Ivo Büchel aus Winterthur hat sich ihr in Regensdorf für ein neues Tattoo einer Clownfrau anvertraut, nachdem sie ihm als Fan von Horrorfilmen schon zwei andere Motive gestochen hatte. «Seit vier Jahren habe ich Spass an Tattoos und gönne mir hie und da ein Neues», erklärte der 25-Jährige.
Gleich nebenan setzt Freddy Krummenacher von der «Wonderworld» in Wallisellen seine rotierende Tätowiermaschine bei einem Portrait am Bein von Robert Polink aus Regensdorf ein. Krummenachers Spezialität sind Horror- und Biomechanismus-Motive in Schwarz. «Dieses Tattoo widme ich meiner verstorbenen Mutter. Sie trug ebenfalls Tätowierungen», erklärt Polink.
Was steckt hinter dem Wunsch, sich tätowiren zu lassen? Ein Grund spielt die Identitätsfindung, so etwa bei Suni Tangjai aus Wallisellen, der frisch gekürten Miss Tattoo 2017. Die Geschäftsführerin der Zürcher Babalu-Bar hatte die Ink Days am Freitag eröffnet. «Prinzessin Monononke aus einem japanischen Zeichentrickfilm prägte meine Kindheit, die ich in einem Heim verbracht habe. Sie war frei, selbstständig und unabhängig. Deshalb habe ich sie als 19. Tätowierung machen lassen. Sie hat mir in der Publikumswahl den Sieg gebracht», erklärte Tangjai.
Berühmt wegen Korrekturen
Ihr erstes Tattoo liess sich Tangjai mit 16 in Thailand stechen. Den qualitativ bescheidenen schwarzen Panther hat sie inzwischen übercovert. Das ist keine Seltenheit: Jugendsünden, schlecht gemachte Tattoos, persönliche und berufliche Veränderungen können dazu führen, dass manche ihren Körperschmuck später bereuen. So erging es Charlotte Erni (56) aus Basel. Im Rausch tätowierte ihr Freund mit drei zusammengebundenen Nadeln von Hand ein Teufelchen auf den Arm das völlig missriet. Jetzt – nach 40 Jahren - wird das «hässlichste Tattoo der Schweiz» von einem Spitzentätowierer gratis «übermalt». Mit dieser Aufgabe wurde auch der deutsche Tätowierer Randy Engelhard in der Schweiz bekannt. In der TV-Sendung «Horror Tattoos» kann man sich melden, um unschöne Motiv verbessern zu lassen. Von den Ink Days in Regensdorf ist Engelhard begeistert und erklärte als Jury-Mitglied im täglichen Tattoo-Contest: «Die Kunstwerke zeichneten sich durch ihre perfekten Arbeiten und gute Qualität aus.» Weiter lobte er die gute Organisation des Anlasses, der das breite Spektrum der Tattoo-Szene aufzeigte.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch