Grosse Kunst vom Hof der Kaiser
Indische Malerei gehört seit Jahren zu den Attraktionen des Museums Rietberg in Zürich. Nun ist die Sammlung um hochkarätige Malerei aus der Mogulzeit gewachsen.

Ab und zu wird schon mal ein Haupt gespalten. Und rollende Köpfe sind keine Seltenheit, wie denn das Kopf- und Gliederabhacken sehr beliebt gewesen zu sein scheint. Auch bei der Grosswildjagd war man nicht zimperlich: Sie können einem jedenfalls richtig leid tun, die vier Panzernashörner, von denen eins bereits erlegt am Boden liegt, das Auge geschlossen, die Zunge seitwärts aus dem Maul, indessen es den anderen Nashörnern zu Fuss und zu Pferd mit Pfeilen und Spiessen an den Kragen geht. Aber was heisst Kragen – in den ungepanzerten Hintern, gerade unter den Schwanz, wird das arme Tier gestochen, während von der rechten Seite ein Kampfelefant, von seinem Mahut angestachelt, ihm die Stosszähne in den Leib rammt. So sieht es aus, wenn Babur (1483–1530), der Begründer des Mogulreiches und erste Mogulkaiser Indiens, auf Nashornjagd geht – in der Nähe von Bigram (Peshawar), verrät die Legende – und wenn ein hervorragender Künstler rund 60 Jahre nach dem Tod des Kaisers die Jagdszene auf seine Art schildert, in wunderbar leuchtenden Pigmentfarben und Gold auf Papier. Zur Entstehungszeit dieses Blattes sass bereits Baburs Enkel Akbar (1542–1605) auf dem Herrscherthron; als Akbar der Grosse ist er in die Geschichte eingegangen.