Gastro-Branche wirbt rollend um Nachwuchs
Der Gastronomie und Hotellerie fehlt es an Nachwuchs. Mit dem «Bildungsbus zum Anbeissen» will die Branche der Jugend eine Ausbildung schmackhaft machen. Der erste Zwischenhalt in Bülach verlief noch nicht ganz nach Plan.

Die Schüler der zweiten Sekundarklassen sind mitten in der Suche nach einem Lehrberuf. Und da gibt es gemäss Lehrer Claude Foucault in seiner Sek-B-Klasse klare Favoriten. «Bei den Schülern stehen im Bereich Informatik und Technik sowie alles, was mit Autos zu tun hat weit vorn. Die Mädchen interessieren sich besonders für Pflegeberufe.» Gastronomie und Hotellerie? «Weniger», sagt der Jahrgangsverantwortliche im Bülacher Schulhaus Mettmenriet. «Am ehesten der Kochberuf.»
Branche geht in die Offensive
Richard Decurtins, Leiter Nachwuchsmarketing bei GastroSuisse, hat dafür eine Erklärung: «Die vielen Kochsendungen im Fernsehen haben sicher dazu beigetragen. Es gibt Köche, die in den Medien wie Rockstars auftreten dürfen.» Koch sei aber auch ein abwechslungsreicher und kreativer Beruf, in dem man sich stets weiterentwickeln könne. Decurtins hat selbst Koch gelernt. Zu seinen Aufgaben gehört es nun, Nachwuchs für Gastronomie und Hotellerie zu finden.
Seit eineinhalb Jahren gehen die Berufsverbände dabei einen neuen Weg. Sie fahren auf den Pausenplatz der Oberstufenschulhäuser vor, halten also direkt bei der Zielgruppe. Meistens jedenfalls. Diesen Dienstag war es erstmals schlicht zu kalt. Der Bus blieb in der Garage. Der praktische Teil, das Backen der Pancakes, musste kurzfristig in die Schulküche verlegt werden. Gestern ermöglichte der Sonneinschein das Freiluftkochen.
In einem Schulzimmer informiert Decurtins jeweils die Hälfte einer Klasse über die zahlreichen Ausbildungen im Bereich Gastronomie und Hotellerie. «Berufsleute aus der Schweiz sind weltweit gesuchte Fachkräfte», sagt er. Das habe erst kürzlich auch deren Abschneiden bei den Berufsweltmeisterschaften in Abu Dhabi gezeigt. Zudem hätten Jugendlichen oft die Möglichkeit, sich bereits während der Ausbildung in einem internationalen Umfeld zu bewegen.
Schattenseiten sind erkannt
Es seien jedoch unter anderem die unregelmässigen Arbeitszeiten, welche abschreckend wirkten. Die Branche verzeichnet mit 36 Prozent eine überdurchschnittlich hohe Anzahl Lehrabbrüche. «Wenn zu allem, was in dieser Lebensphase passiert noch Stress und Hektik dazukommen, können sich Jugendliche überfordert fühlen», sagt Decurtins. Oft reiche es , den Betrieb zu wechseln. Auch das Verhältnis zwischen Lernenden und Berufsbildnern sei nicht zu unterschätzen. «Die Branche ist sich dessen bewusst und unterstützt Berufsbildner bei der Ausbildung.»
Für Lehrer Foucault ist das Angebot der Gastronomie-Verbände ein für die Schule kostenloser Versuch. Man sei gespannt, wie er bei den Schülern ankomme. Acht Klassen des Schulhauses Mettmenriet werden das Angebot bis Ende November nutzen. Sie alle haben bereits den Lehrlingsparcours, organisiert von Schule und Gewerbe, absolviert. Einige wissen heute schon, nach welcher Lehrstelle sie suchen möchte. Und so rührt der angehende Immobilienfachmann den Pancakes-Teig, während die zukünftige Praxisassistentin die Äpfel rüstet. Ein Beruf in Gastronomie oder Hotellerie steht in dieser Gruppe momentan nicht auf der Wunschliste.
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