Google wirbt in Sommercamp um Kinder
Der Internetriese will 9- bis 14-Jährige als Nachwuchs für sich begeistern. Auch Versicherer buhlen um Mädchen und Buben.

Die Kinder haben Spass und die Eltern ihre Ruhe: Der Nachwuchs geht auf Schatzsuche, baut eine Waldhütte, verbringt eine Woche im Reitlager oder ein paar Tage auf einem Bauernhof. Solche Lager und Freizeitaktivitäten sind für viele Kinder das Highlight der Sommerferien. Doch nicht immer geht es dabei um Spiel und Sport.
Neue Angebote haben einen ernsthafteren Hintergrund. In Workshops lernen Kinder Programmiersprachen, beschäftigen sich mit Fragen zu Essstörungen oder arbeiten an Fallstudien für Banken. Dabei treten Firmen als Veranstalter oder Sponsoren auf.
Der Internetriese Google führt im Juli das erste Schweizer «Google Kids Summer Camp» in Zürich durch. Man wolle einen Beitrag dazu leisten, die Informatiker der nächsten Generation auszubilden, sagt eine Sprecherin des Unternehmens. In einem Workshop lernen Schulkinder von 9 bis 14 Jahren Roboter zu konstruieren und zu programmieren.
Der Kurs #IamRemarkable richtet sich speziell an Mädchen. Dort lernen sie, sich selber in ein gutes Licht zu rücken. «Der Workshop wird den Teilnehmern die Wichtigkeit der Eigenwerbung in ihrer Karriere aufzeigen und ihnen die Werkzeuge zur Verfügung stellen, um diese Fähigkeit zu üben», steht im Kursbeschrieb – Zielgruppe sind Mädchen zwischen 9 und 14.
Die Kinder «tauchen in die Arbeitswelt von Google ein»
Mit den kostenlosen Kursen will der Internetkonzern offenbar auch passenden Nachwuchs für sich begeistern. Die Kinder «tauchen in die Arbeitswelt von Google ein». Die Eltern macht das Unternehmen darauf aufmerksam, dass laut Studien viele Kinder bis zur achten Klasse «eine Identität» für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik gebildet haben. Der frühe Kontakt mit Informatik könne Interesse und Neugierde wecken.
Auch die Standortinitiative Digitalswitzerland will Kinder für solche Fächer mit Sommercamps begeistern. Auf ihrer Website bewirbt sie verschiedene Kurse. So erhalten 6- bis 12-Jährige im Sommer die Gelegenheit, «früh und ganz spielerisch den Umgang mit Codes, Algorithmen und digitalen Tools zu lernen». Das Angebot kommt gut an. Meistens seien die Sommercamps ausgebucht. Es gebe eine grosse Nachfrage seitens der Eltern, sagt eine Sprecherin. Ein fünftägiger Kurs kostet 500 Franken.
Laut Andreas Tschöpe, Geschäftsleiter der Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände, gibt es vermehrt solche neuen Angebote für Ferienlager. Man sehe das aber nur bedingt als Konkurrenz. «Kinder und ihre Eltern sollen entscheiden, was für sie interessanter ist.»
Nur die Besten schaffen es ins Camp
Der Versicherer Mobiliar versucht diesen Sommer zum zweiten Mal, 13- bis 15-Jährige dafür zu gewinnen, «sich mit drängenden Zukunftsfragen zu beschäftigen». Im von dem Unternehmen veranstalteten Atelier du Futur beschäftigen sich Jugendliche ab Mitte Juli in Fiesch VS mit Themen wie Essstörungen, Foodwaste und Abfallreduktion.
Neben Auftritten von Sängern und Influencern arbeiten die Teenager an einem eigenen Projekt ihrer Wahl: «Egal, ob du aus einer kaputten Hose eine neue Handyhülle designst oder deine eigene Flohmarkt-App entwickeln möchtest.» Die Mobiliar macht auf ihr kostenfreies Sommercamp über Werbung im Radio, in Zeitungen und sozialen Medien aufmerksam. Während des Anlasses ist das Unternehmen als Sponsor sichtbar. Versicherungsdienstleistungen oder Produkte werden laut Mobiliar nicht thematisiert.
Die Unternehmenswelt ist dagegen im Next Generation Summer Camp des Swiss Economic Forum ein Thema. Die Veranstalter wollen Jugendliche ab 16 Jahren mit dem «Virus der Entrepreneure infizieren». Zu den Sponsoren des Anlasses gehören die Grossbank UBS, die Versicherung Allianz Suisse, die SBB und die Swisscom.
Die Beteiligten spielen Fallbeispiele durch. «Was macht eine Bank für junge Menschen attraktiv?», lautete eine Fragestellung. Um die 25 Plätze des Camps, das im Mai zum zweiten Mal stattfand, mussten sich Interessierte wie für eine Stelle bewerben. Auch das gehört zum Sammeln erster Erfahrungen im Unternehmertum.
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