Über 400 neue Wohnungen sind fertig – Zuzügerwelle fordert Bülach heraus
Auf dem ehemaligen Giessereiareal im Norden Bülachs sind über 400 Wohnungen bezugsbereit. Und das ist erst der Anfang.

In Bülach beginnt in diesen Wochen eine neue Zeitrechnung. Mit der Fertigstellung der Grossüberbauung «Im Guss» ziehen Hunderte neue Bewohner in die Stadt. Im nördlichen Teil der Bezirkshauptstadt, wo bis kurz nach der Jahrtausendwende die Schwerindustrie dominierte, sind in den vergangenen drei Jahren die Böden von den Altlasten der ehemaligen Giesserei befreit und mit neuen Wohnblöcken überzogen worden. Zwischen der Autobahnzufahrt an der Schaffhauserstrasse, dem Hardwald und dem angrenzenden Einfamilienhausquartier an der Solistrasse sind in einem Dreieck – so gross wie sechs Fussballfelder – urbane Blockrandbauten entstanden.
Mehr Ressourcen benötigt
Für die Stadt Bülach ist die Fertigstellung der über 400 neuen Wohnungen mit neuen Herausforderungen verbunden. Wie Stadtschreiber Christian Mühlethaler erklärt, hat man sich aber im Vorfeld gut darauf eingestellt. Als Erste werden die Mitarbeiter der städtischen Einwohnerdienste mit der Neuzuzügerwelle konfrontiert werden. Man habe entsprechende Ressourcen bereitgestellt, heisst es dazu. Die Digitalisierung soll dabei ebenfalls mithelfen, die Arbeitslast leichter zu bewältigen.
Vom Wachstum seien alle Abteilungen der Stadt betroffen. Etliche Bereiche der Verwaltung würden daher mehr Ressourcen brauchen, gibt Mühlethaler zu bedenken. Nebst der Stadtpolizei, der Strassenreinigung oder der Kommunikationsabteilung ist insbesondere auch die Schule tangiert. Da stellt man sich auf einen deutlichen Zuwachs in den Klassenzimmern ein.
In zwei Jahren wird der Entwicklungsschub gar noch in einem grösseren Ausmass als jetzt weitergehen. Direkt angrenzend ans Guss-Areal liegt ennet der Schaffhauserstrasse nämlich ein weiteres ehemaliges Industriegebiet – das Glasi-Areal. Dort ist auf einem ebenso grossen Gebiet inzwischen der Baustart für 21 Häuser mit weiteren 560 neuen Wohnungen erfolgt.
Neue Landmarke entsteht
Direkt an der Ecke Schützenmatt-/Schaffhauserstrasse gelegen, wird auf dem Glasi-Areal mit dem 19-stöckigen und 60 Meter hohen «Jade»-Wohnturm eine weitherum sichtbare neue Landmarke in den Bülacher Himmel wachsen. Während drüben im Guss-Quartier alle 73 Eigentumswohnungen der Allreal bereits verkauft sind und nun laufend bezogen werden, sind von den 343 fertig gebauten Mietwohnungen bislang etwas mehr als die Hälfte vergeben. Doch mit dem 1. Oktober naht ein offizieller Umzugstermin, der so oder so für eine Welle von Neuzuzügern sorgen wird. Einige Wohnungen sind bereits besetzt. Ein Augenschein vor Ort gibt Einblick in die neue Lebenswelt im einstigen Arbeitsplatzgebiet Bülachs. Manche Bewohner hatten die neue Bleibe nur virtuell besichtigt und stehen beim Umzug das erste Mal in ihrer neuen Wohnung.
Erstellt: 20.09.2019, 16:37 Uhr
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«Voraussetzungen schaffen, damit sich alle wohlfühlen»
Die 343 Miet- und 72 Eigentumswohnungen auf dem Areal «Im Guss» in Bülach Nord füllen sich mit Leben. In zwei Jahren werden dann auf dem gegenüberliegenden Glasi-Areal weitere 560 Wohnungen bezugsbereit sein. Der Bülacher Stadtschreiber Christian Mühlethaler erklärt, welche Weichen man in Anbetracht des Bevölkerungszuwachses im neuen Stadtteil gestellt hat.
Seit Anfang Monat ziehen nach und nach Mieter und Eigentümer auf dem Bülachguss-Areal ein. Ist die Stadt Bülach gewappnet für den Bevölkerungszuwachs?
Christian Mühlethaler: Wo früher die Schwerindustrie zu Hause war, sollen zukünftig Menschen jeden Alters heimisch werden und Hotels, Restaurants und Gewerbe wirtschaften. Die Stadt Bülach freut sich auf die neuen Einwohnerinnen und Einwohner, die das Quartier beleben und heisst sie herzlich willkommen. Wir schaffen auf allen Ebenen die Voraussetzungen, damit sich die neuen Einwohnerinnen und Einwohner wohl fühlen.
Es werden nun auch laufend Familien mit Kindern zuziehen: Können die Schulen die kurzfristig eintretenden Schülerinnen und Schüler aufnehmen?
Jedes neu zugezogene Kind erhält einen Schulplatz. Die Primarschule Bülach ist von Gesetzes wegen dazu verpflichtet. Abhängig von den Klassengrössen in den einzelnen Schulhäusern kann es sein, dass ein Kind nicht ins nächstgelegene Schulhaus eingeteilt wird. Die Primarschule achtet bei der Zuteilung aber darauf, dass der Schulweg zumutbar für das Kind ist und es diesen möglichst zu Fuss bewältigen kann. Die Primarschule Bülach hat frühzeitig, via die Immobilienfirmen, die neu zuziehenden Familien kontaktiert und sie gebeten, ihren Zuzugstermin frühzeitig mitzuteilen. Dies hat in vielen Fällen gut funktioniert und hat geholfen, die Bildung neuer Klassen sowie die Schulhaus- und Klassenzuteilung frühzeitig zu planen.
Wie hoch ist der zu erwartende bürokratische Aufwand, um die zahlreichen Neuanmeldungen zu erledigen?
Bei den Einwohnerdiensten sind die nötigen Ressourcen bereitgestellt. Verschiedene Prozesse sind zudem optimiert und werden digital unterstützt.
Werden im Hinblick auf die Bevölkerungszunahme auf der Stadtverwaltung mehr personelle Ressourcen benötigt?
Die Stadt Bülach wächst aufgrund zahlreicher Bauten. Prägend sind insbesondere die Projekte Bülachguss und ab 2021 das Glasi-Quartier. In Folge dessen werden verschiedene Bereiche der Stadtverwaltung mehr Ressourcen benötigen. Alle Abteilungen sind betroffen: So müssen beispielsweise mehr Strassen gereinigt werden oder die Kommunikation ist zu verstärken. Oder es braucht mehr Ressourcen bei der Stadt- und Quartierpolizei, um in allen Quartieren genügend präsent zu sein. Und wenn Bülach stark wächst, so ist dies auch seitens der Stadtverwaltung zu begleiten. Das hat auch Einfluss auf die Stadtplanung. In welchen Bereichen konkret welche zusätzlichen Ressourcen benötigt werden, wird am 25. September mit dem Budget 2020 präsentiert.
Der nächste Neuzuzüger-Anlass ist erst Mitte 2020. Gibt es für die neuzugezogenen Menschen auf dem Bülachgussareal ein spezielles Event vonseiten der Stadt Bülach?
Im Frühling plant die Credit Suisse als Vermieterin in Absprache mit der Stadt ein Quartierfest. Zudem findet im Juni 2020 wie gewohnt der Neuzuzüger-Anlass statt.
Interview: Barbara Stotz Würgler.
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