
Gerade findet, virtuell, eine Geberkonferenz für Syrien statt. Bereits zum fünften Mal wollen die UNO und die EU Mittel für die Not leidende Bevölkerung im Land und die geflohenen Syrer im Ausland sowie deren Gastgeber einsammeln. Der Bedarf ist immens. Insgesamt 24 Millionen Menschen sind nach Angaben des UNO-Koordinators Mark Lowcock in der Region auf Hilfe angewiesen, 4 Millionen mehr als vor einem Jahr. Die Kampfhandlungen in Syrien sind zwar zurückgegangen, doch die Not der Bevölkerung nimmt zu: Neun von zehn Syrern leben unter der Armutsgrenze, über die Hälfte von ihnen leidet Hunger, weil Nahrungsmittel in Regimegebieten und in den von Aufständischen kontrollierten Regionen knapp sind. Die UNO hofft auf Spenden in Höhe von zehn Milliarden Dollar.
Lowcock versuchte es mit einem rhetorischen Trick – durchschaubar, aber inhaltlich nicht falsch: Bei der Geberkonferenz für Syrien 2014 seien nur wenig Mittel zusammengekommen, sagt Mark Lowcock, ein Jahr später habe der Westen die Quittung für seinen Geiz bekommen. Die Syrer kamen nach Europa, sie flohen vor Assad, dem IS und dem Elend in den Flüchtlingslagern.
Regierungschefs, die sonst nicht müde werden, zu betonen, man müsse Fluchtursachen bekämpfen, geben nur noch ungern Geld.
Um das von EU und UNO ausgerufene Spendenziel zu erreichen, ist es anscheinend nötig, mit der Angst vor neuen Menschenströmen zu spielen. Jene Regierungschefs, die sonst nicht müde werden, zu betonen, man müsse Fluchtursachen bekämpfen, geben nur noch ungern Geld. Das hat etwa auch die Konferenz für den Jemen Anfang März gezeigt, nicht einmal die Hälfte der erhofften Summe kam da zusammen.
Nach zehn Jahren Krieg in Syrien sind die Hoffnungen auf Veränderung passé: Assad regiert und wird auch weiter Wege finden, Teile des Geldes in seiner Kriegsmaschinerie und bei ihm treuen Bonzen versickern zu lassen. Das ist schmerzhaft, darf aber keine Ausrede sein. Die Not im Land ist für Millionen existenziell, und nicht nur dort: Der grössere Teil des UNO-Geldes soll in Nachbarländer wie den Libanon und Jordanien gehen, wohin viele Syrer geflohen sind. Sie brauchen jede Unterstützung.
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virtuelle Geberkonferenz für Syrien – Geiz ist dumm
Millionen Syrer leben in existenzieller Not – in ihrem Heimatland und als Flüchtlinge. Ihnen muss geholfen werden.