Die Musik spricht eine eigene Sprache
Vier hochkarätige Streicher des Tonhalle-Orchesters Zürich traten in der ausverkauften «Schüür» auf.

Gastgeberin Ursula In-Albon Specogna begrüsste die Besucher in der «Schüür» für einmal nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Polnisch, Italienisch, Spanisch und Englisch. So vielfältig wie die Sprachen ist die Herkunft der vier Profimusiker des Tonhalle-Orchesters, welche für den 1.Advent unter dem Titel «Aus der neuen Welt» als Streichquartett Werke von Dvo?ák und Barber zum Besten gaben. Christopher Whiting und Thomas Garcia, beide mit der Violine, Katarzyna Kitrasiewicz-Losiewicz mit der Viola und Gabriele Ardizzone am Violoncello versetzten das Publikum in eine Welt der ätherischen Klangfarben voller Wehmut und Ausdrucksstärke.
Eindrücke von Dvo?áks Reisen durch Amerika und von dem direkten Treffen mit Ureinwohnern seien im Werk Nr. 12 F-Dur op. 96 «Amerikanisches» deutlich spürbar, erzählte Whiting in seiner Begrüssungsrede. Der erste Satz begann fein, steigerte sich, wurde schwungvoll, als zöge eine Landschaft am inneren Auge der Zuhörer vorbei. Die erstaunliche Klangfülle der vier Instrumente liess Sehnsüchte aufkommen. Im zweiten Satz steigerten sich die Klänge zu wehmutsvoller Dramatik, bevor es fröhlich und heiter weiterging.
Traurigste Musik der Welt
Der zweite Teil des Abends war Samuel Barbers Werk in h-Moll op.11 gewidmet. Der zweite Satz gelte als traurigste Musik der Welt, erklärte Violinist Whiting. «Diese Musik trifft den tiefsten Kern des Herzens und verbindet Menschen in gemeinsamer Trauer.» Tatsächlich schien die Zeit zum Stillstand zu kommen. Nach dem ersten Satz herrschte atemlose Stille, so bewegt war das Publikum von den melancholischen, schwermütigen Klängen. Nach frenetischem Applaus und Standing Ovations ging der musikalische Abend mit zwei Zugaben beschwingt und fröhlich zu Ende.
«Am liebsten hätte ich ein solches Konzert in der eigenen Stube gegeben, doch hier in der Schüür ist es ja beinahe wie zu Hause»Christopher Whiting
Der gebürtige Amerikaner Christopher Whiting lebt seit eineinhalb Jahren in Bülach, ist quasi ein Nachbar von Ursula und Sepp Specogna, welche in ihrer «Schüür» regelmässig kulturelle Anlässe veranstalten. «Am liebsten hätte ich ein solches Konzert in der eigenen Stube gegeben, doch hier in der Schüür ist es ja beinahe wie zu Hause», sagte der 52-jährige Doppelbürger. Zwischen den Vormittags- und Nachmittagsproben in der Tonhalle habe man zu viert intensiv geprobt, um das Programm auf die Beine zu stellen. «Und jeder Einzelne von uns übt zusätzlich allein während vieler Stunden.»
Meta und Paul Castelberg aus Winkel waren vom Anlass begeistert. «Es ist eine einmalige Atmosphäre. Man spürt die Freude der Musiker und bekommt ein Kribbeln im Bauch», sagte Paul Castelberg. «Wer dieses Konzert nicht gehört hat, hat etwas verpasst», ergänzte Gattin Meta. Auch Gastgeber Sepp Specogna zeigte sich überwältigt. «Solche Musiker so hautnah hier zu haben, ist schon beinahe familiär und erinnert mich an eine Stubete.»
Erstellt: 02.12.2019, 14:50 Uhr
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